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Stutzig geworden? Zurecht!

Neues, merkwürdig schlecht gemachtes Bild ab heute aufm Soodlepoodle. Sag ich jetzt mal so. Oder eher:  eigentlich gut, dann aber digital verkorkst, das Ausgangsmaterial.

Liegt an den auf ersten Blick als gefakt erkennbaren Bildbestandteilen. Die auch noch, fast, um noch mehr als solche aufzufallen, doppelt vorhanden sind: ich meine den zwiefachen Vogelumriß, der nach Klick als knallig-ungewohntes Tapisseriemotiv wiedererscheint und, weiterklickend endlich am Menue angelangt, verschwunden ist und die “Originalwand” sichtbar wird (und man sich denken mag: “Was ist denn in den gefahren?”):

Denn SO im Originalzustand könnte man sich das ja gefallen lassen – als angemessener Start auf einer ernsthaften Foto-Webseite.. Warum im Startbild diese “Störungen” eingebaut sein müssen, plötzlich übersättigte Textilmuster auf dieser Webseite erscheinen, nun.. die Bananenscans und der Spieltrieb sind schuld. Und  eigentlich noch mehr: der Wille zur Irritation.

Am Anfang des Tages gabs nämlich lediglich den unschuldigen, armen Scan #3:

So weit, so obskur, denn “Nur wem extrem langweilig ist, der scannt Bananen” hör ich schon jemand sagen. Nun – um Schauspieler zu scannen, fehlt mir das Equipment ;-) .. Aber weiter: aus dem Ausschnitt unten links im Bild hab ich intuitiv ein “Muster” gemacht das heißt: bestimmt. Das ist ja das Tolle an der Digitalen Bildverarbeitung: sogar Werkzeuge für Künftiges kann man mit entsprechender Software selbermachen. Heute also Tapeten: gelb und irgendwie bananig-leopardig gefleckt sollte es sein. Die Funktion Muster erstellen c/o Photoshop ist eine Art selbstgemachte Kachel: die kann man dann automatisch eine vorgegebene Fläche füllen lassen.

Das sieht dann im Falle des gewählten Ausschnitts (obig schwarz umrandeten Vierecks) plötzlich aus wie ein Blick in eine leicht exotisch belegte Hähnchentiefkühltruhe:

Damit mit diesem – wie mit jedem- Muster etwas passendere Übergänge zwischen den Rändern entstehen, gibts die Kulturtechnik des “Stürzens” oder “Klappens”, die ich mal von einem Schreiner gelernt habe (die machen das nämlich beim Furnieren auch so): man stürzt in jede Himmelsrichtung jedes zweite und erhält ein größeres, harmonischeres da um Symmetrie erweitertes MusterBild:


Das Ergebnis läßt einen etwas starrigen Blick aufs Muster aufkommen, gewiß, und man versucht, nicht an präpubertäre Kaleidoskoperfahrungen oder Batik-Gewänder zu denken.

Apropos Kaleidoscop – das gibts auch in motion: die grandiose

Mirror City Timelapse von Michael Shainblum.

Doch weiter an der Schale: fahriges Radieren erfolgt, man bekommt den Vogel zu fassen, den man dann ordentlich ausschneidet- der zu Demonstrationszwecken  gewendete Rest der Bananentapete wird überraschenderweise zu sternennachtblauer Psychedelik, die uns heute mal zu Schulungs- und Veranschaulichungszwecken zwar ungebeten, doch sehr gelegen kommt.

Ein fremdartiges Tier mit zwei(!) plausiblen Augenstellungen entsteht- nur mit Radierer und fellig (!) eingestellten “Wischfinger“, ein wenig die von der Banane vorgegebenen Konturen nachziehen en detail et voilá:

Genau diesen Umriß hab ich dann ins Wandbild eingebaut- einmal reinmultipliziert als leicht verwitterte(s) Graffiti/Wandmaleria, einmal als Schatten, der sich von Farbe und Substanz möglichst nicht von den echten Schatten der Kamine unterscheiden sollte.. Bildbetrachter sollten so auf diese doch unwahrscheinliche Koinzidenz gestoßen werden. Und ordentlich stutzen.

