KrimiCover des Monats

Jeden Monat von 2013 bis 2015 erschien hier ein neues, weiteres Krimi Cover in anständiger Größe zu Schauen, immer mit einigen nähkästchenförmigen Bemerkungen dazu. Durch die April 2013 mit der Digitalisierung einhergehende/begonnene Revision meines Archivs prä-2003 bin ich auf einige bislang unbeachtete Fotos gestoßen, die eine meiner Ansicht nach wirklich starke Wirkung als KrimiCover entfalten können. Eine überaus beglückende Bestätigung meiner Vorahnung mit dem Erscheinen der Reingretchen-Idee, mein komplettes Archiv zu einer neu zu entdeckenden (und neu zu bewertenden!) Bilderquelle transformiert zu sehen.

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Dezember 2015 Setzt man einen etwas “fernen” Blick auf, der durch die Buchstaben dringen mag, kann man die bildfüllende Wildsau erkennen, die sich kaum vom gleichfarben durchwühlten Grund absetzt, eher mit ihm zu verschwimmen scheint. Die drübergelegten Buchstaben helfen hier, diese Tarnung zu vervollkommnen – ein wundervolles Bild für die Macht der Sprache, das Offenliegende unsichtbar werden zu lassen! Und ein kriminalistisch-psychologisches Thema der literarischen Extraklasse. Für den Titel lag zwar der Begriff Schwarz und Wild nahe, ich habe jedoch eine Textzeile aus einem Liebeslied (!) der Kölner Band Erdmöbel genommen, die mir jäh in den Kopf geschossen kam ;-)

 

 

 

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August 2015 Wenn einem eine Zeichnung, die in diesem Fall eher etwas von Frottage-ohne-Gegenstück hat, plötzlich wie ein Foto vorkommt und man eh noch auf der Suche nch einem fittenden KrimiCover des Monats ist, läßt man diesen Wink nicht ungenutzt vorübergehen (oder so). Mir ist dieses wolkige Ding gaanz eindeutig Mündungsrauch wenige Sekundenbruchteile nach dem Abfeuern. Und daß im verwendeten Papier auch noch ein kreisrundes Loch war – der kleine “durchgestrichene” weiße Fleck im untersten Titelwort – tant mieux!

Obwohl ich für diesen Monat schon ungefähr die Hälfte der nächsten 16 Coverfotografien zusammenhab, erfreut es mich über alle Maßen, wenn die faszinierenden Ergebnisse meiner PinXoGraphy in diesem seltenen Fall auch als Foto durchgehen ;-)

Anmerkung: Was aussieht, wie ein Sommerpausenloch – es fehlen 2 Monate Nachschub – ist meiner neu erwachten Zeichen- und Kritzelleidenschaft geschuldet siehe den “Ausreden”-Artikel “Ich konnte meine Hausaufgaben nicht machen – ich muß doch soviel Fußball spielen!! ”

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Mai 2015 Das Wiedersehen mit sieben Jahre alten Aufnahmen. Ich war in der näheren Umgebung unterwegs und hab hier die Demontage der alten Riedbahnbrücke über den Neckarfluß aufgenommen. Auch die zu transportablen trenngeschweißten alten Teile. Die stapelten sich erstmal direkt unter der benachbarten Fußgängerbrücke und ergaben – das weiß ich natürlich erst heute – ein stimmungsvoll chaotisches Krimibild. Und mit dem Trick der Entfärbung und Kontrastverringerung ein würdiger Anwärter fürs Cover des Monats. Im Original wäre dieses Strebengewirr eine mächtige Herausforderung für die funktionale Anbringung der Schrift gewesen..

Relativ zügig fiel mir ein Thema für dieses ungeschriebene Buch ein: Abfall, der keiner sein muß, wie hier. Denn ich bin mir sicher, die Eisenteile wurden in einen Wiederverwertungskreis rückgeführt. Das könnte meinen Ansicht nach noch eine Menge andere, bislang vernachlässigte “Warengruppen” betreffen. Da ist Upcycling das richtige Stichwort. Mach ich ja auch so.

reingretchen-c591cotmApril 2015 Das erste Mal, daß meine Gemälde, mit denen ich mich seit drei Monaten befasse, als Rohmaterial Einzug ins Krimigenre halten. Und was  paßte für ein Debut besser als ein groß´ blutig´Rot und nix weiter?!

