Category Archives: artist statement tauglich

Schauwertproduktion (in mehr als one go)

Fotografie heute chez moi. Die reine Lust am Bildermachen. Ich schau das grad eben aufgenommene hier unten an, habe  prompt ein déja-vue und denke: «Früher, da warf man Katzen und verschüttete nachmittagelang eimerweise Wasser, um zu einem wahrhaft memorablen Bild zu gelangen.» Nun, zweiundsiebzig (!) Jahre später will die Kreativität der nachfolgenden Generationen immer noch ran und bedient sich eben modern (gewordener) Methoden. Und Alt-Kastanien-Koffer 😉

Schauwerte zählen wie eh und je – mir liebste plakativ-ironische Fundgrube aus zum Beispiel der Welt der Werbung das grandiose adsoftheworld..

Geht bei mir @ home zur Zeit komplett anders, viiiel spontaner, schneller und (bis auf  das bißchen essentiellen Schattenbausch oben & ganz unten Hintergrund & die Figuren) fast ohne Photoshop: Gegenstände sammeln, die nicht zusammengehören, aber durch eine spezielle “Technik der überraschenden Anordnung” – recipe: man zieht übereilt um und entpackt dann großäugig die so unvergleichlich ge-remixte Collection. Dazu kommen noch klassisch handwerkliche Zutaten wie Lichteinfall, Perspektive, Makro-Einsatz. Und Assoziationen  an eben solche klassische Werke, die beim Arrangieren der “Gegenstände 2020” plötzlich “zusammengehen” &  zu neuen Bildern werden. Readymades quasi, total old school.

Will sagen: es erfordert immer mehr als einen Schritt. Faszination als Erstlings-guide, ok, dann das kontrollierte Chaos als kaltblütig instrumentalisierte Lotterie, das Schlafhirn als kunstaffine/-gesättigte, unermüdlich nachtschichtende Jury. SUPERPLUS für mich: neben dem (meinem!) Arbeitsplatz: ein Spielzeugladen – wunderbar!!

Und plötzlich – durch diese Tätigkeit frisch ästhetisch erwacht – entdeckt man ein Morgenmondgeschenk zum Schlotenbart – a’part! Und aus ner Laune heraus gekippt nach rechts werden exotische Farnwedel draus – der Zollbeamte Henri läßt grüßen 😉und das schwindende Nachmittagslicht im Januar bringt diese ganz spezielle Stimmung, bokeh oh làlà` ohe!Schauwerte, die das Leben anregend machen, die Lust an der Neugierde am Unbekannten, Ungesehenen wecken. Am dollsten freut mich gerade eine Entdeckung, die durch etwas träges Herumgestikulieren mit einem ebenfalls jüngst wieder ausgepackten Werkzeug Experimentierwut entfachen half. Später mehr dazu, wenns ausgebufftere Ergebnisse gibt!

Das hier aber entzündete den Funken!

Hier&heute wirken weiterhin mit als mir notwendige/ vorausgehende Schritte/Lektionen:

Und immer nebennebenher – Kamerastativ aufbauen, justieren, ranzoomen und abdrücken null Aufwand – entsteht massig “Schlotfootage” – bei windigem und mitfliegenden Wetter extrem geeignet als Entspannungsbildschirmschoner no kidding Stellteuchnicht soanindustrielandbewohner! Musik /Sound dazu unten!

PS: Wow. Ich finde eine recreation des oben genannten Philippe Halsman Fotos vom 17. Februar 1948, anvisiert, geplant und durchgeführt knappe siebzig Jahre danach. Dollstes 2. EntdeckerPlus  : eine kleine, überaus amüsante Geschichte zur collaboration, erzählt von des Fotografen Tochter ..

PPS.: Wer ihn noch nicht auf meiner lehrer-fotografen-Seite entdeckt hat: Wasser in der Luft, selbst geworfen, filmisch extrem verlangsamt = Schönheit. file_under: Shinichi Maruyama “Water Sculptures”. Die erstaunlichen fotografischen (Wasser)werke («Images are exposed in seven thousandth of a second) findet unter shinichimaruyama.com/gardens. Der Künstler schreibt dazu:

It is said that a Zen garden represents in a three dimensional space the spirits of high priests who have achieved enlightenment. The Zen garden is the expression of boundless cosmic beauty in a physical environment, created through intense human concentration, labor and repeated action.

___________________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Felix Mendelssohn-Bartholdy: Suite aus “Ein Sommernachtstraum” op. 61

Nae:Tek – Dub Waves #45 On Proton Radio | Guest Mix By Johnny M | Dub Techno

Selten hat fahrig Kritzeln mehr Spaß gemacht

Es ging ja schon gleich los damit im Sommer vor vier Jahren und nun, im selbstbetaggten Stadium des Fortgeschrittenen Fahrigen ™ landen die Dinger in ebenso fortgeschrittener Umgebung auf dem Blatt. Und wirken da völlig anders als anfangs. Kein Wunder, denn diese “Umgebung” hat sich mighty weiterentwickelt und bietet nun, so mein Urteil,  den idealen “Hintergrund” für diese Art schnellen, äh, Einwurf.

Warum sich fahrig Kritzeln so verläßlich durchs pinxographische Werk zieht?

Nun, es findet spannenderweise seinen Platz genau auf der Grenze zwischen gestalterischer Intuition und Seh-Erfahrung, zwischen ständig den nächsten (dadurch rückgekoppelten) Strich ansetzen und gleichzeitig die Hand agieren zu lassen, während sich das Hirn wegkonzentriert aufs bloße Aufnehmen des Geschehens per Auge, um den optimalen Zeitpunkt der (Fertig)Werdung nicht zu verpassen – ein Wunder des kreativen Menschseins!

Dabei strebe ich schon immer in die Richtung, mit einem jedem kühnen Strich alles zu sagen, was ein Bild ausmacht: Schauwert, Kühnheit und Schnelligkeit. Wie ein  Gedankenblitz, der bold&jäh von irgend wo her auftaucht/1fliegt. Oder wie ein grandioser landschaftlicher Effekt, der auch im Überschwang von umliegenden Flächen, Wolken oder Verschmierungen – nicht verlorengeht.