Warum das jetzt so “gemacht” aussieht?  Nun: es ist a) die doch sehr “gemalte” Vogel-Form, die eher nach Kinderstift riecht als nach etwas ordentlich Ornitologischen. Und der Anstellwinkel der Beine ts ts.. Da hätte man entweder erst üben oder besser gleich als absichtlich erkennbar collagieren sollen:

Oder einbauen, den verkorksten Vogel-Schatten aber weglassen, dafür das Graffiti an eine prominentere Stelle gesetzt, die dann auch noch authentischer gewirkt hätte:
oder gar nochmal gespiegelt und rüber an den Kamin gerückt. Noch besser. Die mithilfe dieser Platzierung plausibel gemachte harte Kante- “erklärt” durch die Ecke zwischen Wand und angebauten Kamin – und dem “störenden” Schatten verstärkte ironischerweise den Eindruck der Authentizität :

Und ja hoppla- natürlich: jetzt wäre wieder Platz für den Schatten des “echten” Vogels. Warum den nicht an einer noch etwas prominenteren Stelle als anfänglich platzieren? So entsteht dann ein perfektes Spiegelbild mit einem dargestellten Dialog zwischen gemalt und echt:

Aber: will man das? Die Besucher so am digitalen Schnabel herumführen? Niemals!

Lieber mit etwas merkwürdig Riechenden stutzig machen, denn- es ist nicht alles Schein, was trügt ;-)

Und: die kleinen Scan- und Retuschefehler im “Originalbild” selbst kamen ja gar nicht zur Sprache..

PS.: noch mehr Stutz im aktuellen Blog-Headerbild: die Banane mit Pelzausläufen- Soodlepoodle auf dem Weg zum Kamel im Leopardenfell, dem Kamelopard

Hier als farbiger Nachtrag noch ein Hinweis zur Bauanleitung der doch recht schmucken Version des Vogel-PLUS-Hintergrundbildes, digital “gekreuzt” mit der Bananentapete: der Ebenen-Modus “Differenz” machts möglich. Ladet einfach die beiden Bilder direkt unter der “Hähnchentiefkühltruhe” mal in den Photoshop und experimentert (ich hab zur verbesserten räumlichen Darstellung noch schnell nen Schatten “untergeschoben”):

Könnte für meinen Geschmack glatt als Kimono-Stickerei-Vorlage durchgehen..

Strick mir nen Computerfehler

Liebe Oma, falls Du heute schon ans Schenken denken willst: ich hab nen Super Cardigan im Netz entdeckt. Zum Nachstricken brauchst Du diesmal etwas mehr als Vorlage, Wörterbuch und Material:

  • Build up the knitting machine
  • connect to Arduino
  •  Connect to computer and launch the software
  • make a glitch image with 0xED
  • resize and adjust the threshold value
  • drag and drop an image file
  • send data to knitting machine

Am besten die schwarzweiße Jacke, die da auf 1:23 grad wieder ausgezogen wird! Supi- Omiii! Dankeschön!

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Musik beim Schreiben gerade:

Munnrai ALT/TIMOTE  (Musik im Video)

Orchestre “Les Siècles”/ François-Xavier Roth

Massenet: Ballettmusik aus der Oper “Le Cid”

Strawinsky: “Le Sacre du Printemps”

Fussel Gen

Eingewöhnungsschmerzen. So würde ich die negative Komponente beim Einarbeiten in die neusten Versionen meiner digitalen/medialen Werkstatt bezeichnen.

Denn ich schlag´ mich nun seit zwei Wochen – alles schön in Etappen, ich will mir ja den Spaß am Neuen nicht knicken – mit neuem PC-Equipment herum. Nicht nur, daß dieser längst fällige Sprung über vier bis acht (!) Versionen Software jeglicher Provenienz einem Kulturschock gleichkommt- alles fühlt sich anders an, ist woanders positioniert, Teller und Töpfe sind nicht mehr in Schränken, sondern in Projekt-Ordnern untergebracht.

