Helle, helle, helle (ist der Sommer)

Alles ist im Fluß und Gedanken i n Sprache müssen zuerst da sein, wenns um die zu entwickelnde Vorstellung des künftigen Ganzen geht, erst dann können Taten folgen. Denn ohne Sprachfindung ist das nur zurück in die impulsive Steinzeit. Mein vielseitiger Nachbar sagt dazu «hermeneutische Spirale» 😉

Versteh ich dieses Prinzip richtig, spiralt sich meine Heimatstadt Mannheim nun forsch voran. Während zur noch ehrenwerten documenta fifteen Eröffnung in Kassel die frisch anmontierte Kunst wieder abmontiert wird, deutet man hier (Be)stehendes einfach genial um. Und bekommt so mit schlicht einem neuen Label einen überraschend richtungsweisenden NeuSinn:

Das Denkmal des unbekannten (=vergessenen) Donut

(slow food rules einfach these days)

Der wird mir allerdings grad Feiertags immer optisch zu sehr belagert und ich ziehe drum eigene, frühere Interpretationen der Lage aus meinem Postkartenständer: (..und -kommentarschatz dazu: «Kenn ich!! Das ist das Benz-Rad!!» (Leider: äh, nein))

Keine 50m davon in Gegenrichtung installiert: das

 Denkmal des versteinerten/fossilifizierten Automobilisten:

Verbrennungsmotoren sind ächt soo Dinosaurier – endlich ist das mal als offizielles Statement sichtbar (OK, deutbar), aber das Neuste in der Geschichte des Individualverkehrs ist – no kidding: ne Haushaltssteckdose(!) und denn man los: sieben Stunden Auto-Akku-Auf-Laden

Ganz anders die übercoole Warengruppe “Nachwachsend”: hier wird ohne das allgegenwärtige Prinzip der franchise-Seuche mal erfrischend anders versucht, etwas Neues  Windgetriebenes (!) ins allgemeine Bewußtsein einzuführen – kann man hier sehen -, dazu noch vorbildlich szenisch filmgeschnitten!! Ist ja auchn WerbeClip! Der moviepoodle leckt sich die Lippen!

Zusätzliches Überraschungsdetail aus der Businesswelt: die internationalen Sportteams dieser Unternehmung werden erst inhaus zusammengestellt und stehen dann zum  (?) globalen Verkauf. Diese Idee soll, 2019 eingeführt, nun noch bis kommendes Jahr auf ihre Nachhaltigkeit gestestet werden (ich erlaube mir eine ironische Verwendung dieses neuen unsäglich-n  N-Worts).

Und weiter mit dem à propos: durch eine erstaunliche Entdeckung letzte Woche bin ich nun “wissenschaftlich unterfüttert” in meiner prime Kategorie “Nur vorhandene Sachen“, die durch diese großartige Kunst-Nachbau-Initiative-@-home des Getty Museums vor fast genau 2 Jahren anstartete:

Über eine spaßhafte E mail, die ich mit den Worten “Herr Doktor, ein Irrtum! Ich bin bricoleur, nicht docteur!” begann, stieß ich beim Wieder Nachschlagen des Begriffs zwecks Verlinkung im Text auf Claude Lévi-Strauss’ grandioses “Wilde Denken” (“Ganz wie die Bastelei auf technischem, kann das mythische Denken auf intellektuellem Gebiet glänzende und unvorhergesehene Ergebnisse zeitigen. Umgekehrt hat man oft den mythopoetischen Charakter der Bastelei bemerkt:..”  Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Seite 29)

Und es gelang gleich gestern ¿wieder? ein sehr kunstnahes Beipiel der ¿Umdeutung? frisch vorhandenen “Materials”:

dieses rot-schwarze Geschirr einfachster geometrischer Form erinnert (also: mich) ans (also: mir) unbekannte Japan, die fächerunterteilten Teller aber an: Schnitzel rechts und Pommes links – die Siebziger Deutschland. Wenn man nun aber beim Spülen diese auch noch quadratischen (=doppelt unpraktischen) Teller umdreht, hat man plötzlich ta-dah!

Kasimirs Malewitschs schwarzes Quadrats.von 1915.

Sogar in seiner modernen Schöner-Wohnen-’22er-DIY-Version mit Innenrahmen zum harhar “Selbstbestickern” 😉 Jetzt muß ich nur noch Klebeaufhänger für konkave Kunst und ne schwarze Wand besorgen.. wobei es ging mir bei der Akquise eigentlich nur um die je beiden Tassen, Schalen und Keramiklöffel. Und natürlich: um das Messerbänkchen! Geilomatique!

Beim Draußensein und Entdecken dieses grandiosen RosenbogenS fiel&fällt mir ad hoc die Textzeile aus meiner dadurch nicht mehr ganso fernen Kindergartenzeit ein: da “Schau an der schönen Gärten Zier“..1653 rausgekommen!

Und noch mehr Sommer in the city – man kann es oben schon ahnen, was jetzt kommt – ich gehe noch vier, fünf Schritte nach vorne rechts & zoome mal ran an diese schräge Kombi Amphitrite/”Baustelle bis BuGa 23″:___________________________________________________Musik beim Schreiben heute:

fonosandwich: “fonosandwich”, rather interesting, 1997 hihi: Track Nummer 5:”They Call It Donut But It Doesn’t Have A Hole”

to rococo rot: “hotel morgen”, Domino, 2004

Barbara Thompson: “Heavenly Bodies”, veraBra, 1986

Beanfield: “Human Patterns”, COMPOST, 1999 (ungeschlagener, allerbester Soundtrack zum Regattagucken!!)

Los Lobos: “Kiko”, Slash records, 1992

__________________________________________________historischer Nachtrag zum selben Ding c/o Kommentarschatz Soodlepoodle Postkarten:

In all den Jahren Eigenvertrieb erfuhr ich irgendwann, daß im englischen Seebad Brighton ein ähnliches Ding in Bronze namens afloat am Ufer zum Ärmelkanal steht. ” Isch bin do immä im Urlaub – klosse!”