Was ich heute damit sagen will: Es dauert eben seine Zeit&Übung, bis man dem einzelnen Strich, der quasi einen Geste, die zu ihm notwendig ist, ausreichend, äh, vertraut. Ja, so kann man es sagen.

Was fällt mir an je Gesehenem alles dazu ein!! Raumstationen, Kolibirs, Spazierstege, Trapezkünstler, Serviettenständer, Positionierungslichterketten, Herzflakons, Schluchtenhangelszenen aus dem 2005er King Kong,  Wasserberührungen, künstliche Wimpern, 90er Jahre Tischdeko, Schlagzeugbecken… eigentlich aber weitfliegende Stimmungen ganz im Sinne von “Wenn du nicht fragst, wohin, weiß ichs genauer“…

  

 

_______________________________________________________

Musik zum Kritzeln en mouvements nerveux pas seulement aujourd’hui:

Freak Power: “More Of Everything For Everybody”   Island, 1996

Joe Jackson: “Night And Day”,  A&M, 1982

Blood, Sweat & Tears: “Greatest Hits”, SONY, comp. 1999

Chemical Brothers: “Dig Your Own Hole”, Virgin, 1997

Deep Endless Nights | Deep House Set | 2017 Mixed By Johnny M

Steely Dan: “Katy Lied”, ABC, 1975

Beasts Of Paradise: “Gathered On The Edge”, Intuition Music, 1996

JOHN COLTRANE – Na Baixa do Sapateiro [Bahia]

Stürmisch Frühling Malen

Nicht nur das Wetter, auch außergewöhnliche Stimmungs- oder Lebenslagen*  verursachen, wenn sie sich über eine diesen Namen verdienende Periode hinziehen, einen ebenso veränderten malerischen Ausdruck, drängen einen klassischerweise gar in diese Art der kreativen Beschäftigung/-wältigung. Ja, man kann muss solche Zustände gar dazu “nutzen”, außergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.

Ich fmT bin schon-soo-lange-und-daher-mitten-in einem sich endlos anfühlenden Strom der Bildgebung und überlasse es Euch, diese These oben durchzuwinken/abzunicken beim Blick raus aufs überkühlenordwindige Wetter. Und merkliche Veränderungen in den PinXoGraphien seit Juni  ’15, denen ich irgendwann den Sticker “Nuancismus” verpaßt habe, zu diagnostizieren. Hiermit nun die neusten Werke, entstanden alle nach Maienbeginn, alle ab Papierblatt # 725:

Achtung? Spoiler: «einfacher», «lakonischer», «kühner», «wilder», «ikonischer » wäre meine Selbstverortung als dottore di arte 😉

Was ebenfalls neu ist, Ihr aber hier nicht sehen könnt, da ich (aus ästhetischen Gründen) keine “nur” gemalten Blätter hier poste: ich hab angefangen, die Bildfläche plötzlich als Werk für sich im vom Papierschnitt vorgegebenen Rahmen zu sehen. Also was gemalt zu haben, das ich gar ta-dah! genau so einrahmen könnte. Das fertig gemalte Stück Papier als Bild. Back To The Malerei-Roots. Hat zirka 680 Anläufe und vier Jahre gebraucht. Oder wie heißt diese analoge Fotografenregel dazu: «die ersten zehntausend Fotos sind die schlimmsten»..

* es müssen nicht mal die eigenen sein..

______________________________________________________________

Musik beim Durchwinken/Abnicken heute:

Isabel Eichenlaub: “Weite”

In Deep Analysis | Deep House Set | 2017 Mixed By Johnny M

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

L’ Allemagne deux points Nachtrag Fortsetzung nach allerliebstem Maiensonntag:

Musik dazu:
Empty Streets | Deep House Set | 2016 Mixed By Johnny M

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

Stormy Monday/Tuesday Section:

 

dazu reichen wir Noisli mit Starkregeneinstellung und im Mix:

Deep Endless Nights | Deep House Set | 2017 Mixed By Johnny M

//////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////

(Wow –  da könnte man ja fast gar ne Wochenkarte draus machen 😉 )

Short Attention Spam – oder die plötzlich willkommene Pendelbewegung des Geistes

Stellt Euch vor, ich hätte diese Seuche der Neuzeit, diese ewig fahrige, rasend-machende Unaufmerksamkeit, kurzbezeichnet mit Short Attention Span “umgebaut” zu einem meiner wichtigsten “Werkzeuge” beim Malen solcher Bilder wie diesem:

ysp-scanp-170315-454b-r6v2rStatt “nur drei Minuten aufmerksam sein können” zu “…aufmerksam sein wollen”. Denn warum bremse ich mich immer, wenn ich bemerke, daß ich Lust bekomme, in aller Ausführlichkeit leere Flächen auf meinem pinXoGraphischen Blatt des Tages™ mit fleissig eingeübten, routinierten, kleinkarierten Bewegungen sprich Mustern zu füllen? Fleuchlings also genau vor der menschlichen Eigenschaft der Kontinuität, anhaltenden Arbeitskonzentration und Akribie, die man beispielhaft No.1 beim mosaiquen Fließen orientalischer Muster oder b) beim Fusseln-aus-Kohlebergen-Retouschieren benötigt, um die Arbeit den Meister loben zu lassen? Warum denn also die Herstellung von Bildern und Werken vermeiden, die dadurch doch geordneter, besser, effektiver, ja: überhaupt erst zu Werken werden? Nun: weil dieses Vorgehen nicht gilt, nichts nützt für die PinXoGraphy. Hier liegt der Anspruch versteckter, indirekter, erst bei/nach längeren Betrachten zu erkennen. Da ist die Wiederholung tabu. Kurz gesagt. Jour et règle fiXe.