Darüberhinaus kommt noch die berüchtigte Datenmigration dazu, die ich-ebenfalls old school- zu Fuß per Berge gebrannter Backup-CD-ROMs zu erledigen im Begriff stehe. Warum fällt mir dazu bloß immer das Bild eines Heizers im Eisenbahnbetrieb ein, der mit ner winzigen Schippe Kohlen auf Kohlen in den Kessel leiert?? Aber dieses – ich gebs zu: argwöhnische – Tasten ins Neuland hat auch unbestreitbar Gutes: das Gefühl, neu und so modern as can be zu sein.

Dann geschah es gar, daß ich als eigentlich “Technikferner” in so ne Art Abenteuerlaune geriet, mich an alte Werkzeuge erinnerte und dann meinen alten, schon vergilbten (!) Agfa Scanner, den ich softwaremäßig schon verloren glaubte, aus einer verschütteten Schicht aus irgendeinem Schrank hervorgrub. Nicht nur dessen Produktion, so erfuhr ich anschließend im Netz, gar der Support ist schon seit Jahren eingestellt!

Aber muß das denn immer gleich heißen: zum Müll damit? Nach dem Motto: “nutzlos ohne Treiber“? Muß es nicht, fand ich doch da ne Software, die, ich zitiere: “Hunderte von Kamera- & Scannertypen, äh, “unterstützt” Wow- die Wutz in Dosen! Doch Moment mal: “früher” mußte man von jedem Hersteller den Treiber a) kaufen und b) dann schön pflegen. Und nun soll das ALLES mit einer Software gehen?? Da kommt man sich im Rückblick doch leicht verkarscht vor..

Aber Schwamm drauf | wie auch immer | sei´s drum: man ist unerwartet und dadurch beglückt im Scanbetrieb & die Freude am neuen/alten Werk/Spielzeug gewinnt flugs die Oberhand. Und prompt öffneten sich lang zugeschobene Schubladen im Nebenzimmer. Papierbilder en masse und alte Digitalisierungen auf CD-ROM. Mit Scans von weiteren Fossilien: gebrauchtes Kohlepapier zum Beispiel:

Und damit natürlich eine unüberschaubare Masse Bilder aus der Zeit, bevor ich immer gleich hab digitalisieren lassen nach dem Duschen (i.e.: entwickeln) treten ans Tageslicht again. Das ist noch gar nicht so lange her: ich schätze bis vor zehn Jahren hab ich regelmäßig nur Papier und keine frisch beschriebenen CD-ROMs nach Hause getragen. Und: Ein schneller quick-and-dirty Scan bringt ja ganz andere ästhetische Sensationen fertig als das Abfotografieren, wie man hier unten sehen kann: das fühlt sich mächtig anders an als die Norm, irgendwie, als liege da eine Schicht Zeit auf/über dem Bild. Also direkt zwischen dem Foto und uns, den Betrachtern.

Man ist ja dieses Überscharfe, Reine schon so gewöhnt, daß also mich beim Anblick der ersten Versuche gar mannigfaltige “Anreize”, die frisch gescannten Dateien zu “verbessern”, heimsuchten. Nicht nur wie üblich Farbumfang oder Kontrast in den Schwitzkasten zu nehmen, sondern diese lang überwunden geglaubten unglaubliche Flecken, Streifen und Fusseln und Staubkörner, die großzügig beigesteuert werden von den Üblichen Verdächtigen Elektrostatik, Glasabschabung oder Finger- oder gar Kleberesteabdrücken: das Analoge im Digitalen Kanal. Guckt nur mal auf das “Lametta” überm Bach: echter, digitaler …Dreck!

Das alles erinnert mich in aller Jähigkeit an … APPs für iPhones! Hipstamatic! (..) Nachdem der mythische Kampf zur Erringung makelloser Fotos in aller Schärfe und Farbdeutlichkeit nun auch für den Amateur serienmäßig gewonnen ist, wird ja werkseitig nun wieder alles getan, “Leben” in Knipsbilder zu bringen: Sepia-, Störungsfilter, künstlich hineingerechnete Vignettierung und lokale Ausbleichung, Crossfärbungsalgorithmen….

