..Künstler damit sagen?
Die bekannt-provozierende Frage aus dem Diesseits. Diesseits? Na, die Welt des Greifbaren, des allen bekannten Alltags, des gesunden Menschenverstands, des Preis-gegen-Leistungs-Welt-g-dankens.
Die Frage als probate Provokation fürs offensichtlich Unpraktische, Hergeholte, Spinnerte – ganz klar! Die Frage, die die Spreu vom Weizen trennt, allein schon der Qualität (und nachprüfbaren Lebensnähe) der dadurch eingeforderten Antwort halber. (..)
Und jetzt bitte gucken wir mal auf So Was. Unpraktisches, Hergeholtes, Spinnertes:Da kommt die Frage schon fast automatisch auf. Was ich dazu sofort aus ziemlich eigener Erfahrung sagen kann: Ihr schaut auf eine Momentaufnahme eines langen Prozesses, der dieses Bild hervorgerufen hat, ja, der in seiner zeitlichen Komponenten darauf gezielt ausgerichtet ward, so etwas Unbekanntes zu erzielen/erzeugen!
Nun als “Momentaufnahme” getaggt bekommt das Bild einen bestimmten ätherischen Geschmack, nicht wahr? Wie ein Foto, das man bekanntermassen auf einer langen Reise aus dem Fenster gemacht hat. Mit “lange” meine ich so Dimensionen der Transsibirischen. Was also bleibt im Hinblick auf ein solches Foto zu sagen auf die Frage «Was will uns der Künstler damit sagen?»
2. Ihr schaut auf etwas, das erstmal nur mich faszinieren muß(te), also gibts da keinerlei primäres Mitteilungsbedürfnis.. Der Bedarf liegt woanders:
ich tobe mich aus. Bei jedem Bild von Neuem. Um etwas zu erzeugen, das ich noch nie gesehen habe. Es geht also initiativ um Eigen-Faszination, um das Staunen über diese kreative Qualität, die das Leben haben kann: PinXoGraphieren als rätselhafte (Bild)Quelle von Unbekanntem, Freude, Fassungslosigkeit, Ehrfurcht vor/über deren Fließen. Eine Quelle, deren Fortdauern, Funktionieren oder Qualität man nicht bestimmen kann. Die aber trotzdem aus einem fließt.
3. Die Frage des Tages kann man – fern vom üblichen Sarkasmus – auch als Antwort, spontane Reaktion auf Neues begreifen. Als interessiertes, wenn auch skeptisches Feedback gewissermassen. Find ich um Einiges besser als ein Versiegen des Wortflusses angesichts dieses – ich gebs ja zu – ungewohnt Unentzifferbaren.
“W. w.u.d.K.d.s.?” darf, kann und muß auch diesen Bildern gelten, die Ihr hier “aufgehängt” seht. Jäh vor Euch. Diese Hängung “passiert” heute anders als in klassischen Gallerien. Ich kann sie Euch präsentieren-unwortdesjahres rüberwachsen lassen, ohne daß einer von uns von der Couch wegmuß. “Herumzeigen” geht heutzutage einfach so dermaßen unkompliziert – und dazu auch noch mit haushaltsüblicher Technik – unvorstellbar easy! noch zur Jahrtausendwende. Für mich natürlich (noch) nicht so unfaßbar von Nahem wie die Google Art Camera, aber mit einer 600 dpi-Auflösung bin ich auf bestem Wege
Gäbe es diese Technik nicht, würde ich, durch Resourcenmangel bedingt, diese Bilder einfach für mich behalten.Ohne Internet, also in klassischen Printmedien, die sich mit diesem speziellen Sujet beschäftigen, gäbe es auch nichts von mir/über mich. Das hat zweierlei Gründe:
mich drängt nichts in eine Zeitungsredaktion, denn jede mit Klingelknopfdrücken-verwandte Geste (analog und digital) wird heutzutage von Überlasteten als Sich-Aufdrängen wahrgenommen, ist also total negativ belegt. Diese Erfahrung habe im am Anfang der Postkartenzeit in diversesten Varianten und anvisierten Läden durchgespielt durchleben dürfen. Dann geringschätze ich Interviews, die immer einen PR-Zweck erfüllen, der nicht vollständig meiner ist. Fremdlesen – gerne! Aber meist im Hinblick auf die verwirklichte Fairness™, das Interesse der Beteiligten, etwas gleichzeitig Spannendes als Duo zu erzeugen, das man im Alleingang nicht fertig gebracht hätte. Dazu brauchts aber Wissen, Interesse am Gegenüber und vor allem Respekt. Von den literarischen sprachlichen Fähigkeiten mal ganz abgesehen.
Das braucht man seit Internet aber alles nicht mehr –
man kann selber machen, ohne redaktionellen Nadelöhr-”Zwischenstopp” und Feuilletonwochenendbeilagenpräsenzambition selber sichtbar werden. Keiner muß sich aufdrängen. Niemand muß Artikel schreiben, um Werbeplatz zu rechtfertigen. Alle stöbern 2017 nach ihrem gusto. Sprich-das-Fazit: Ihr schaut grad aus Interesse, Neugier.
Und damit haben wir zwei fast schon gewonnen.
Ich, weil dadurch der Schritt für eine wichtige Rückmeldung schon à la Smalltalk angebahnt ist – Bloggen ist Smalltalk in fruchtbarster Form. Rückmeldung, die mir immer weiterhilft, das Ganze von unabhängigen= Eurem Standpunkt zu sehen und dadurch wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung zu gewinnen. Doch, doch, Eure Kommentare fließen sehr wohl ein!
Ihr habt gewonnen, weil Ihr Euch mit Eurem Interesse als lebendig beweist, nicht abgestumpft, an der Welt interessiert, offen für Unbekanntes! Gar Geschichten lest zu meiner Version der abstrakten Malerei – der Beweis!
Falls Euch diese Bilder i.r.g.e.n.d.w.i.e. ansprechen, habt Ihr damit das Gewinnlos gezogen, mit ihrer Ansicht mehr über Euch zu erfahren. Denn etwas resoniert ja schon. Nicht ganz ungeplant, denn ich hab diese Bilder extra dafür gemalt/gescannt/umgefärbt:
Als Inspirations-Knetmasse. Als universelle Echokammer für Euer (individuelles, oder massenhaft geformtes, tja, ich muß es sagen) Bildgedächtnis.
(..)
postskript um: Spannend wirds, wenn man den Spieß der heutigen Frage umdreht und ihn aufs Zweitauto, Überstunden, Vorzeigeurlaub, Ausgehklamotten anbringt. Da jeder ein Künstler ist seit Joseph B., muß man sich da auch diese so legal gespiegelte GegenFrage gefallen lassen, n’ est-ce pas?
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Musik beim Schreiben heute:
The Bionaut: “Lush Life Electronica”, HARVEST , 1995