Das war zwar nicht geplant, aber Dauergäste hier ahnen schon, daß auch dieses bildgebende Verfahren nicht vor Weiterverarbeitung gefeit ist. Noch tu ich mich schwer mit der Benennung- schließlich muß das offensichtlich Gemalte nicht nur in den Titel und den Inhalt der Geschichte mit einbezogen werden, sondern – und da bin nun ich am vorahnen – sind Gemälde, die der Anmutung Illu entfliehen wollen (das ist schließlich ein FOTO-Projekt), auf eine bislang mir unbekannte Weise für was Gretchenartiges geeignet, das ich noch nicht überblicken kann.

Also erst mal leerlassen!

reingretchen-c576cotmMärz 2015 Die leibhaftigen Bildpixel zu fotografieren, in deren Oberflächen-Überzug sich auch noch der schlierige echte (!) Nachmittagshimmel spiegelt, war für mich vergangenen Dienstag eine Entdeckung, nicht nur fürs Reingretchen. Da werde ich wohl in Zunkunft mehr den Blick drauf zu richten haben, bei all dieser Mehrschichtigkeit des Motivs, das an der Grenze des Informationsuniversums zum Realen steht.

Mit digitaler Hilfe konnte Einiges an bildlicher Prägnanz hinzugefügt werden, um diese scheinbare luftige Durchbrochenheit, die sich in Betrachters Hirn zu Buchstaben, Symbolen und verwirrenden Glitches fügen will, optimal herauszuarbeiten – ganz im Sinne des Krimis als solchem – der perfekte Kandidat also fürs neue Cover des Monats!

 

 

reingretchen-cotm569Februar 2015 Durch nächtliche Cover-Aktivitäten gerät, für mich eher die Ausnahme, das Dunkle des Bildes selber in den Fokus. Auch, daß ich nun seit zwei  Monaten mehr male und scanne als fotografiere, hat auf den Bildervorrat, der nun zur Verfügung steht seine Auswirkungen. Als Cover des Monats gibts die großzügige Schwärze des offengelassenen Scannerdeckels und, sehr plakativ, die angeschnittene, prägnant-elegante Form dieses Flugsamens, den ich, knapp vier Zentimeter an Längenausdehnung, Mitte Januar irgendwann auf dem Balkon mit anderem Treibgut zusammenkehrte und der mir dann als wunderliches Anschauungsobjekt auffiel. Auf dieses blankschwarze Tuch muß es jedem LayOuter doch Freude bereiten, Autorenname und Titel, am besten in fett weiß und entsprechender Fontwahl dieses Plakative bis zum Optimum hochzufahren! Ein neues Deckblatt fürs Reingretchen ergab sich auch – man soll ja nichts Brauchbares wegwerfen: durch die dem Cover des Monats abgeschnittene Fläche des Gesamtscans entstand

 

reingretchen-c542-544cotmJanuar 2015 Von den letzten Winter- und Weihnachtstagen, an denen ich diese beiden Fotos aufgenommen habe, ist nichts zu sehen, nur zu spüren: das Trübe, das Herannahen düsteren Wetters, genannt Unbilden. Und: ich kann mich nicht entscheiden und poste heute, am Neujahrstag nach langem, glücklichen Schaffens-nachmittag zwei Cover-des-Monats. Früchte, die als einziges noch über dem Abgrund des Kommenden hängen, sich an den Ästen festklammern, schon mit Faulflecken versehen, aber noch in der schwindenden Sonne – das müßte doch Symbolkraftsuggestion sein, die man deutlicher als Schreib-Inspiration nicht haben kann. Ebenso das Befremdartige des waagrecht montierten Gargoyles auf Deutschlands größtem Marktplatz mit den dunklen Wolkenfetzen darüber – wenn das keine Steilvorlage für Geschichtenausmaler ist, oder??

reingretchen-c505cotmDezember 2014 Eigentlich müßte man als amtlicher KrimiCoverFotoLieferant auch nachts unterwegs sein. Und nichts als Schatten, regennass glänzenden Asphalt und schwirrende, irrlichternd-verschwommene Farbflecken fotografieren. Denn Düsternis in jeglicher Form (fest, flüssig, emotional) gehört heutzutage dringend zum Arsenal des Spannenden. Damit will ich nicht behaupten, daß sie in jeglicher Geschichte unverzichtbar wäre. Doch ist sie in der Lage, jeglicher, mir eigentlich durchweg zu hell beleuchteter Erzählung der Moderne einen Touch emotionale Dunkelheit zusätzlich zu verpassen. Beim Thema düster hält ganz klar das Bild den Vorteil zum Text: ein schmutzig-dunkles Grün erzielt den Effekt direkt, geht sofort ins Blut, stellt alles klar. Wie hier in meinem frisch gekürten Cover für den letzten Monats des Jahres.  Mit Nebel an nur einer einzig erkennbaren, dafür umso wirkungsvolleren Stelle. Und alles umso prominenter, als es mit diesem verdächtig fröhlich?strahlenden Rosa kontrastiert/gesetzt ist. Wenn ich hier so runterscrolle erstaunlicherweise das erste mit “unpassenden” Seitenbalken. Wird also höchste Zeit, dieses anregende Stilmittel der Covergestaltung hier mal zu würdigen ;-) .