Doch zurück zum Neuen: Ich mache mich mit dem intelligenten “Reparaturpinsel” vertraut. Intelligent ist dieser Pinsel insofern, als er “erkennt”, welche Flecken man aus seinem Bild gerne weghaben mag und welche Hemdstreifen oder Astgeflechte bleiben sollen. Erstaunliches geschieht, wenn man ein wenig herumgepinselt hat mit größeren oder kleinen Werkzeugspitzen und größeren oder weniger großen überstrichenen Flächen, bevor man den Maustaster wieder los und den Rechner loslegen läßt:

Die pinselige Intelligenz erzeugt, je nach Duktus und Größe sehr merkwürdige “Reparaturen”, der Pinsel gerät durch experimentellen Gebrauch in Verwirrung und mischt zusammen, was nicht zusammensoll- Nudelmutationen die zwischen künstlerischer Skulpturhaftigkeit und geschmolzenem Metallformen mäandern– ein neues Spielfeld!!

Das zu programmieren war bestimmt nicht einfach, aber wir stehen ja auch damit auf den Schultern von Riesen, schreiben ja auch schon das Jahr 50 nach der Erfindung der Mustererkennung. Überhaupt erstaunlich, wie diese technisch-mathematische Errungenschaft unser tägliches Leben bestimmt: nicht nur Gesichter- oder Sinn- und Worterkennen (“Meinten Sie..?”), das geht ja auch schon längst im 3-D Bereich weiter, wo Fabrikroboter erkennen gelernt haben, auf welcher Seite die Kegel liegen, die da auf dem Laufband heranfahren…

Außerdem, das ist mir auch neu, sind wir nun soweit: die Adobe-Software liefert nun genau das nach hause, was man immer den großen Datenkraken anheimstellt: das ungebetene Personenerkennen.

Nur diesmal im gesamten heimischen=internen Festplattenspeicheruniversum. Da werden (im Ordnermodus) plötzlich Gesichtsumrahmungsfenster sichtbar, wo vorher nichts als Bildnis war. Die fragen auch noch nach der Identität der/des Abgebildeten und öffnen dann Fenster, in denen man die Namen antaggen kann. Was eine Eingabearbeit!! Wohl dem also, der dann gleich seine gesamte virtuelle Arbeitsleistung in einer Schlagwortwolke betrachten kann wie der Gärtner nach getaner Beete-Anlage…

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Musik beim Schreiben heute: to rococo rot: “veiculo”, City Slang, 1997

Tito Puente/Perez Prado: “A Selection Of Mambo & Cha Cha”, TELMA, 1995various artists /Groove Armada: “Late Night Tales”, Coolport, 2008

Mick Hucknall: “Tribute To Bobby”, Simplyred, 2008

Jamiroquai: “Rock Dust Light Star”, Mercury, 2010

Chaka Khan: “I Feel For You”, Warner, 1984

Eins nach dem anderen- die Lösung des letzten Gewinnspiels

Bevor ich in den nächsten, wahrscheinlich kalten Osterfeiertagen das künftige Gewinnspiel hier aufbaue- eins nach dem anderen: die Auflösung des letzten Rästels. Eine Auflösung, die weitere Fragen nach sich zieht, genau wie das Leben selbst.

Meine Idee fürs letzte Gewinnspiel, anhand der Reingretchen Titelbilder die Lokation der Aufnahmeplätze nach Mannheim oder Ludwigshafen zu scheiden als Rätsel zu posten, war, ich hab es schnell am zähflüssigen Feedback gemerkt, überraschend schwer, bei manchen Bildern gar unmöglich: keiner der Teilnehmer hat alles erraten/gewußt.

