Nicht nur mein persönliches (Bild)gedächtnis, auch die klassischen Vorbilder der Maler- und Bildgeberei sind Kern meiner Betrachtungen in den “Malpausen”. Und wenn man kältbluetig + vorsätzly ziellos einfach vorsich-hin Blatt auf Blatt bemalt, nimmt es null Wunder, daß da Erinnerungen an Bildmonumente diverse Epochen oder, molto prosaischer, moderne Dessins aufploppen.
Augefallen ist mir das zum ersten Mal bei diesem pinxographischen Werk:
Achtziger Jahre Hemdblusenstoff – ohne Zweifel! Mit diesen für die damalige Zeit typischen Anklängen ans Ethnografisch-Exotische bei gleichzeitiger, äh, Blässe. Ich kann mich sogar an das Seidig-synthetische erinnern, nach dem sich diese Hemden anfühlten. Und oje – da kommen sogar die ein Jahrzehnt früher anzusiedelnden Vokuhilas wieder ins (Bild)gedächtnis.. Jetzt noch ne Level 42 oder Spandau Ballet-CD enilegen.. aber stop! Das geht too white! (..)
Ein, zwei Jahrzehnte früher schwappten die Visionen der Science Fiction von den Romanen langsam, aber unaufhaltsam in die darstellenden Künste. Grafik-Design und Space-Age kriegten Kinder. Ab da ungefähr alle extraterrestrisch geträumten Nachkommens des Mainstreamigen zwischen Star Wars (1977), Alien (1979) und Avatar (2009). Ich las damals Stanislaw Lem, die Strugatzkis und irgendwie kommen diese Bilder nun der (damals bildlosen) Lektüre des Fantastischen recht nahe – sind vielleicht gar Resultate – who knows!
..und n Stück zurück in die Fünfziger Jahre, mit den eleganten Nierenschwüngen, die sich bis in die Posen der fotografierten/gemalten Damenbeine fortsetzten, finde ich einfach mal beim Hingucken hier:
Nah am Entstehungszeitpunkt des Malewitsch´schen Quadrates findet sich ein Teilgebiet des Futurismus´, nämlich die aeropittura – die Luftmalerei. Diese geht in diesem pinxographischen Blatt ein inniges Verhältnis zu der sofort erkennbaren Reduziertheit des Lyonel Feininger´schen Werkes ein.
Aber auch Anklänge an den später folgen sollenden Expressionismus durfte ich schon schmecken: schnelle, entschlossene Striche, starke Kontraste – zwischen den Farben als auch zwischen Hell und Dunkel. Und: ich war da Sonntag morgens mal in einem fantastischen Kinofilm, der über die Gemälde von Max Beckmann strich…
Surrealismusverdacht hege ich – außer bei denen des letzten P-Artikels – bei diesen Bildern:
Nach dem Herstellen einigen Gestiebes, Ballungen von bunten Wolken und Dutzenden funkensprühender Schmierer gehts zur Zeit mit einfachen, naiv scheinenden Strichen in die nächste Phase, Umrisse wie von Kandinsky oder Miro erscheinen vor meinem geistigen Auge – sprich beim Malen – und hier für Euch am Display:
Na, und in der ganzen Zwischenzeit schon mischen sich die Dinge…
..bevor es dann mit der bildlichen Verquickung von Mörtel/Verputz/Patina/Graffiti in der Gegenwart ankommt:
Dazu muß ich ob aller etwaiger Ähnlichkeit mit historischen “Ergebnissen” nochmal konstatieren:
Alles keine Absicht! Nur Echo!!
..und ich bin sehr gespannt, wohin dieses Pendel noch weiter hin ausschlägt…
PS.: Serendip des Tages:
- ein Retroblog, das sich um mechanische Schreibmaschinen rankt!
- und noch viel mehr Space Age Bilder aufm tumblr.com von Kilian Eng (*1982, Stockholm) , der mir im gefundenen Interview aus der Seele spricht:
«I really don’t know what I’m looking at many times when an image is finished. It is something unknown that has just been discovered.»
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Musik beim Schreiben heute:
Amon Tobin: “Permutation”, Ninja Tunes, 1998
Bartók: “3. Klavierkonzert”, Schwedisches RSO unter David Afkham, Francesco Piemontesi, Klavier
Soul Coughing: “Ruby Vroom”, Slash, 1994