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November 2014 Es gibt fotografische Funde, die “geschehen” so nebenbei. Wie dieser: eigentlich, das weiß ich noch, war ich bei diesem Ausflug mit Kamera mehr auf die Ferne fokussiert, da fiel mir – war es beim Filmwechseln = Innehalten und sehr wahrscheinlich Kopf&Blick runterdrehen? – dieses Stück “angekreidetes” Pflaster auf. Ich drückte ab und setzte den Weg fort, sobald alles wieder fit war mitte Teschnik. Genauso beiläufig, wie man vor dem Weggehen noch schnell ein Päckchen Taschentücher von der Ablage im Hausflur greift & gedankenfern einsteckt. Und nun, Monate später, taucht es aus meinem Archiv auf und ich bemerke jäh diese Verdoppelung des “Prinzips Kreuz(ung)”. Faszinierend, sich eine Story mit eben dieser Überlagerung zu imaginieren! Noch dazu der mitgelieferte krasse Gegensatz in den Paaren Kreide – Stein, Kinder- und Erwachsenenwerk, gegossen genau und frei zerrieben!

Oktober 2014 Raum, Leere, Unfertiges, space und: Zeit braucht man, damit Neues wachsen, Inspiration erwachen & neue Ideen heranwehen und ihren Platz im Leben finden können. Das habe ich diesen neuen Monat ganz besonders stark an den “leeren” Bildern gelernt, die dem Reingretchen zugewachsen sind – direkt mal wieder aus meinem Archiv 2012/13. Gelernt auch, wie die Einarbeitung auf bestimmte, feste Themen die Sichtweise (nicht nur beim Fotografieren) auf diese Welt beeinflußt und ich durch bloßes, stetiges “Üben” ein Auge für Buchcover der kriminellen Art bekommen zu haben glaube in den letzten beiden Jahren.

Plötzlich macht das Hirn von selbst, was es laut Projektplaner soll ;-) und “sieht” Möglichkeiten wie hier in diesem fast monochromen Cover des Monats, das auf wie ich finde anregende Weise zwei Gegensätzlichkeiten in einem unverschämt ungefüllten Rechteck versammelt. Da zuckt doch der Taufnerv, oder?

September 2014 Es war ein Zufall, daß mir diese zwei Fotos übereinandergerutscht sind und dadurch diese überraschende Komposition ergaben. Ja, wirklich von selbst ergaben – ich hab weder umpositioniert, noch den Mix der Überblendung verändert. Ergab sich aus meiner Vorgehensweise, erstmal alle Kandidatenbilder übereinander zu schichten und anschließend zu layouten.

Daß es so zwei unterschiedliche Motive wie die nur erahnbare Bananenstaude sind, die sich hier mit einem Flohmarkttischensemble zu etwas erstaulich Geheimnisvollen verquicken, macht alles umso erfrischender, darf ich gar das verpönte “spannender” sagen ?! So neu, daß ich dieses nun als Cover des Monats poste, ohne die restlichen, zum Monatsanfang fälligen sechzehn fertig zu haben. Die folgen in den nächsten Tagen. In der Zwischenzeit freue ich mich über  Entdeckungen wie diese, die mir mal wieder beweist, daß hier noch lange nicht fertig ist ;-)

August 2014 Was macht ein gutes Cover? Soll es genrepassend kriminell mysteriös sein? Und gleichzeitig klischeefern, um seine Einzigartigkeit zu betonen? Sollte es Erwartungen gezielt unterwandern? Schon beim reinen Betrachten Rätsel aufgeben? Symbolisch das Wesen der ganzen Geschichte, für die es wirbt/steht zusammenfassen, eine bestimmte (Blick)Richtung, die Welt zu sehen, anklingen lassen?

Ich finde: ja, all das.

Das Mysterium sollte sich idealerweise im Einfachen, Banalen, alltäglich zu Sehenden verbergen. Und erst bei genauer Betrachtung seine Räteselhaftigkeit offenbaren. Ich finde, das tut dieses Himmel-Drähte-Sonne-und-sonst-nichts-Cover. Wie ein abwesender, kaum wahrgenommener, quasi abgeschalteter Blick am müdgelaufenen Tagwerksabend, wie beim Warten auf einen Bus, irgendwo in dieser Republik. Deshalb hab ich unter all den auffälligen Covers dieses unscheinbare für den August ausgesucht.