Ich hab dafür was gelernt, eine unvermutet neue Erkenntnis mehr: ich schaue anscheinend deutlich woanders hin als Otto N. oder der Google-Street-“Fotograf”. Denn auf KEINEM der verlinkten Panoramio-Seiten gibts ein ähnliches Bild zu entdecken.. Für alle Wißbegierigen hab ich also, ta-dah! hier eine mit den Lösungen verlinkte Ansicht der 18 Fragen in Bilderform gepostet. Diese Lösungen sind, (keine Angst,) kein umständlicher “direkt-am-Rhein,-da-wo-die-Promenade-in-den-Fußweg-zum-Strandbadweg-übergeht-etc.” Text-Knäuel, sondern:
viel anschaulicher, und viel.. erschreckender: mit Bild, Zoom Möglichkeiten und: Geo-Daten in Längen- und Breitengraden! Denn genau diese, bis auf Minuten und Sekunden genau werden im Adressfeld immer mitgeändert/aktualisiert, wenn man per Mausfaust den Bildausschnitt verschiebt. So kann man, darin geübt, bei seinen nächsten Party Einladungen zwei Zahlen plus ° auf die Einladungen schreiben, Uhrzeit dazu- fertig. Internet hilft weiter. Wenn man das schick 2013® verschlüsselt tun will: die beiden Angaben als QR-Code präsentieren..

Hier also das zweite Kapitel “GretchenLeaks”: ich offenbare die Tatorte  😉 Wie man erahnen kann, ganz im Sinne meines “kleinen Postkarten-Dogmas”: alle von öffentlichen Plätzen und Wegen aus aufgenommen, über keinen Zaun geklettert und nicht von einem Dach herunter fotografiert.. Und doch werden all diese akribischen Angaben wieder erst nur dann zu “Lösungen”, wenn man sich selber in Bewegung dahin setzt- sieht man online doch fast nie das Motiv aus der Sicht, wie ich es aufgenommen habe. Somit ist die Lösung zwar deutlicher Hinweis, führt aber eher zum Ziel der Anregung zu einer Tour- It-Yourself-Aktion. Wie man aber vielleicht ebenso erstaunt wie ich sehen kann: äußerst unspektakuläre Plätze allesamt. Und der Zauber IMMER dem Licht an jenem Tag geschuldet.

Da ich das Lösungsbild selbst verlinkt hab, hier noch ein paar Bemerkungen: Das Programmieren dieses (eigentlich jedes) digitalen Bildes zur aktiven Fläche für Internetseiten macht mir den gleichen Spaß wie früher als Junge das Puzzeln oder Pappburgen nach Bastelbogen zusammenbauen: eine zwar kleinteilige, nicht jedoch allzu zehrende Aufgabe, wo für den Browser in HTML-Code kleine Eckpunkte im Bild, in Pixel von links (130, 290) und von oben (50, 165) gemessen, abgesteckt werden. Diese werden dann mit der gewünschten Seite mittels Tag, hier dem berühmten area href= klickbar gemacht. Hier eine kleine Grafik für die Definition dieses Feldes:

Die vier Zahlen geb ich, durch Kommas getrennt, in dieser Reihenfolge in den Quellcode ein. Und die Maus drüber wird aktiv. Diese genauen Zahlen auszuknobeln ist so ne Art Sudoku für Web-Programmerien-zu-Fuß. Oder was meint Ihr anderes, wenn Ihr das seht und versucht, die Zusammenhänge zu verstehen:

05 116 | 123 234 | 241 352 | 357 465 | 470 580 | 585 700

Genau: einfach abwechselnd die Differenz jeweils (ungefähr):   7   111   Das sind die Pixelabstände vom linken Spielfeldrand, an denen die senkrechten Ränder der einzelnen Covers der Lösungsbildcollage liegen. Nach ihnen setzte ich die Link-Bereiche. Genauso, wie man im Garten die gleichmäßige Beete-Aufteilung hinkriegt.

Warum ich hier über HTML schreibe? Nun, weil ich es faszinierend in seiner Stringenz finde, die für mich eine Art Schönheit darstellt. Und nicht nur, weil heute Google 4, 3 Millionen mal einen Eintrag bei der Eingabe von “code is poetry” findet. Auch, weil ich es wichtiger denn je finde, auf die Effekte jedweder Programmierung aufmerksam zu bleiben. Immer mit einem Zitat eines Elektronik-Dozenten der hiesigen Fachhoschule in mind, der einst, es muß Ende der Achtziger gewesen sein, den wahren Satz verlauten ließ: “Technik ist Materialisierung von Interessen.”