Denn interessanterweise – so kommt es mir wie eine Entdeckung für die Kunst vor – läßt man beim Bilder-an-Wänden-oder-Display-Anschauen das streng Geordnete (in sich) los, will mal anderes Futter und freut sich, von ansonsten allerorten vorrätigen Klischees mal befreit zu sein. Man sucht Erfrischung! Irgend etwas, an dem man mit den Augen herumknabbern kann, jäh erwacht von diesem Stimulus. Und gleichzeitig vielleicht bemerkt, daß das persönliche Sehen nur allzuoft eingefahren, eingerostet, nur auf zweckgebundene Wahrnehmung (Vorsicht/Umsicht im Verkehr, Preis- und Infosuche, Gesichtererkennung) eingerastet ist. Auch, daß man Bilder privat wie öffentlich wie geschäftlich zum Ausgleich, zur Vertrauenserweckung, zur Beruhigung mißbraucht. So zumindestens geht es mir, wenn ich beim Malen irgendeine Guck-Routine rieche.ysp-scanp-170331-465b-r2v2r

Also nutze ich den Span dazu, genau dann, wenn er greift/einsetzt, einen frisch vom Vergessen gereinigten Blick aufs Blatt zu richten und wie bei Erstbegehung einen nächsten, ersten, weiteren Schritt zu tun. All at the same time.

Das ergibt ein Bild, an dem sich die Überraschungen überlagern. Und genau dafür mach ich das ja.

ysp-scanp-170329-464-r2v2no ysp-scanp-170327-463d-re180

ysp-scanp-170329-464e-coll- ysp-scanp-170327-463c-rec2

PS.: die Fehlcshreibung des Span zu Spam im Titel heute fand ich sehr reizvoll, hilft das falsche “m” doch, eine menschliche Un-Fähigkeit als Müll, Belästigung zu bezeichnen, die an manchen anderen “Stellen” überraschend nützlich eingesetzt werden kann. Oder durch die “Bezeichnung” Spam als eben genannte, kommunikationstechnikgestützte Seuche nochmals explicit getaggt wird.

OK, eins noch. Ein wieder farben”frohes”, passend zum fantastischen Wetterchen heute:ysp-scanp-170331-465d-r2vnr_____________________________________________________________

Musik beim sekundenweise Unaufmerksam sein:

Tiefschwarz: “Eat Books”, fine, 2005

MC Solaar: “QUI SÉME LE VENT RECOLTE LE TEMPO”, Metronome, 2000

Mozart: Sinfonie C-Dur KV 551 “Jupiter-Sinfonie” (London Mozart Players / Jane Glover)

St. Germain: “Boulevard”, F- Communication, 1999

Painting The Spume Of My Mind – Artist Statement PinXoGraphy

ambrotypie_uffelmann_fotnAfter taking photographic pictures for thirty-five years I felt a little weary and was worrying what photography could be for me in days to come. For with the dawn of Big Data taking and sharing pictures online has lost its innocence, and those trillions of daily added pics being seized by big companies making that old “Wissen ist Macht” finally come true. Just a few examples here and here..

These were two significant points for me to start looking for something new. Something fresh, something exciting, something way out of this modern digital world but mainly:

I craved something I’d never seen before.

Some good reads about painting regaining the predominance over photography finally brought me back to this bulk of old posters of my first band back in the 80ies ( I played the bass guitar), their empty backsides and pastel chalks in summer of 2015.

Since then amazing things happend. With my self-established rule simply being:  paint first, then digitally recolour. It turned out to be a seemingly unlimited source of astonishing, never-seen-before pictures, I some day labelled as “Nuancism“, some day as “tangled undergrowth paintings”:

  

But there’s an abundance of pure stark colour, too:

  

The question with them is: what comes to mind if you don’t recognize anything immediately?

My answer is: your personal memory.

 

And: it works automatically, involuntarily. So with these pictures you can get access on things you thought you forgot.

Although this ongoing flowing of pictures – I made a sheer 30 thousands within the last three years out of the 680+ sheets first painted, then processed digitally –

this is not about painting pictures, it’s about stimuli.

So I found a vast test field for the power of the human memory triggered by humble colours and funny shapes avoiding the obvious by simply doodling away in summer 2015. Challenge for (your) looking-on and pareidolic kaleidoscope for a thing called pictorial memory.

 

But starting painting in 2015 would have been as half as thrilling if it didn’t also bring into account/ignored all the modern wash of pictures that flood our overloaded modern brains.minds. Painting these pictures therefor means deliberately irritating the process of the 13 milliseconds that our brain really needs to judge a picture, thereby (re)calling all your available information, realizing your mind being stamped with/by brand logos, corporate designs and pictorial claims. PinXoGraphy as a serendipitously discovered means to learn that the brain memorizes anything by tickling the looking experience.

For maybe there’s a new-born/resurrected quality of abstract paintings which come to provide an apt echo chamber for elusive modern phenomena like short attention span, nomophobia, burnout, so this obsolete art form may regain new potential.

A potential in exploring areas in life that are hard to express verbally: feelings, premonitions related to social life, human behaviour, feelings towards or impacts of the world of work or that of business, even diplomacy. . Here my first few examples:

 

 

Then quickly came the idea of pinxographic home decoration:

vrlfscreen-272d-267b-436g-.jpg

or some special flavour for leisure-themed venues:

New in June ’17: a crazy idea from my neighbour I met while walking the dog lead me to start cutting out.. handbags (!) of the works:

So Hey! I can start all over with a presque inexhaustible quantum of footage ;-) but: of all things: could handbags save the world?

See a lot more PinXoGraphics here, a few more HandBag designs here.

Best-loved comment to this picture below: “Like a Japanese Miró!”


________________________________________________

Listening to while… writing and editing:

St. Germain: “Boulevard” , F-Communications, 1995

Veronika Harcsa & Balint Gyemant: “Tell Her”, TRAUMTON, 2016

Yuja Wang “Ravel”, Deutsche Grammophon, 2015

Ich male den Schaum meiner Erinnerung

Heute, im hellen Februar 2017,  nähere ich mich stetig, langsam, doch unaufhaltsam dem 444sten bemalten pinxographischen Blatt, habe daraus schon über 23 Tausend Bilder wie diese “gewonnen”, drängt es mich auf ebenso akkumulierende Weise, diese Besessenheit mit einem scheinbar abseitigen Phänomen  in ein artist statement zu fassen.