Juli 2014 Sommerzeit braucht Sommercover, n´est-ce pas? Diesmal aber entgegen der hauseigenen Gebräuche nicht aus den Weiten des soodlepoodligen Archivs, sondern gaaanz frisch aus den Pfingstferien mit einem sehr tauglichen Foto: eine frisch blankweiß überklebte Plakatwand, die auf den nächsten Inserenten wartet. Ideal eigentlich (und verlockend dazu), genau da rauf den Titel zu platzieren aber nein, halt: das Leere des Bilds im Bild muß für den Inhalt des fraglichen Krimis, der wie immer noch zu schreiben ist, taugen. Alles andere wäre Die Verschenkte Gelegenheit des Monats ;-)

Also hab ich Autor und Titel ebenso schön rechteckig nach oben “in die Bäume” geschoben. Womit dem Betrachter die doppelte Inspiration überlassen wäre. Und inhaltsleere Werbung, den Kampf um des künftigen Kunden Aufmerksamkeit – das ist ein nicht abreißendes aktuelles Thema. Da kommt doch eine solcherart visualisierte “leere Versprechung” wie ein Geschenk des Himmels!

 

Juni 2014. Diesen Monat gibts hier zwei Neuigkeiten: a-tens versuche ich mich als Vorzeigewerk mal an einer kriminellen Indoor-Aufnahme. Das meint dieses Foto links, das ohne groß´ Aufwand aus den Gegenständen des täglichen Lebens “gewonnen” wurde. In diesem ersten Fall fürs Reingretchen war ein Toastwunsch Vater des Covergedankens, falls ich das mal so skurril ausdrücken darf: Ich schnitt unschuldig ein Fladenbrot auf, um es auf dem Gitter zu platzieren, da blickten mich diese beiden Augen an..
Außerdem darf ich b) mal einen Titel , die ja sonst streng unklar bleiben, hier veröffentlichen. Ebenso den Autor, der demnächst zur Auflösung seiner wahren Herkunft im Gewinnspiel ansteht. Hört sich gaanz schön finnisch an, oder? Und dann der italienische Titel.. Also, mir wachsen da einige Associazioni (ital.: Vereine ;-) )

Mai 2014. Die kyrillischen Buchstaben, die ich gerne zum Drüberkleben+Chiffrieren der Reingretchen-Titel und Autorennamen verwende, und die mit den lateinischen “gemischt” ein sehr spezielles Gefühl beim Anschauen erzeugen, bilden hier den perfekt kurvigen Kontrast zu den am allerhäufigsten fotografierten Krankonstruktionen auf der Promenade an der Rückseite der hiesigen Popakademie. Fast in jedem Jahrgang Musiker- oder Bandporträts findet man Fotos vor diesen, zum Teil unter Denkmalschutz stehenedne Reliquien vergangener Zeiten. Durch das extreme (abendliche) Gegenlicht werden alle Eigenfarben geschluckt und die reinen Umrisse bleiben. In Schwarz, um so am fotogensten optimalsten zu wirken. Ein zusätzlich willkommener Effekt ist die Verwischung der Entfernungshinweise- sobald alles gleichmäßig scharf abgebildet wird, addieren sich alle Formen. Gründe genug, hier als Cover des Monats zu erscheinen, oder?!

April 2014. Ein leicht geschwungen und dreifach durchgestrichener Rasen soll es diesen Monat sein. Mit Klötzchen unterlegt, auf Hölzchen gebettet. Und wer ein zweites Mal näher hinsieht, den kindlichen Vergnügungen sommers im Park nicht abgeneigt ist – oder sich mit eigenen Kindern dahin bewegt, wird es kennen: ein zum kreischenden Sonntagsvergnügen aufgebautes Schmalspurbahngleis mag uns Auslöser für widrige Geschichten sein- im massiv anbrechenden Frühling. Ob es nun die “kriminellen” Unterlagen sind, die das sonst schön Regelmäßige stören (nichtsdestotrotz aber immens wichtig für den Fahrbetrieb sind), oder etwas außerhalb des Gesichtskreises, das mag sich jeder selbst ausmalen.

Ich finde an dem Bild interessant, daß es ausgerechnet Grashalme, oder die Rasenstruktur an sich ist/sind, die den Größenmaßstab stellen: nur nach ihnen kann man sich richten bei der “Entzifferung” des Gebildes..

