Stutzig geworden? Zurecht!

Neues, merkwürdig schlecht gemachtes Bild ab heute aufm Soodlepoodle. Sag ich jetzt mal so. Oder eher:  eigentlich gut, dann aber digital verkorkst, das Ausgangsmaterial.

Liegt an den auf ersten Blick als gefakt erkennbaren Bildbestandteilen. Die auch noch, fast, um noch mehr als solche aufzufallen, doppelt vorhanden sind: ich meine den zwiefachen Vogelumriß, der nach Klick als knallig-ungewohntes Tapisseriemotiv wiedererscheint und, weiterklickend endlich am Menue angelangt, verschwunden ist und die “Originalwand” sichtbar wird (und man sich denken mag: “Was ist denn in den gefahren?”):

Denn SO im Originalzustand könnte man sich das ja gefallen lassen – als angemessener Start auf einer ernsthaften Foto-Webseite.. Warum im Startbild diese “Störungen” eingebaut sein müssen, plötzlich übersättigte Textilmuster auf dieser Webseite erscheinen, nun.. die Bananenscans und der Spieltrieb sind schuld. Und  eigentlich noch mehr: der Wille zur Irritation.

Am Anfang des Tages gabs nämlich lediglich den unschuldigen, armen Scan #3:

So weit, so obskur, denn “Nur wem extrem langweilig ist, der scannt Bananen” hör ich schon jemand sagen. Nun – um Schauspieler zu scannen, fehlt mir das Equipment ;-) .. Aber weiter: aus dem Ausschnitt unten links im Bild hab ich intuitiv ein “Muster” gemacht das heißt: bestimmt. Das ist ja das Tolle an der Digitalen Bildverarbeitung: sogar Werkzeuge für Künftiges kann man mit entsprechender Software selbermachen. Heute also Tapeten: gelb und irgendwie bananig-leopardig gefleckt sollte es sein. Die Funktion Muster erstellen c/o Photoshop ist eine Art selbstgemachte Kachel: die kann man dann automatisch eine vorgegebene Fläche füllen lassen.

Das sieht dann im Falle des gewählten Ausschnitts (obig schwarz umrandeten Vierecks) plötzlich aus wie ein Blick in eine leicht exotisch belegte Hähnchentiefkühltruhe:

Damit mit diesem – wie mit jedem- Muster etwas passendere Übergänge zwischen den Rändern entstehen, gibts die Kulturtechnik des “Stürzens” oder “Klappens”, die ich mal von einem Schreiner gelernt habe (die machen das nämlich beim Furnieren auch so): man stürzt in jede Himmelsrichtung jedes zweite und erhält ein größeres, harmonischeres da um Symmetrie erweitertes MusterBild:


Das Ergebnis läßt einen etwas starrigen Blick aufs Muster aufkommen, gewiß, und man versucht, nicht an präpubertäre Kaleidoskoperfahrungen oder Batik-Gewänder zu denken.

Apropos Kaleidoscop – das gibts auch in motion: die grandiose

Mirror City Timelapse von Michael Shainblum.

Doch weiter an der Schale: fahriges Radieren erfolgt, man bekommt den Vogel zu fassen, den man dann ordentlich ausschneidet- der zu Demonstrationszwecken  gewendete Rest der Bananentapete wird überraschenderweise zu sternennachtblauer Psychedelik, die uns heute mal zu Schulungs- und Veranschaulichungszwecken zwar ungebeten, doch sehr gelegen kommt.

Ein fremdartiges Tier mit zwei(!) plausiblen Augenstellungen entsteht- nur mit Radierer und fellig (!) eingestellten “Wischfinger“, ein wenig die von der Banane vorgegebenen Konturen nachziehen en detail et voilá:

Genau diesen Umriß hab ich dann ins Wandbild eingebaut- einmal reinmultipliziert als leicht verwitterte(s) Graffiti/Wandmaleria, einmal als Schatten, der sich von Farbe und Substanz möglichst nicht von den echten Schatten der Kamine unterscheiden sollte.. Bildbetrachter sollten so auf diese doch unwahrscheinliche Koinzidenz gestoßen werden. Und ordentlich stutzen.

Warum das jetzt so “gemacht” aussieht?  Nun: es ist a) die doch sehr “gemalte” Vogel-Form, die eher nach Kinderstift riecht als nach etwas ordentlich Ornitologischen. Und der Anstellwinkel der Beine ts ts.. Da hätte man entweder erst üben oder besser gleich als absichtlich erkennbar collagieren sollen:

Oder einbauen, den verkorksten Vogel-Schatten aber weglassen, dafür das Graffiti an eine prominentere Stelle gesetzt, die dann auch noch authentischer gewirkt hätte:
oder gar nochmal gespiegelt und rüber an den Kamin gerückt. Noch besser. Die mithilfe dieser Platzierung plausibel gemachte harte Kante- “erklärt” durch die Ecke zwischen Wand und angebauten Kamin – und dem “störenden” Schatten verstärkte ironischerweise den Eindruck der Authentizität :

Und ja hoppla- natürlich: jetzt wäre wieder Platz für den Schatten des “echten” Vogels. Warum den nicht an einer noch etwas prominenteren Stelle als anfänglich platzieren? So entsteht dann ein perfektes Spiegelbild mit einem dargestellten Dialog zwischen gemalt und echt:

Aber: will man das? Die Besucher so am digitalen Schnabel herumführen? Niemals!

Lieber mit etwas merkwürdig Riechenden stutzig machen, denn- es ist nicht alles Schein, was trügt ;-)

Und: die kleinen Scan- und Retuschefehler im “Originalbild” selbst kamen ja gar nicht zur Sprache..

PS.: noch mehr Stutz im aktuellen Blog-Headerbild: die Banane mit Pelzausläufen- Soodlepoodle auf dem Weg zum Kamel im Leopardenfell, dem Kamelopard

Hier als farbiger Nachtrag noch ein Hinweis zur Bauanleitung der doch recht schmucken Version des Vogel-PLUS-Hintergrundbildes, digital “gekreuzt” mit der Bananentapete: der Ebenen-Modus “Differenz” machts möglich. Ladet einfach die beiden Bilder direkt unter der “Hähnchentiefkühltruhe” mal in den Photoshop und experimentert (ich hab zur verbesserten räumlichen Darstellung noch schnell nen Schatten “untergeschoben”):

Könnte für meinen Geschmack glatt als Kimono-Stickerei-Vorlage durchgehen..