Sprache als Vermittler, Sprache als Faszinationsüberträger, Sprache als Erkenntniswerkzeug. Auch für den Autor selbst.

Hier am Blog gibts dazu ja schon ausführlich Material auf deutsch – in mehr als einer Hinsicht* ist diese Internetseite (!) mein Statement – doch mein Ehrgeiz, meine Faszination auch in “der Internetsprache” englisch begreiflich zu machen, schwemmt mir neue Herausforderungen an. Dazu ringe ich seit letzten Herbst immer heftiger, diese nun zwei Jahre dauernde Beschäftigung mit Malerei bis zum ultimativen Text-Destillat immer noch kürzer, prägnanter, spannender zu “besprechen”. Und als Bonus (eine Sprache – eine Seele, zwei Sprachen – zwei Seelen) die per englischer Brille mögliche zweite Blickrichtung zu gewinnen.

Und dieses Ringen-um startet schon bei der Überschrift: die schnelle Übersetzung wäre “I paint the foam of my memory” und hört sich für mich schrecklich an. Weil mir dieser englische foam nicht die gleiche poetische Kraft hat wie der deutsche Schaum, mir nicht geeignet scheint, das Lesers Hirn in gleichem Maße auf diesen weiten Horizont einzustimmen, den mir das Wissen um Boris Vians “Schaum der Tage” hat/macht. Da – à propos – hat man auch Taufschwierigkeiten und zieht mal den foam, mal den froth heran. Ist ja auch kein Wunder bei dem surrealen Schreibstil/Inhalt. Diesen hartklingenden froth will ich aber auch nicht. Und auch memory ist mir zu technisch/physiologisch/klinisch. Da bitte hätte ich gerne das weitere, mehr geisteswissenschaftlich ausstrahlende mind für.

Also weder foam noch froth, und memory auch nicht. Aber ein frisch gefundener, mir bis dahin unbekannter englischer Begriff für “Gischt” erscheint mir viel geeigneter –  linguee findet gar ein Kochrezept mit Thymian – Bingo! Das”macht” den Zuschlag zum viel weichern, verträumter klingenden spume.

Das ergäbe nun “I paint the spume of my mind“. Damit kann ich leben. Wahrscheinlich bis mein kategorischer native speaking consulting editor beim Gegenlesen/Korrigieren eine  unbekannte Assoziation herauskramt..

Genau das ist ja die Krux mit der Übertragung in eine andere Sprache. Übersetzen von schwer greifbaren bildnerischen Erscheinungsbeschreibungen ist Übertragung in ein anderes Lebensgefühl, andere Bilderwelten, andere Symbole, andere Vorlieben für Klänge…

Andererseits ist dieser Bilderflutbau einem gewissermassen technischen Interesse geschuldet: es geht nicht um Bilder, es geht um Reize. Stimuli für das diese Bilder beschauende Hirn.

Ein Testfeld für die Suggestionskraft von Farb- und Formnachbarschaften, Herausforderung für das Bildgedächtnis, das ist mir die PinXoGraphie.

ysp-scanp--170217-438e-r2vIm Jahr 2015 mit dem Malen anzufangen wäre nur halb so spannend, wenn man die Heutigkeit in all ihrem Informationsflutismus, der allgegewärtigen Zugriffsmöglichkeit auf jedwede Art von Information – also auch Bilder als solche – ignorierte.  Denn auf diese Bilder schauen moderne Menschen, die alle diesen selben täglich-kulturell-visuellen Hintergrund haben. Haben könnten.

Denn vielleicht sind es gerade ungegenständliche Bildnisse, die so überaus zeitgenössisch-moderne Erscheinungen wie short attention span, Nomophobie, Burnout, aber auch die (Bild)spuren und Sehgewohnheiten der Marketing- und Brandingwelt auf eine Weise widerhallen lassen können, die diese eigentlich überkommene Kunstgattung mit neuem erstaunlichen Potential bestücken.. Abstrakte Gemälde, die als Laborexperimente genau dies ausloten wollen:

  • was erblicke ich in ihnen als von der Marken- und Warenwelt dauerbelagerter Mensch?
  • taugen die Bilder als Echokammer meines eigenen Lebens-als-Betrachter?
  • was macht die Ästhetik dabei, die immer, ja immer fraglich ist, sobald man die Augen aufschlägt?

Durch diese Ausgangssituation bedingt wird klar, daß ich mit diesen erst handgemalten, dann digital umgefärbten Bildern – das ist mein simples Rezept –  keine klassische Tradition dieser Kunstgattung fortentwickeln will.  Meine Entdeckung der pareidolischen Wirkung dieser “Halbabstrakten” führt mich nun seit 439 bemalten Blättern fast zwei Jahre ausschließlich auf einer faszinierenden Bahn entlang dieses psychologischen Aspekts, den  – oh Überraschung – anscheinend beliebig Visuelles auslösen kann.

shrunk-collection437-438-43

..und jetzt steht gar die Möglichkeit vor der Tür, das alles auf japanisch darzustellen… Puuh!

ysp-scanp-170218-439c-r2vr3

* dazu demnächst mehr…

Was will uns der?

..Künstler damit sagen?

Die bekannt-provozierende Frage aus dem Diesseits. Diesseits? Na, die Welt des Greifbaren, des allen bekannten Alltags, des gesunden Menschenverstands, des Preis-gegen-Leistungs-Welt-g-dankens.

Die Frage als probate Provokation fürs offensichtlich Unpraktische, Hergeholte, Spinnerte – ganz klar! Die Frage, die die Spreu vom Weizen trennt, allein schon der Qualität (und nachprüfbaren Lebensnähe) der dadurch eingeforderten Antwort halber. (..)

Und jetzt bitte gucken wir mal auf So Was. Unpraktisches, Hergeholtes, Spinnertes:ysp-scanp-170118-428e-rvr2fDa kommt die Frage schon fast automatisch auf. Was ich dazu sofort aus ziemlich eigener Erfahrung sagen kann: Ihr schaut auf eine Momentaufnahme eines langen Prozesses, der dieses Bild hervorgerufen hat, ja, der in seiner zeitlichen Komponenten darauf gezielt ausgerichtet ward, so etwas Unbekanntes zu erzielen/erzeugen!