PS.: a Zitat, gefunden auf Eselsohren.at bei der Suche nach “Code Is Poetry”:

Eselsohren: And has it (“Code Is Poetry”)something to do with digital poetry?

Matt: Absolutely. At the time I was studying and reading a lot of T.S. Eliot and I was struck how a single line with just a few words could be packed with several allusions and meanings. As we wrote WordPress, I wanted every line of code to be short, sweet, and packed with meaning.

Nachtrag am 5. Jänner 2019: Panoramio is nicht mehr – siehe die Meldung beim beliebigen Klick auf das damalige Gewinnfeld. Ihr könnt aber das frisch Gelernte bei Google (Maps) ins Suchfeld eingeben: beim Bild #3 z. B. steht da als ins Leere gehender Link http://www.panoramio.com/map/#lt=49.510725&ln=8.450999 . Macht daraus einfach 49.510725,8.450999

__________________________________________________________________________ Musik beim Schreiben heute:

Till Brönner: “Oceana”, Bam Bam Music, 2006

Underworld: “Beaucoup Fish” V2 Records, 1999

Des könnt´ ja überall sein! – die Mannheimer Kriterien

Pompeo Batoni (1708-1787) ist der Erfinder des Touristenporträts.” – so ein schöner Satz! Da steckt so viel drin! Und ein Künstlername, der nichts zu wünschen übrig läßt! Und dazu auch noch echt! Weiter heißt es zu unsrer Erhellung: “Er entwickelte diesen Porträttyp für englische Touristen in Rom” und weiter “..Es verbindet gesellschaftliche Attribute und Souvenir-Darstellungen.”Diese Touristen kommen auch  irgendwann ins Spiel, wenn man wie ich “in Postkarten” macht. Nicht nur als Käufer- das natürlich hoffentlich auch-, sondern in der Argumentation hinsichtlich der Gestaltung dieser Karten. Ansichtskartenkäufer und das-Schielen-auf sie als Zielgruppe nehmen  bemerkenswerten Einfluß auf ihre Verbeitung (oder Nichtverbreitung) in den Läden der Stadt. Das ist keine leicht dahingegtippte Theorie, sondern meine Erfahrung im Selbstvertrieb nach fünf Jahren (!)

Wir sind hier für Touristen, und wenn wir denen immer erklären müßten, daß das der Wasserturm (das Wahrzeichen Mannheims) gespiegelt ist- also, nää!” (2007) oder, etwas konstruktiver, pädagogisch- und empathischer die Erklärung

Touristen wollen ein Dokument. Eine Karte, die das zeigt, was man sieht, wenn man direkt davorsteht. Um sagen/schreiben zu können: DA war ich.” (2012)

Das sind Sätze, die ich zum Thema Motivauswahl und -gestaltung schon in all ihrer Deutlichkeit vernehmen durfte. Eine nicht mal leise Forderung nach Souvenir-Qualitäten der Karten, die ich da durchhöre. Überraschenderweise ein Attribut, das ich – ich gebe es hiermit gerne zu- bislang noch gar nicht in Betracht zog, so sehr war ich mit rein Ästhetischem beschäftigt.. Als slogan-ähnliches Händler-Feedback Nummer Eins zur Kompatibilität mit dem global mitmächtigsten Wirtschaftszweig allerdings habe ich als Titelzeile gesetzt- “Des könnt´ ja überall sein!” Eine häufige Reaktion, wenn es um Bilder wie diese geht:  alt= Allen diesen Argumenten stehe ich verständnisvoll gegenüber, wittere jedoch eine nicht nur ästhetische Sackgasse in ihnen. In dieser angelangt, wären nämlich nur noch jedermann auffallende Bauten, professionell gestaltete Gartenanlagen, meinetwegen auch Plätze, Alleen und natürlich Blumen-vor-Wahrzeichen als Motive für Postkarten erlaubt. Mannheim und Ludwigshafen bieten aber unendlich mehr- zumal das Aufkommen von Architektur des Kalibers Bilbao-Effekt eher als in den Anfängen zu bezeichnen wäre. In der Ausstellung zum Neubau der Kunsthalle Mannheim las ich im Portfolio des spanischen Architekten Rafael Moneo den Satz: “Der Wiedererkennungswert eines Ortes ist fast so wichtig wie der Ort selber.” Könnte auch von einem Postkartenfotografen stammen, dachte ich mir beim Lesen.  alt= Kunstobjekte im öffentlichen Raum spielen für mich und meine Auffassung von der Unverwechselbarkeit eines Ortes eine ebenso große Rolle: alles, was einen Raum einzigartig werden läßt- und gerne dazu noch fotogen ist, kommt mir da sehr entgegen ;-) .