März 2014. Und immer wieder ist der es Himmel über Mannheim, der die Miete bezahlt ;-) Diesmal gar ein flottes Nr. 2-Reingretchen-Herz , das von den Halteseilen der Kurt Schumacherbrücke mitten ins Zentrum getroffen wird und daher ideal dazu taugt, einen luftig-tödlich-romantischen(?) Titel heranwehen zu lassen. Etwas Kipping war dazu notwendig, läßt das Ganze aber umso abenteuerlicher erscheinen. Und daß das Ganze darüber hinaus wie eine.. Rübe, ein Faustkeil wirkt, tut mindestens zusätzlichens der Inspiration gut..

Und überhaupt: Frühling und Herz in frischem Himmelsblau ;-)

 

Februar 2014. Hochwasserbilder waren es in diesem Monat, die ich aus der Halde hervor hab treten lassen. Davon finde ich dieses im wahrsten Sinne schwammige am besten – monochrom und bei näherem Hinsehen erst als Übergang von Wasser zu Lande erkennbar, identifizierbar.

..und die Trittspuren hab ich auch noch hinter den Titel gemogelt. Oder war es anders herum? Ein Rätselhaftes also von vorne bis hinten.

 

 

 

Januar 2014. Nachdem der Wintereinbruch noch auf sich warten läßt und mir beim Bauen der neusten Cover gar sommerliche (!) Bilder unterkommen- warum nicht diese kurz dazwischenschieben- die Kälte kommt schon noch ;-/ Dieses hier ist auf dem gerade entstehenden neuen Mannheimer Glückstein-Gelände aufgenommen, bevor dieses dann total umgegraben wurde. Beim Fotografieren war ich zwar angetan von den mit grobem Beton ausgebesserten Stellen, anderen Ränder sich die herabgewehten Herbstblätter wie Strandsaum angeordnet haben- heute erst, nach dem Drehen um 180° fällt mir die frappante Ähnlichkeit mit alten (See-)karten auf- das Ganze wirkt wie eine à la Andy Goldsworthynachgestellte historische – grandios! Und gibt daher gleich in mehreren DenkRichtungen Inspirationsfunken ab ,-) Ich bin begeistert!

Dezember 2013. Frischer Schnee auf der Landschaft, in Kombination mit einem bedeckten Himmel = keine Schatten verwandelt die vertraute Umgebung, Stadt oder Land, in etwas völlig Neues. Hervorragende Gelegenheit also, mit der Kamera loszuziehen und sich  von den Bildern des Niederschlags überraschen zu lassen. Einst kräftige Farben der Dinge verblassen ob der Witterung und man kann wie in diesem Fall fast farblose, dafür über-grafische Motive finden. Dieses hier beinhaltet auch noch ein Rätsel , nämlich diese obskure schwarze Fläche inmitten des Weiß´. Und Rätsel in Bildern sind ja ideal fürs Reingretchen– und bislang völlig übersehene Themen fallen ins verblüffte Auge. Denn da keinerlei Überdachung vorhanden war, muß es sich bei dieser “Erweichung” um eine Wärmequelle im Boden handeln, was weiterhin reiche Anregung für Gedanken über die Ursache nach sich zieht. Und auf kriminelle Machenschaften dahinter, die für die sonst “umsichtigen” Täter jäh einen nicht bedachten Leak darstellen…

November 2013. Ein fotografisch überreicher Oktober spült mir Hunderte von neuen Bildern nicht nur auf die unentwickelte Halde, genauso in die Reingretchen-Warteschlange, so daß die vielen Auswahlmöglichkeiten auch dieses Mal wieder eine wahre Lust sind- ich kann aus vielen als gelungen empfundenen Deckblättern nun dieses herausnehmen- natürlich ob der Mischung aus dramatischem Gegenlicht und hierzulande nur auf Baustellen anzutreffenden Gebäuderesten (zum großen Glück!). Dieses wirkt dann- ich hab durch die groben Maschen des Bauzaunes durchfotografiert und ihn somit draußen gehalten- wie eine Filmkulisse mit cineastisch optimaler Himmelszeichnung, die mich dadurch an vergangene Zeiten eher als an moderne denken läßt. An historische oder historisierende Filme, in denen Dramatik, wenn nicht gar Gewalt und Zerstörung Thema sind. Gereizt hat mich das Belassen der doch unleugbar vorhandenen Farbigkeit, die ja immer, je natürlicher sie wirkt, eine Gegenwart suggeriert. Hätte ich sie rausgenommen, das Foto gar noch etwas in Sepia getaucht, wäre diese Ambivalenz verloren gegangen. Aber so kann man plötzlich auf ganz andere Ideen zum Motiv kommen, auf solche, die mit klassischem Häuserkampf nur noch in übertragenem Sinn zu tun haben..

