Man kann nicht nur täglich üben, eine vielsagende Kurve oder elegant präzise Schraffur, auch gegen anatomische Disposition(= gegen den Strich) zu perfektionieren. Man kann zur gegenteiligen Abwechslung mal erstaunt sein darüber, daß man mit etwas willentlicher Unterstützung (=Absicht) einfach zulassen kann, daß tatterig und offenscheinlich planlos, gar mit einem Anflug von Zittrigkeit/geistiger Abwesenheit Neues entsteht. Das klappt frühlich morgens am besten, ich berichtete ![]()
Meine erstaunliche Erfahrung dabei nach mittlerweile 15 Quadratmeter (!) vollgekritzelter Fläche seit Mitte Juli: eine “Spur” entsteht so auf dem Papier, die eben so sehr charakteristisch ist wie..hey! – eine Geste, eine Körpersprache, ein Bewegungsmodus. Die sich als “Stil” auf dem Papier niederschlägt und.. highly wiedererkennbar ist.
Bemerkt man diesen Zusammenhang, kann man das Zeichnen & Malen, als Art KörpersprachenNiederschlag sehen.
Und die ganze Sache somit nicht mehr motivistisch, sondern gestisch angehen. Also einen im deutschen Wiki bemerkenswert ungenannten Teil des Prinzips “Action Painting” im kleinen DIN-Rahmen
in seine Tätigkeit als Rezept zur Bild- und Gestaltgewinnung mit einbeziehen.
Beispiele: wenn auch impulsiv mit Schwung gezeichnet, sind folgende drei Ausschnitte doch sehr gesteuert = zeichnerisch sozialisiert:
während diese nachfolgenden das heute Gemeinte darstellen:
Strichspuren, die mich in der “gelungensten” Form an.. Absichtslosigkeit erinnern. Also an Spuren von Tätigkeiten, die ohne Willen entstehen bzw. man erkennen kann, daß die Aufmerksamkeit des Verursachers anderen Dingen zugewendet war. Das probiere ich immer wieder gerne mit den Stiften: zum schönsten, einfachen Beispiel mehrere in der Faust bündeln und versuchen, mich auf die Beibehaltung dieser Bündelung zu konzentrieren. Während die Stiftspitzen auf dem Papier irgendwas machen. Das ergibt dann Folgendes:
Wie Wischspuren von ehemaligen Bäumen und Ästen an Außenwänden, die schon lange gekappt sind. Oder wieder freigeräumte Werkbänke nach Schul- oder Arbeitsschluß, Einpackflächen in Kaufhäusern, unbeachtete Ablageflächen von Zeitungen, Kleidung oder ähnlich Schnelldrehern. Jetzt, wo ich gerade die entstandenen Bilder durchgucke, ist klar zu bemerkennen, wo “zuviel” zeichnerische Wille am Werk war: zu akkurat die Linienführung, zu durchsichtig die schlampige Absicht
Das WAHRE Fahrige ist da schwieriger hinzukriegen..
Die Ergebnisse lassen sich dann sogleich zeichnerisch wiederholen, um noch breitere Inspiration zu erhalten. Ratet doch mal, welche Fgur hier unten die erste war
:

Ebenso spannend finde ich, nach Gehör und Musik der Stifte zu malen (ja, richtig gelesen): man wählt ein kurzes Riff, eine rhythmische Figur, die beim schnellen Malen einer ebenso kleinen Figur (Strich) entsteht. Und wegkonzentriert sich vom Papier auf die “ordnungsgemäßen” Geräusche beim Malen. Und kann dann staunen, was dabei herauskommt:
Das mittlere profitiert vom “Rebound” der Stifte, eigentlich ein Phänomen aus dem Bereich Schlagzeug/Mallets.
Wenn man, wie ich, Umgang mit sehr vielen, sehr unterschiedlichen Menschen hat, kann man diese erlebte Vielfalt als Prinzip in die Bildgestaltung übernehmen. Schaut und fühlt doch mal, ob Ihr in folgenden Kritzeln so etwas wie einen bestimmten Menschentypus ausmachen könnt (die sind zuerst gezeichnet, danach erst kam die Idee):
* Ich liebe diese leider wieder verschwundene Wiki-Unterüberschrift “Laugengebäck im Bild”, die ich mal beim zugehörigen Artikel entdeckt habe und verbaue/memorialisiere sie heute mal im Titel.
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Musik beim Schreiben heute:
Diego Figueiredo, Na Baixa do Sapateiro v.1
Marco Pereira – Na Baixa do Sapateiro – Festival Acordes do Rádio
The Bambi Molesters: “in: Sonic Bullets”, Dancing Bear, 2001
Was (Not Was): “Hello Dad.. I´m In Jail” Phonogram, 1992
Blur: “Parklife”, Food Records, 1994

























Irgend eine Mutation aus Eiskufe, Fleischerhaken und Hieroglyph, zackigesInitialen, das rechte Sechzigerjahre Raumkäpselchen, Spinnenelefant auf drei Beinen dafür mit Rüssel ohne Ohren sind mir wert, ans schwarze Brett im Flur gepinnt zu werden – da kommt sicher die nächstgrößere Idee angeflogen irgendwann!






Und warum zum nächsten Beispiel nicht die Leinwandstruktur mit einbeziehen? Und die Farbquadrate als Tatortspuren interpretieren? Die spezielle Austrahlung von pinselaufgebrachter Farbe aufweisen? Dann suche ich nach weiteren Fotos, auf denen das Gemalte als dreidimensionaler Gegenstand erkenntlich ist. Und stoße auf einiges Material der letzten drei Monate:


















Das “Gesicht” tauchte dann entsprechend erst beim Scannen=Besehen auf, als ich erst die interessantesten, ausdrucksstärksten Stellen übers Scanfenster platzierte und just diese obere Mitte der Leinwand dazu nahm. Und dann die Vorschau ansah.Jetzt, beim Schreiben fällt mir ein, daß ich gestern (!) nicht bloß einige mit beigelegter CD beschriebene








Beispiel, was da alles an einsehbarer Statistik geht für