Als schlagendes Beispiel der Kategorie Bescheidenheit der Mittel PLUS Erfindungskraft sei hier Carhenge erwähnt: 38 grau lackierte Automobil-Oldtimer, die 1987 an entlegendster Stelle im US-amerikanischen Acker Nebraskas eingegraben wurden und nach knapp zwanzig Jahren Bestehen (!) im Jahre 2006 die Einrichtung eines Touristenzentrums.. erlaubten! Und im November 2015 (Nachtrag vom 27.9.2016) fand diese Idee/dieses Bild gar malerisch-dahingewelkt im Computerspiel Fallout seinen Niederschlag.

Nun läßt sich weiterhin natürlich vortrefflich darüber streiten, was Touristen wollen– ich sehe mich da nicht zu sehr in der Rolle des Erfüllers von vorgeahnten Wünschen eines Stereotypen- ein Minenfeld an irrigen Annahmen, wie ich finde- ich sehe die Postkartenmacherei eher als Beitrag zur Dehnung der Begriffe. Der Begriffe “Ansichtskarte”, der Vorstellung, was denn nun an der Gegend, Stadt, an genau diesem Bauwerk etc. reizvoll ist und: für wen. Und arbeite dadurch gewissermaßen an der Loslösung von einem platten Touristenbegriff.

Daß ich in einer Gegend großgeworden bin, in der Tourismus eine entscheidende Rolle im Wirtschaftsleben spielt, läßt mich hier doch recht milde-nachsichtiger mit dem Begriff -und dem Anschmiegen der Motive an so etwas doch Ehrgeiziges wie- Stadt-Tourismus umgehen.. Und: letzten Endes sind es doch immer wieder Bilder, die mir -auch in der Eigenschaft als Einwohner- gefallen müssen, da beißt die Maus Null Faden ab. Daß parallel auch die Mannheimer/Ludwigshafener ungewohnte=neue Blicke auf ihre Stadt zu schätzen wissen, ist ein sehr erfreuliche Art von Applaus, den ich bislang kennenlernen durfte & der mich in der Gewissheit bestärkt, genau da weiterzumachen ;-) Deshalb würde ich das allgemeine Motto und den munter fortbestehenden Willen zu immer neuen Ansichten in DIN A6 eher so zusammenfassen:

Das alles kann Mannheim (oder Ludwigshafen) sein!

mannheim-auf-postkarten.deludwigshafen-auf-postkarten.de ______________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute: Cheb Mami: “Dellali”, Virgin France, 2001