Oktober 2013. 18 lange Jahre hab ich dieses unglaubliche Foto im Gedächtnis. Achtzehn Jahre wartete dieser Schnappschuß auf seine Chance: eine weggeworfene, halbvolle Getränkedose entleerte sich in Schlucken, als sie von der Erdanziehungskraft (oder durch den Schubs mit nem Schülerschuh) diesen flachen Hang hinunter zu rollen begann und dabei eine leichte Kurve beschrieb. Das entstehende Klecksmuster: das perfekte Spiegelbild des darüberliegenden dunkleren Betonansatzes. Wahnsinn!

Noch nicht mal, wenn man sowas erfinden müßte, bekäme man es besser, das heißt perfekter und zufälliger hin! Ein Auge, ein Fisch, eine Statistik, eine Schnittmenge in Asphaltgrau, die Dose wie ein vergessener Spielstein nach einem verlorenen (oder gewonnenen?) Spiel. Ein Bild, vor dem man ins Meditieren kommt. Ihr etwa auch?

 

September 2013. Puh, das war echt schwer mit der Auswahl diesen Monat! Tatort-förmige Hosenbeine, Farb-Abstreifgitter, die ins Dunkel ragen, obskure hölzerne Drehkreuze mitten auf der Kuhwiese, lebende Statuen, die alles, nur keinen Eindruck des Statischen rüberbringen- sobald man die ganzen Bildteile erstmal entziffert hat. Dann wunderbar zartfarbene Luftballons im “Kettenfluchtformation” oder ins Farblose übergehende Frühstücksgedecke- ich war in meinem Archiv mit Scanner unterwegs. Und bin begeistert, was man da alles ausgraben kann! Trotzdem hat es dieses Bild auf das Podest zum Cover otm geschafft. Warum? Nun, wegen der doch nicht ganz so banalen, beredten “Handchoreografie”, der typischen Details, der Uniformität der Bildteile und Körperhaltungen. Die super als stille-Observation-als-so-la-la-Ausflug-getarnt durchgehen. Ganz zu schweigen von diesem oft auffallenden Hang der älteren Generation zum Beigen– man braucht nur am Montag früh mal an den Fenstern des größten deutschen Kaffeerösters vorbeischlendern… Fazit: Inspirationskraft: 

August 2013. Es gibt so im Foto festgehaltne Augenblicke, bei denen man sich hinterher echt fragt, was zum Donner einen bewegt hat, da auf den Auslöser zu drücken. Und obwohl dieses Cover des Monats August mit den Rindenmustern/Baumstämmen in perfekter Vertikalität & der halben, dahinter verschwindenden Gestalt auf Anhieb dazugehört, ist dem nicht so. Als ich nach ca. 6 Jahren diese Bild im Zuge der persönlichen Kriminalisierungswelle wieder in die Finger bekam, war sofort seine Tauglichkeit fürs Reingretchen klar: eine obskur da natürliche Dreiteilung des Bildausschnittes frappiert uns da, vom Verlagsbalken rechts in eine Viererform erweitert. Dazu eine dick vollständig in Beige eingepackte Gestalt, aufgeplustert wie ein rätselhaft deplazierter Raumfahrer, dazu ein optisches Vexierspiel mit dem Einordnen von Vorder- und Hintergrund-was ist vorne, was (außer der Gestalt) hinten? Perfekt also für einen mysteriösen, durchgeknallten Krimi, der genau diese Bildelemente als Motive aufnimmt, oder??!!

Juni 2013. Daß es einen Sommer gibt, dessen muß man anscheinend heuer, bis es denn mal soweit ist, im Archiv vergewissern. Das tue ich auch und finde dieses Bild wieder, das ich vor über fünf Jahren mal schnell bei nem Spaziergang im Neckar-Odenwald-Kreis durch den Maschendrahtzaun auf einen in genau diesem Moment neugierig herangerollten Ball aufnahm. So ne Paparazzi-ähnliche Situation kommt bei mir selten vor, wo ich durch die Gegend lauere, die Kamera schußbereit im Anschlag. Aber dieses Bild sprang mir jäh ins Auge, vor allem die Umkehrung der Konstellation: Ball vorne, nah und scharf, Spieler unscharf hintergründig und vor allem: mir zugewandt, einhaltend- das fand ich reizvoll. Noch dazu kam, daß sich das Niveau des Platzes gegenüber dem Fußwegs, auf dem ich unterwegs war, leicht erhöht befand. Ich mußte mich also nicht mal großartig zu Boden werfen, das Bild wurde mir quasi auf dem Tablett serviert. Und die unscharfen Schlingen des Zaunes fügen noch ein Aroma des Beobachtens aus einem Versteck dazu -ideal für meine Zwecke! Vervollständigt wird der Gesamteindruck, und, das ist nicht zu unterschätzen, vom LayOut: als Buchcover mit dem senkrechten “Verlagsbalken” am rechten Rand, der mehr ist als Erkennungszeichen und oft ungeliebtes, aber zu integrierendes Teil des corporate designs: er erst erzeugt den Eindruck von Symmetrie und rundet das Bild ab, macht es zum Cover des Monats. Einzig die Hemmung, dem Impuls nachzugeben und unverzüglich zur Aktion zu schreiten, hindert mich ab und an, solche Schnellschüsse abzugeben. Da hat ein Stunt à la Galella vs. Brando bei mir nicht so den Stellenwert ;-) Ist aber in etwas milderen Fällen ne gute Übung, die geballte fotografische Erfahrung auf die eine, einzige Bewegung -Kamera ans Auge, eine Sekunde Ausschnitt wählen, abdrücken- zu kumulieren. Vor allem, wenn es absehbar ist, daß, wie in diesem Fall, der Spieler sich wieder dem Spiel zuwendet, der Ball gleich wieder abgeholt wird & das Bild damit wieder verschwindet.