Nun als “Momentaufnahme” getaggt bekommt das Bild einen bestimmten ätherischen Geschmack, nicht wahr? Wie ein Foto, das man bekanntermassen auf einer langen Reise aus dem Fenster gemacht hat. Mit “lange” meine ich so Dimensionen der Transsibirischen. Was also bleibt im Hinblick auf ein solches Foto zu sagen auf die Frage «Was will uns der Künstler damit sagen?»

ysp-scanp-170201-434f-r2vr6

2. Ihr schaut auf etwas, das erstmal nur mich faszinieren muß(te), also gibts da keinerlei primäres Mitteilungsbedürfnis.. Der Bedarf liegt woanders:

ich tobe mich aus. Bei jedem Bild von Neuem. Um etwas zu erzeugen, das ich noch nie gesehen habe. Es geht also initiativ um Eigen-Faszination, um das Staunen über diese kreative Qualität, die das Leben haben kann: PinXoGraphieren als rätselhafte (Bild)Quelle von Unbekanntem, Freude, Fassungslosigkeit, Ehrfurcht vor/über deren Fließen. Eine Quelle, deren Fortdauern, Funktionieren oder Qualität man nicht bestimmen kann. Die aber trotzdem aus einem fließt.

3. Die Frage des Tages kann man – fern vom üblichen Sarkasmus – auch als Antwort, spontane Reaktion auf Neues begreifen. Als interessiertes, wenn auch skeptisches Feedback gewissermassen. Find ich um Einiges besser als ein Versiegen des Wortflusses  angesichts dieses – ich gebs ja zu – ungewohnt Unentzifferbaren.

“W. w.u.d.K.d.s.?” darf, kann und muß auch diesen Bildern gelten, die Ihr hier “aufgehängt” seht. Jäh vor Euch. Diese Hängung “passiert” heute anders als in klassischen Gallerien. Ich kann sie Euch präsentieren-unwortdesjahres rüberwachsen lassen, ohne daß einer von uns von der Couch wegmuß. “Herumzeigen” geht heutzutage einfach so dermaßen unkompliziert – und dazu auch noch  mit haushaltsüblicher Technik – unvorstellbar easy! noch zur Jahrtausendwende. Für mich natürlich (noch) nicht so unfaßbar von Nahem wie die Google Art Camera, aber mit einer 600 dpi-Auflösung bin ich auf bestem Wege ;-)

Gäbe es diese Technik nicht, würde ich, durch Resourcenmangel bedingt, diese Bilder einfach für mich behalten.ysp-scanp-170201-434c-re4vcOhne Internet, also in klassischen Printmedien, die sich mit diesem speziellen Sujet beschäftigen, gäbe es auch nichts von mir/über mich. Das hat zweierlei Gründe:

mich drängt nichts in eine Zeitungsredaktion, denn jede mit Klingelknopfdrücken-verwandte Geste (analog und digital) wird heutzutage von Überlasteten als Sich-Aufdrängen wahrgenommen, ist also total negativ belegt. Diese Erfahrung habe im am Anfang der Postkartenzeit in diversesten Varianten und anvisierten Läden durchgespielt durchleben dürfen. Dann geringschätze ich Interviews, die immer einen PR-Zweck erfüllen, der nicht vollständig meiner ist. Fremdlesen – gerne! Aber meist im Hinblick auf die verwirklichte Fairness™, das Interesse der Beteiligten, etwas gleichzeitig Spannendes als Duo zu erzeugen, das man im Alleingang nicht fertig gebracht hätte. Dazu brauchts aber Wissen, Interesse am Gegenüber und vor allem Respekt. Von den literarischen sprachlichen Fähigkeiten mal ganz abgesehen.

Das braucht man seit Internet aber alles nicht mehr –

man kann selber machen, ohne redaktionellen Nadelöhr-”Zwischenstopp” und Feuilletonwochenendbeilagenpräsenzambition selber sichtbar werden. Keiner muß sich aufdrängen. Niemand muß Artikel schreiben, um Werbeplatz zu rechtfertigen. Alle stöbern 2017 nach ihrem gusto. Sprich-das-Fazit: Ihr schaut grad aus Interesse, Neugier.

Und damit haben wir zwei fast schon gewonnen.

ysp-scanp-433b-rec2-exhibIch, weil dadurch der Schritt für eine wichtige Rückmeldung schon  à la Smalltalk angebahnt ist – Bloggen ist Smalltalk in fruchtbarster Form. Rückmeldung, die mir immer weiterhilft, das Ganze von unabhängigen= Eurem Standpunkt zu sehen und dadurch wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung zu gewinnen. Doch, doch, Eure Kommentare fließen sehr wohl ein!

ysp-scanp-170126-432f-r3vnrIhr habt gewonnen, weil Ihr Euch mit Eurem Interesse als lebendig beweist, nicht abgestumpft, an der Welt interessiert, offen für Unbekanntes! Gar Geschichten lest zu meiner Version der abstrakten Malerei – der Beweis!

Falls Euch diese Bilder i.r.g.e.n.d.w.i.e. ansprechen, habt Ihr damit das Gewinnlos gezogen, mit ihrer Ansicht mehr über Euch zu erfahren. Denn etwas resoniert ja schon. Nicht ganz ungeplant, denn ich hab diese Bilder extra dafür gemalt/gescannt/umgefärbt:

Als Inspirations-Knetmasse. Als universelle Echokammer für Euer (individuelles, oder massenhaft geformtes, tja, ich muß es sagen) Bildgedächtnis.

ysp-scanp-170201-434-r2v2nr

(..)

postskript um: Spannend wirds, wenn man den Spieß der heutigen Frage umdreht und ihn aufs Zweitauto, Überstunden, Vorzeigeurlaub, Ausgehklamotten anbringt. Da jeder ein Künstler ist seit Joseph B., muß man sich da auch diese so legal gespiegelte GegenFrage gefallen lassen, n’ est-ce pas?

