Berufsbezeichnung: Tangled Undergrowth Painter

Na, DA ist mir wieder mal was zugefallen:

Ich malte und fand es Gestrüpp!

Als übersehene Restmenge jenseits des kartesischen, doppelt buchgeführten, verappelten Lebens der Moderne, antipodisch auf der Rückseite der allgegenwärtig angestrebten Optimierungsvorgaben und VerselbStatistifizierung gelegen,  tut sich mir angesichts meiner stets  verändernden PinXoGraphien seit September der Begriff Gestrüpp auf, der auf mich malerisch/ wundersamerweise wie ein großer, attraktiver Wegweiser wirkt.

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Wie das kommt? Muß als Reaktion auf die allgemeinen Nachrichten zum (nicht nur technischen) Stand der Dinge liegen, die man so beim interessierten Surfen findet: “News” wie z.B. Clips satellitenbeäugter Aufklappdrohnen für die Aaschdash (= 12Hundert Euro), die mit dieser “Leine” auf Knopfdruck “nach hause finden“, den 25 Gigabyte Daten, die künftig pro Stunde Autofahrt anfallen werden, die feinjustierbare Fernauswertbarkeit, wenn meine Maus über ein Element am Bildschirm fährt , oder wenn üplötzlich “das Internet geschützt werden” soll (WTF??)

Sehr anregend, sich da vorzustellen, wie das bei den Großen ankäme, wenn plötzlich alle nur noch Gestrüpp hochladen, posten, verschicken und sich GPS-mäßig in einem solchen bewegen würden. Da wäre gaanz flugs wohl eine Gestrüpperkennungssoftware fällig harhar.

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Man malt ja immer Sehnsucht. Ich hier wohl die nach Ungesehen, Unvermessenen.

Ich male Gestrüpp, weil alles andere nur die halbe Wahrheit ist. So viele Selbstoptimierungsmöglichkeiten, immer mehr Apps und Anwender, und na – was ist denn de facto mit denen, so live und in echt, per Fußarbeit selbstbeobachtet im täglichen Leben? Nie dagewesenes Chaos herrscht – denn die persönlichen Vorlieben, Eigenheiten, Charakterzüge und Passionen, befreit von Eis und Schnee Konvention mischen-alles-auf.de

Und da hat Malerei (mal) nichts mit Realitätsflucht zu tun: es geht ums Interesse am Zustand der Kulisse.

»As she continues her practice, her work has continued to pure abstraction.«
steht bei wikipedia.org/wiki/Barbara_Kasten, ist bei mir irgendwie andersrum: ich entdecke in meinen fahrlässigsten Schmierern™ immer wieder etwas, das ich schon so oder sehr ähnlich gesehen habe, an unauffälligen Orten und unter merkwürdigen Beleuchtungen – und wenn es die Schatten zerknüllt- und zerkritzelter, verschwitzter Zettel in Einkaufskörbenstapel oder die feinen Fahr- Öl- und Schleifspuren auf einem Autohof sind. Denn eigentlich ist die umliegende Wirklichkeit™ Chef in Abstraktion.

Erstaunlich nur, daß ich zum “Erreichen des Gestrüpps” 360+ Blätter und über ein Jahr gebraucht habe.. denn es gibt da schon seit Jahren (fotografische) Vorboten:

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Wie man oben sieht: Gestrüpp ist nicht gleich Gestrüpp, wie ich neulich (2015) mal à propos KrimiCoverProjekt verlauten ließ. Und ohne diese kleinen gemalten Irritationen im Wilden wäre es ja nur: wild. Öde Action-Klischeemalerei, vom letzten Jahrhundert rübergepumpt. Aber ich will da mehr: die Hürde, die eingebauten Häkchen, kurz: die Brechung. Nur sie hilft, anzuhalten.

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..und da geht es ja auch viel weiter: ich will nicht nur ungezügelt wirkend wuchernde Flora, Anflüge von treibenden Seegras Segrad oder sturm/zerzauste, unbewachtete Böschungen –

Ich will das Prinzip “Gestrüpp”!

Das aber erst seit kurzem – seit ich das auch malen kann. Und erst anschließend bemerkt hab. Denn ein schneller Rückblick über die letzten sagen wir 30 Blätter ergibt: da ist etwas Neues in meiner pinxographischen Tätigkeit: alle hier versammelten Gestrüppe sind handverlesen und ich staune. Darüber, daß es da ein sehr feinjustiertes Gespür dafür gibt, ob ein Gestrüpp gelungen ist oder dann eben nicht zur Kategorie gehört. Diese beiden unten zum Beispiel markieren mir den Übergangsbereich:ntr-scanp-160601-352d-r3v2r ntr-scanp-160421-330b-recve

Ebenso diese, die ich aber nicht dazurechne – da ist zuviel Weltraum mit ‘bei:

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Aber die Richtung ist spürbar, zeichnet sich (logo) vor allem im Rückblick ab.

Na dann mal flugs zurück zum Frischentdeckten! Da liegen noch fünf Angefangene und warten..

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Musik beim Schreiben heute:

Combustible Edison: “The Impossible World”, Bungalow, 1998

Plastilina Mosh: “Aquamosh”, Capitol, 1998

Crash Test Dummies: “Give Yourself A Hand”, BMG, 1999

Antonín Dvořák: “Sinfonie Nr. 9 e-moll “Aus der Neuen Welt“, Staatskapelle Dresden/ James Levine

Guiliano Carmignola: “Vivaldi – Late Violin Concertos”, Sony, 2001