Der Mai ist gekommen und ich stürz´mich, passend zur Jahreszeit und zur Stimmung NATÜRLICH auf Bilder mit den erfreulich hellen Farben des Frühlings. Noch bevor irgendwelche Triebe, Knospen oder gar Blätter harvorbrachen, hab ich diesen Baum (links) im scharfen Nachmittagslicht fotografiert. Der perfekte Farbübergang, den der Himmel hier bietet, benutze ich, um durch ein einfaches Übereinanderlegen und Ausschneiden eine dreigeteilte Bildfläche zu erzeugen, die durch Farbe und Motive einen schlüssigen Gesamteindruck ergibt. Dazu ist es nicht mal notwendig, Teile davon zu skalieren, das machen ja Äste von selber ;-) Den “Verlagsbalken” am rechten Bildrand färbe und opake ich solange, bis er eine halbdurchsichtige vierte Spalte bildet: das Ergebnis besteht also aus zwei hellen und zwei dunkleren Bildvierteln, wobei das rechte dunkle sich mit dem Bildteilen der hellen Teile vermischt- also scSchnittmusterbogenhon als prima Hinweis auf eine recht verwickelte Story eignet, oder?! Das Rosa des Titelfonts kam flugs inspirativ-iterativ angeschossen: voilà- die kommendenBlütenfarben. Fertig ist die Frühlings-laube. Nur noch ein zur Flora passender Titel muß noch her…

Hier ein ultra mit Nostalgie, Verheerung und Trostlosigkeit aufgeladenes Bild aus dem Jahre 1988 als Cover des Monats April, fünfundzwanzig Jahre nach dem Aufnahmezeitpunkt. Kein Wunder ob dieser Wirkung, stammt das Foto doch vom naßkaltenWinter-Abriß eines größeren Gebäudekomplexes. Der Schutt, die geknickten Äste der traurigen Birke und die trüben, jegliche Tiefen entbehrenden monochromen Farben, tun das Ihrige- einen außerordentlich atmosphärischen Start in eine trostlose, unwirk- und -wirtliche Story anzukündigen. Woher diese verblichenen Farben stammen, ob vom Scannen oder von den veränderten Farben der zwanzigplus Jahre alten Papiervorlage – ich nehme stark an, eine Kombination aus beiden.. Dazu einen Titel und Autorennamen zu finden, der diesen Eindruck nicht nur vervollständigt, sondern gar noch zu verstärken in der Lage ist, finde ich nicht nur sehr spannend, auch gerate ich dabei in eine Stimmung der Wertschätzung, der gebotenen Sorgfalt und Einfühlungsvermögen, da mit der Benennung=Taufe alles stehen und fallen kann

Das Märzbild 2013– ein wahrhaft klassisch Düsteres: schwarz aufragender Wald als gestürztes Spiegelbild in einem Seenspiegel, auf dessen versiegelt wirkender Oberfläche eine blendend weiße, einzelne Vogelfeder aufliegt. Symbol eines Kampfes zwischen Gut und Böse, Hinweis auf einen Schriftsteller ( aus dieser Branche natürlich) oder fehlender Ast des “X”… Da werden mir Assoziationen an Hochburgen der deutschen Romantik wach: Von Webers Freischütz oder am besten gleich die Rock n Roll-Biografie von Richard Wagner, die ich gerade Abend für Abend am verschlingen bin- genau die richtige Lektüre für diesen ungemütlichen Nachwinter, der eigentlich ein Frühling sein sollte. Perfekt ins düstere Bild passt da natürlich die Frakturschrift. Mit dem Autorennamen hatte ich keine Schwierigkeiten, nur haperts noch mit der Zufriedenheit mit dem Titel: bedrohlich und alienhaft soll er wirken. Naja, ich hab einen ziemlich guten Arbeitstitel.