______________________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

The Bionaut: “Lush Life Electronica”, HARVEST , 1995

Der Max ist schuld! oder: the crazy side of Stillebenrequisitenhortung

Ich habe gute Erfahrung mit Abwarten. Abwarten und Horten. Horten von irgendwas. Horten per se. Erfahrung, Wortschatz, Ideen, Pläne, Inspirationen. Zettel, Fotos, Bücher und Gegenstände. Horten aber bitte von etwas, das thematisch zusammenhängt.Meine Erfahrung: das Gehirn nimmt davon Notiz, wenn man sich mit etwas länger beschäftigt. Auch nebenbei beschäftigt. Das Dollste: es kaut drauf herum, wälzt hin und her, entwirft Ideen. Im Hintergrund, selbständig, ohne daß man das so merkt im täglichen Strudelauflauf. Man stapelt vorne nur einfach immer weiter (und ignoriert wie auch immer dringliche Hinweise aufs Messietum): Kaffetüten, Filmdosen, Nektarflaschen, Eierbecher, Plastikgriffe für Sprudelsixpacks und Flohmarkthaul. Und vertraut auf die Wucht der hauseigenen Hintergrundprogrammierung ;-)

Und eines Tages kommt einem eine Museumsshopauflösung in die Quere und schwemmt mit der Möge-die-Macht.. eines 30%-auf-alles-muß-raus-Rabattes die tutti verändernde Idee ans heimische Ufer: man blättert sich, glücklich wieder daheim im Warmen angelangt, durch mit grobem Pinselstrich gemalte Ansichten von Blumen, Saxophonen, Zigarrenkisten, disfunktionalen Handspiegeln, Petroleumlampen, Tischdecken in allen Falten, Sektkelchen, Fezen, Spielfigurinen, Plastiktellern, exotische Skulpturen aus Wachs, bis man irgendwann beiläufig denkt: hab ich auch alles. In Kartons… Dann der Blitz:

Oops, man sitzt ja auf einem Schatz an Requisiten für.. Stilleben!

Bei Durchsicht dieses Büchleins hab ich bemerkt, wieviel crazy Potential im malerischen Thema Stilleben steckt. Vor ein paar Jahren kam dieses Staunen schon einmal auf, als ich die Stengelfotos von Lee Friedlander entdeckte und total begeistert war, welch “schnelle Entfernung” vom Üblichen dadurch möglich wurde, die Dinge anders zu sehen. Oder anders zu.. arrangieren.

Genau das hab ich jetzt auch vor. Mit meiner Vorahnungsstillebensammlung 1990 – 2017.

Es können gut und gerne 5 Umzugskisten sein. Na, diese Standardgröße, die ich ohne Nachmessen auf 60 x 40 x 40cm schätzen würde. 922900015 davon durch Raummaßrechner getippt ergeben: einen halben Kubikmeter. Das ist einiges. Diese (nun angewachsen auf fünf) schlepp ich nun seit über zwanzig Jahren mit mir rum. Unausgepackt. Und warum? Weil ich – siehe Entdeckung oben – darin einen selbst-angesammelten Schatz horte. Horte und ständig vergrößere. Mit Schatz meine ich seltene Gegenstände, deren Anblick einen wach machen, die persönliche ästhetische Konfektionierung oder markttypische Verknappung spüren lassen, staunend übers eigentlich Mögliche. Oder eine Vision von “schräg”, “abseitig” oder schlicht “fantastisch” hervorrufen.

Und was sind das für Sachen? Ganz banal:

#flohmarktfunde.

Dieses “Mitschleppen” hat nur wenig mit dem reinen Habenwollen und Wegstoren zu tun. Eher mit den dadurch entstehenden Möglichkeiten. Möglichkeiten in allen vorstellbaren Dimensionen:  nicht nur die, sich jäh damit zu erfrischen, die Deckel aufzuklappen und zu staunen, auch, wenn es ein ach-ja-hello-again-Staunen ist. Diese Dinge bieten sich auch an, ins persönliche Leben als Permainspiration eingefügt zu werden.

Hat einfach damit zu tun, daß es Schönheit gibt.

schaut Euch diese Teegläser und ihren crazy Schatten an! Oder diesen rührend einfachen Hund aus Holz und diesen HausbarSpatz zum Flaschenöffnen! Und diese Ufo-Harmonika! Und stellt euch vor: DAS IN ÖL!

start-89990002-asoodlepoodle_IMG_1409cut

Und dann googelt, wo man so was auf die Schnelle und Günstige überhaupt herbekommt… Eben!

Wer also läßt schon gerne die Schönheit wieder aus seinem Leben verschwinden, nur weil er/sie plötzlich dieses undurchdacht-impulsive Stapeln-wofür-denn satt hat, oder umzieht, oder jemand kennenlernt mit ballaststoffarmer Gesinnung oder von Verwandten mit einer Klärung der Verhältnisse bedrängt wird. Kurzsichtig, das. So, vom Malerstandpunkt aus gesehen.

Und wenn ich da meine “alten” PinXoGraphien so durchgucke, haben da sehr wohl einige ein Gerüchle der (beckmannschen!) Gegenständlichkeit:

Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, als Centerfold gestaltet
Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, zweifarbig als Centerfold gestaltet
nocturnes Stilleben mit Rohrstengel, Zigarrenspitze und schräggekämmten Nachtmahr in Schwarzlicht
nocturnes Stilleben mit Rohrstengelmikrophon, Zigarrenspitze und schräggekämmten RocknRoll-Nachtmahr in Schwarzlicht
peruanische Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrischer Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stillleben vor peruanischer Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrisierter Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mt Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken in die Eiger Nordwand
Stilleben mt beleuchtbarer Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken  in die Eiger Nordwand
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Seidenschneckenstapel
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Spitzenschneckenvorratsstaperl

Hey! Das macht Spaß! So still leben tun als ob! Und meine “Hintergrundprogrammierung” warf nach all den erstaunlich-neuen Bedeutungen meiner obigen Bilder heute nacht gar die imperative Wappenpflanze aller Messies und zwanghaften Sammler aus: die “Horten-Sie“!

