Der DollyZoom in der Fotografie

29540032-33retHeute fange ich – statt der üblichen Einleitung – mit diesem selbsterklärenden Doppelbild an. Man muß nicht wissen, daß ich die beiden Fotos direkt nacheinander gemacht habe, sie also einen Platz direkt nebeneinander auf dem Negativstreifen gefunden haben. Auch nicht unbedingt, daß es ein typischer Frühlingstag 2015 mit ständig wechselnder Beleuchtung war, so daß nur wenige Minuten, in denen ich die Entfernung zwischen den beiden Aufnahmepunkten zurücklegte, zu diesem eindrucksvollen Beleuchtungswechsel genügten..

Es reicht, sie einfach ein wenig anzuschauen. Dann fängt man automatisch an, zu überlegen, wie diese Maßstabsveränderungen möglich sind. Der DollyZoom, das kann man eigentlich nur als Kinoaficionado wissen, ist eine spezielle Kamerafahrt, die eigentlich fix zueinander stehende Bildteile – Vorder- Mitten- und Hintergrund- zueinander zu verlagern imstande scheint. Während man sich heranzoomt, entfernt sich die Filmkamera per Wagen ( =Dolly ) vom Geschehen. Der Trick gelingt, wenn durch exaktes Zusammenwirken von Fahrer und Kameramann das Hauptobjekt immer genau gleich groß im Bild bleibt. Genau so, wie auf den beiden Fotos also. Nur ohne die Bewegung “dazwischen”. Diese in weiteren Beispielen aus der klassischen Filmgeschichte kann man sich anschauen auf  univie.ac.at, die schon vor zehnplus Jahren ein gewisser Herr Fuxjaeger zur Weiterbildung ebenda versammelt hat.

Leider, so der Tenor dieses Artikels, ist der Dolly Zoom spätestens seit den unendlich oft wiederholten Programm-Trennern von 3SAT anfangs des Jahrzehnts “verbrannt”, zum furchtbaren Klischee erstarrt und so total indiskutabel für moderne, ernstzunehmende Filmprojekte.77980022c2bNa, da hat ja die Fotografie ne Chance, diese unselige Bewegung wegzustoppen und nur zwei Punkte dieser Veränderung zu bebildern..Mit dem Fotografieren dieser meiner neuen Edition, die nun auf Alu-Dibond im Fenster der Mannheimer Galerie/Vergolderei Theuer und Scherr zu begutachten ist, kommt mir eine neue Idee für dieses in Mannheim doch recht,  äh, häufig fotografierte Motiv: die Galeriescheibe vor dem Diptychon spiegelt weitere ortstypische Komponenten – Galerie und Turm liegen am selben Platz-  in die Fotos rein und das Bild verdichtet sich auf ungewohnte Weise.

Seht hier ein paar Kombinationen, hier im “abgesunkenen Halbkreis”, als ne Art fake Schwenk über nen fake Zoom montiert ;-)

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Am krassesten diese Aufnahme unten, die wie eine Doppelbelichtung die Lokation “remixt” und am Platz versammelte Elemente in die Bilder fusioniert.77980023 Wer sich die Mühe macht, die beiden vor Ort anzuschauen, wird auch in den Genuß des stark vergrößerten Filmkorns kommen, das bei dieser doch fast 30-fachen Vergrößerung der Kleinbildnegative deutlich sichtbar wird. Hier noch etwas deutlicher als beim Wasserturmmotiv Güterbahnhof vom letzten Jahr..

Beim Googeln gefunden: dat janze mit den virtuellen LEGO-Blöcken von Minecraft nachgebaut und kameradurchflogen – bei Tag und Nacht. Städte(nach)bau einmal anders ;-) Allerdings hätte ich als Soundtrack dazu gerne die “Secret Journey” von Police…