Der Februar ist gekommen mit seinen unentschiedenen Wetterlagen, und ich poste hier mal ein neues, geheimnisvolles “Ei”: marmoriert fleckig, an den Enden düster verschmiert dient dieses Cover mit der Entwurfsnummer 200 in idealer Weise dem Geheimnis. Hier kann sich die kriminelle Fantasie wirklich austoben, denn unter einer unbekannten Schale verbirgt sich ein umso obsukerer Schlupf. Und das Symbolhafte eines kommenden Unbestimmten kann nicht mehr übertroffen werden, oder?!

Hier als Archiveintrag #2 das Cover des Monats Januar `13

Als Start ins Neue Jahr 2013 habe ich dieses sehr atmosphärische Bild ausgewählt- Industrie-Romantik at its best: sonnenspiegelnde Schienenstränge, Metallgerüste und Mastkonstruktionen, die typischen Produktionsmittel-Umrisse Zylinder, Kugel und Rechteck. Dazu kommen eine fotogene Monochromie und ein starkes, das grafische Element stützende Gegenlicht. Überdies gibts als “Lokalcoloratur” den Umriß des asymmetrisch- historischen Wasserturms der Schildkröt-Werke. Alles in allem also eine Ausnahme vom Normalbetrieb Reingretchen: das Foto hier könnte schon für sich selber stehen- nicht wie das übrige Gros, das seine , ich will mal sagen Daseinsberechtigung nur durch die “kriminelle” Verwendung erhält. Umso sorgfältiger sind somit die Überlegungen zur Namensfindung anzustellen- man will das Bild ja noch besser machen. Und nicht mit einem schwachen Titel wieder entwerten. Die meisten “Buchtitel” habe ich bislang durch bloßes assoziaitives Aus-der-Luft-Greifen gefunden. Immer das Bild im Blick kommen oft sehr schnell Bezeichungen herangeflogen, die ich oft ohne Revision einige Zeit später als ok durchwinke. Nicht zu unterschätzen als Voraussetzung dieser windigen Angelegenheit: das Interesse in die Gegenwart, das stete Erweitern der Allgemeinbildung durch Neugier/Verfügbarkeit der Informationen per www, Gespräche mit Nachbarn, Passanten oder Kunden in den Postkartenverkaufsstellen. Surferei, Wikipedia, frisch im Gelesen-werden begriffene Bücher. Anhaltender Input also. In diesem Falle tauchte das Bild des Kugelfisches vor meinem geistigen Auge auf und ich habe das Bild erstmal so betitelt. Fand bei ähnlich rundlicher Erscheinung den inhaltlichen Sprung von der Biologie zur Industrie(form) reizvoll. Nach flinker Recherche gewann der Fisch als Verwendung in einem Kriminalroman dadurch dazu, daß er ein starkes Gift abzusondern in der Lage ist. Perfekt also für einen- da haben wir die Klemme: äquatorialen Krimi. Dazu bräuchte ich ein gänzlich anderes Bild. Ein paar Wochen später, als ich das Bild wiederholt rannahm, schien mir der Titel als solcher als zu schwach. Auch die Tatsache, daß der Fisch nur bei Gefahr sein “Ballkleid” anlegt, während der abgebildete Speicher invariabel Kugel bleibt, störte mich und ich löschte, um neue Inspiration zu finden.. (..)

Hier als Archiveintrag #1 das Cover des Monats Dezember `12

Plus historischer Gewinnspieltext: Nach einigen sehr positiven Rückmeldungen, was die Weite der Interpretationsmöglichkeiten betrifft, die in den Bildern und der Vorstellung liegt, es gäbe eine spannende Geschichte dazu, ist Eure vielleicht bislang unentdeckte Neigung zum Freitagstexter gefragt, nur diesmal ernsthaft & mit ordentlich kriminalliterarischer Energie, bitte: Die Einsender der drei Titelvorschläge, die unserer Jury (el Berndo und mir und noch ein Gastentscheider) am passendsten erscheinen/besten gefallen, dürfen sich aus dem doch stetig wachsenden Sortiment – um Nikolaus ist es mal wieder soweit!- zehn Karten nach Wahl zusammenstellen, die direkt nach Preisbekanntgabe zur Post wandern. Ich bin sehr gespannt, stellt dieses Experiment doch den Tauglichkeitstest fürs Reingretchen Syndrom dar!