Weitere, freudig&frisch erwachsene Anforderung, die aber super in mein neues Thema Einrichterpoodle * paßt: jetzt, nach der “Aufwertung” dieser Sammlung brauche ich eine neue… Möbelsorte, die dieses ewige Verpacktsein in ein stetes Offen-und-Sichtbarsein verwandeln hilft:

nen Stillebenrequisitenhortungsschrank! ;-)

*= dazu demnächst mehr..

______________________________________________________

Musik beim Stilleben-mit-Namen erfinden:

Hayseed Dixie: “Walk This Way”
Tone loc: “Funky Cold Medina”

die ThailandBikerversion von J. Brown: “I Feel Good”

Auf der Flucht vor selbstgemachten Klischees – reaching the insane 400

Ein zweischndeidiges Schwert, diese Stilbildung im kreativen Sektor: man arbeitet an einem klein umgrenzten Thema (ich mit den drei Zutaten and nothing else als Papier, Stifte, Scanner, Umfärben), schaut sich selbst beim Entwickeln von etwas erkennbar Stilhaften zu und bemerkt genau dabei und immer wieder: oops, langsam wiederhole ich mich. Beim Blättermalen in immer derselben Art (Duktus, Bildaufbau, Farbigkeitsverteilung,..), beim Wolkenreiben, beim Funkenregnenlassen, beim Verwischen der Spuren. Aber da ist ein kleiner Unterschied: der zu vorgestern, der zu letzter Woche.

ysp-scanp-160929-387d-recolMit steigender Anzahl der Werke geht irgendwann sicher wie die Morgensonne die Frage auf: Stilbildung und die gleichzeitige Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung – schließt sich das nicht aus!?

Zu oft ist das Thema von artist statements oder schlicht zahnfühlenden Interviews. Dahinter steht ganz klar die Frage, ob man das will: einen persönlichen Stil kreieren/erarbeiten. “Zu sich finden”. Oder sich stets vom Festland, das man am Vorabend selber angestampft hat, weiter abstoßen können ins Neue. Mit jedem neuen Blatt, jedem Impuls, nach einem bestimmten Stift, einer intuitiven Farbe oder Werkzeug zu greifen, jeder neuen Bearbeitung am Rechner. Als Bildner im Bild erkennbar werden – das ist einer der klassischen Grundsätze des Beruflichen – ich vermeide das “Professionellen” – und nach allgemeiner Auffassung schlicht Voraussetzung für die Verläßlichkeit beim Vermarkten. Wenn man sich als Produzent sieht. Da braucht man Rückkopplung, Marktrecherche und Marken- also Stilbildung, corporate design. Lakonie pur der unübertreffliche Spruch aus der Popmusikbranchenkritik (über Bands, die es geschafft haben): “Fans werden weder überrascht noch enttäuscht.” Tja – gut oder böse??

Da bin ich froh, daß ich keine Fans habe.

Das ist kein als Spaß maskierter bitterer Sarkasmus, sondern die genaue Ortung meiner dadurch glücklich insulären Motivationslage: wenn keiner reinquatscht oder schwieriger zu händeln: über allen Klee lobt, gar nicht mal Kommentare in Sicht oder zu Gehör kommen, die ernst gemeint sind, ist man schlicht.. frei. (meine Postkarten haben Fans – das ist doch ne prima Gewaltenteilung 🙂 )ysp-scanp-161029-398b-r2v2n

Frei, immer weiter mit dem Medium und an sich selbst zu experimentieren:

  • wie weit vom brav Erlernten komme ich mit genau diesem?
  • Welch Ungesehenes wird durch die ständige Entwicklung/Wiederbearbeitung/Revision erst möglich?
  • Warum meldet sich beim Malen von Chaos mein Ordnungssinn? Und vice versa..
  • wie stehe ich zur Schönheit (sprichwörtlich) durchkreuzter Pläne?
  • kann ich das Nie-Gesehene  -für sich selbst gesehen- als pure Schönheit an sich erleben?

ysp-scanp-161029-398b-r2v2rIch jedenfalls staune nach wie vor, was sich da tut, obwohl ich mich mit der PinXoGraphie nur sanft (aber stetig) in Richtung Neues bewege/pusche: schließlich ist das Erkunden neuer Techniken, das Probieren mit neuen Werkzeugen und sie in aller Ausführlichkeit auszutesten Glück wie Weihnachtsgeschenke auspacken – da läßt man sich doch gerne Zeit `mit, oder?!ysp-scanp-161030-399-r2vnr

Und superspannend: wieviel liegt da noch drin? Und das nach 16 Monaten jetzt, wo ich gerade das tatsächlich vierhundertste Blatt einscanne und immer noch gespannt bin, wie sich oben genannte drei (Mal-)Zutaten noch weitermorphen lassen.. zu wildem Science-Fiction Stürmen in ebensolchen Bäumen, naiv anmutenden Wüstendorfszenen, gefährlich überbunten Wolken, die auch Felsmassen der psychedelischen Art sein könnten..
ysp-scanp-161022-396b-r3vnr

Und immer weiter mit jedem Blatt, jedem Ausschnitt, jeder Farbvariante klingelt mein Bildgedächtnis – bei bestimmten Kurven, Farblandschaften, Gesten, Formen, Beleuchtungsanmutungen, Nachbarschaften..

Und genau DAS war ja auch die Ausgangs-Labor-Situation: mit Malen das Pareidolische, Ultimativ-Assoziations-Werfende anstreben. Immer im Halbabstrakten, in der Andeutung verharren: keine Bäume, Gesichter, Häuser oder Blumen malen, und trotzdem immer wieder den Eindruck bekommen, da wäre etwas Reales, Gewesenes, in der persönlichen Geschichte Verankertes, das man aus eigener (Seh)erfahrung wiederkennt, etwas, an das man beim Betrachten der Bilder erinnert an und das damit wieder lebendig, geistig greifbar wird.. (nun, da hat jeder seine eigenen “Klingeltöne”..)

Und mit Farbe als magische Komponente hat man gar.. Gefühlszustände im Spie(ge)l..

So, und hier sind sie, die ersten Bilder des 400sten Blattes:ysp-scanp-161030-400b-manysp-scanp-161030-400c-manor

___________________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Massive Attack: “Protection”, Circa Records, 1994

Pressure Drop: “Upset”, Marlboro Music/Sony, 1998

Carl Cox: “At The End Of The Cliché”, Worldwide Ultimatum Record, 1996

Musica Sequenza: “Baroque Sampling/ Handel”, SONY, 2016

Berufsbezeichnung: Tangled Undergrowth Painter

Na, DA ist mir wieder mal was zugefallen:

Ich malte und fand es Gestrüpp!

Als übersehene Restmenge jenseits des kartesischen, doppelt buchgeführten, verappelten Lebens der Moderne, antipodisch auf der Rückseite der allgegenwärtig angestrebten Optimierungsvorgaben und VerselbStatistifizierung gelegen,  tut sich mir angesichts meiner stets  verändernden PinXoGraphien seit September der Begriff Gestrüpp auf, der auf mich malerisch/ wundersamerweise wie ein großer, attraktiver Wegweiser wirkt.

ysp-scanp-160817-378c-r3vr6 ntr-scanp-160628-362f-r3v4r

Wie das kommt? Muß als Reaktion auf die allgemeinen Nachrichten zum (nicht nur technischen) Stand der Dinge liegen, die man so beim interessierten Surfen findet: “News” wie z.B. Clips satellitenbeäugter Aufklappdrohnen für die Aaschdash (= 12Hundert Euro), die mit dieser “Leine” auf Knopfdruck “nach hause finden“, den 25 Gigabyte Daten, die künftig pro Stunde Autofahrt anfallen werden, die feinjustierbare Fernauswertbarkeit, wenn meine Maus über ein Element am Bildschirm fährt , oder wenn üplötzlich “das Internet geschützt werden” soll (WTF??)

Sehr anregend, sich da vorzustellen, wie das bei den Großen ankäme, wenn plötzlich alle nur noch Gestrüpp hochladen, posten, verschicken und sich GPS-mäßig in einem solchen bewegen würden. Da wäre gaanz flugs wohl eine Gestrüpperkennungssoftware fällig harhar.

ntr-scanp-160726-371c-r180 ntr-scanp-160622-361e-r180k

Man malt ja immer Sehnsucht. Ich hier wohl die nach Ungesehen, Unvermessenen.

Ich male Gestrüpp, weil alles andere nur die halbe Wahrheit ist. So viele Selbstoptimierungsmöglichkeiten, immer mehr Apps und Anwender, und na – was ist denn de facto mit denen, so live und in echt, per Fußarbeit selbstbeobachtet im täglichen Leben? Nie dagewesenes Chaos herrscht – denn die persönlichen Vorlieben, Eigenheiten, Charakterzüge und Passionen, befreit von Eis und Schnee Konvention mischen-alles-auf.de

Und da hat Malerei (mal) nichts mit Realitätsflucht zu tun: es geht ums Interesse am Zustand der Kulisse.

»As she continues her practice, her work has continued to pure abstraction.«
steht bei wikipedia.org/wiki/Barbara_Kasten, ist bei mir irgendwie andersrum: ich entdecke in meinen fahrlässigsten Schmierern™ immer wieder etwas, das ich schon so oder sehr ähnlich gesehen habe, an unauffälligen Orten und unter merkwürdigen Beleuchtungen – und wenn es die Schatten zerknüllt- und zerkritzelter, verschwitzter Zettel in Einkaufskörbenstapel oder die feinen Fahr- Öl- und Schleifspuren auf einem Autohof sind. Denn eigentlich ist die umliegende Wirklichkeit™ Chef in Abstraktion.

Erstaunlich nur, daß ich zum “Erreichen des Gestrüpps” 360+ Blätter und über ein Jahr gebraucht habe.. denn es gibt da schon seit Jahren (fotografische) Vorboten:

reingretchen-2015-03trio5

Wie man oben sieht: Gestrüpp ist nicht gleich Gestrüpp, wie ich neulich (2015) mal à propos KrimiCoverProjekt verlauten ließ. Und ohne diese kleinen gemalten Irritationen im Wilden wäre es ja nur: wild. Öde Action-Klischeemalerei, vom letzten Jahrhundert rübergepumpt. Aber ich will da mehr: die Hürde, die eingebauten Häkchen, kurz: die Brechung. Nur sie hilft, anzuhalten.

ntr-scanp-160630-363-r2vk3 ntr-scanp-160720-370e-r2v2

..und da geht es ja auch viel weiter: ich will nicht nur ungezügelt wirkend wuchernde Flora, Anflüge von treibenden Seegras Segrad oder sturm/zerzauste, unbewachtete Böschungen –

Ich will das Prinzip “Gestrüpp”!

Das aber erst seit kurzem – seit ich das auch malen kann. Und erst anschließend bemerkt hab. Denn ein schneller Rückblick über die letzten sagen wir 30 Blätter ergibt: da ist etwas Neues in meiner pinxographischen Tätigkeit: alle hier versammelten Gestrüppe sind handverlesen und ich staune. Darüber, daß es da ein sehr feinjustiertes Gespür dafür gibt, ob ein Gestrüpp gelungen ist oder dann eben nicht zur Kategorie gehört. Diese beiden unten zum Beispiel markieren mir den Übergangsbereich:ntr-scanp-160601-352d-r3v2r ntr-scanp-160421-330b-recve

Ebenso diese, die ich aber nicht dazurechne – da ist zuviel Weltraum mit ‘bei:

ntr-scanp-160219-284d-rec5n ntr-scanp-160304-298d-rec3v

Aber die Richtung ist spürbar, zeichnet sich (logo) vor allem im Rückblick ab.

Na dann mal flugs zurück zum Frischentdeckten! Da liegen noch fünf Angefangene und warten..

_______________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Combustible Edison: “The Impossible World”, Bungalow, 1998

Plastilina Mosh: “Aquamosh”, Capitol, 1998

Crash Test Dummies: “Give Yourself A Hand”, BMG, 1999

Antonín Dvořák: “Sinfonie Nr. 9 e-moll “Aus der Neuen Welt“, Staatskapelle Dresden/ James Levine

Guiliano Carmignola: “Vivaldi – Late Violin Concertos”, Sony, 2001