Man liest vom Ende der Fotografie

“Man kann einer Fotografie nie mehr trauen. Sie gibt vor, an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit entstanden zu sein – doch das kann auch eine reine Erfindung sein.” Ein Zitat David Hockneys aus einem Interview mit dem Spiegel. Das liegt 7 Jahre zurück und ich beginne, mich näher heranzugooglen an dieses Thema. Unlängst nämlich lag das bereits 1979 erschienene, fotografie-kritische Buch Über Fotografie von Susan Sontag auf dem Tisch des Buchhändler meines Vertrauens. Bald darauf gehörte es zu meiner Bettlektüre. Die darin diskutierte Vorstellung vom Ende der Fotografie hat mich etwas befremdet: Bei diesen ganzen im Netz herumschwirrenden unvorstellbaren Mengen an Aufnahmen etwas komisch, dachte ich mir zuerst. Aber die Sichtweise zielt auf etwas, das mit dem ursprünglichen Funktionswert der Fotografie zu tun hat: mit der einst allein der Malerei eigenen -und jetzt diese ablösenden- Autorität, die Wirklichkeit darzustellen. Diese schwindet tatsächlich in ein bodenloses Nichts, bedenkt man es etwas näher: die Möglichkeiten, per Rechner und Bildbearbeitungs-Software in fast jedem erdenklichen Maße ins Bild selber einzugreifen ist schon in die Wohnungen der Normalos eingezogen. Und die dargestellte “Wirklichkeit” kann von jedem im eigenen Sinne beeinflusst werden. Und das gar, ohne bei der Herstellung des Bildes per Kamera dabei gewesen sein zu müssen. Postproduktion sag ich da bloß- von der serienreifenden Lichfeldfotografie erstmal gaaanz zu schweigen. Man liest ja auch von Werbekampagnen multinationaler Konzerne, die für neue Kampagnen aus den Portfolios von Postproduktions-studios auswählen, während die Sichtweise des eventuell in Frage kommenden Fotografen zur Herstellung des “Ausgangsmaterials” als sekundär gesehen würde… Das Wort Hochglanz und Branchenlevel als Geisel der bildbearbeitenden Menschheit.. Welch überraschend deutlichen Satz von Daniel Boschung zum Beispiel las ich neulich, sehr selbstkritisch -und ausgerechnet als Inhalt der (mittlerweile verschwundenen) Laudatio zum Jahrbuch-Award des bff.de: “..man sehe sich nur den Triumph der Künstlichkeit an, der in der Rubrik „Transportation“ herrscht“. Die fotografisch Kreativen sind sich offensichtlich in aller Deutlichkeit bewußt, wo sie sich gerade mit ihrer Tätigkeit bewegen.. Dazu noch einmal David Hockney: “Jetzt ist diese Kontrolle der Welt durch die Sehweise der Linsen und der Kameras ihrerseits ans Ende gekommen – weil sie von der digitalen Bildbearbeitung ad absurdum geführt wurde und die Sehnsucht aufkommt nach einer neuen Wahrhaftigkeit in den Bildern.” Es wird klar: die Fotografen sind sich dieses “irrealen” Aspekts ihrer Arbeit nicht nur wohl bewußt, ja, ich fand durch bloßes Herumsurfen andere Künstler, wie Keith Cottingham, der genau dieses Thema von der quasi gegenüberliegenden Seite angeht und so tut, als wäre die Fotografie reines Mittel zur totalen Erfindung: These are documents of no place, of no time, and of no body” heißt es sehr eindrücklich im Einführungstext zu seinem Werk “1999 history re-purposed” unter dem Tenor Can we ever know the truth of the past? Is there such a thing as scientific objectivity? Die Fotografen Peter Funch, Nicolas Dhervillers, Robert Overweg kümmern sich ebenfalls darum, jeder auf seine spezielle Weise- sie sind die ersten paar, die ich schon entdeckt habe. Und: es werden sicherlich nicht die letzten sein. Wann aber wird diese Einstellung zu fotografischen Bildern im allgemeinen Bewußtsein angekommen sein, frage ich mich angesichts dieser unaufhaltsamen Entwicklung, die Wahrnehmung, Kunst und technische Entwicklung da produzieren: daß man Bilder nicht mehr als Abbilder der Realität sieht, sondern als.. mh- keine Ahnung als was. Als bunte Variationen der Fantasie, als raffiniertes-Konstrukt-der-abbildbaren-Wirklichkeit-im-Baukastenprinzip, wie zum Beispiel die leuchtenden Bilder von Ruud Van Empel ?? Und wie wird sich dann der Blick auf die Welt per se ändern?? Die aktuelle Bilderschwemme ist noch zu nah dran an den Sehgewohnheiten- diese wiederum erzeugen weitere Ströme an Bildern, als daß man jedes Foto gleich als reine Ausgeburt der Künstlichkeit identifizöre..     Zur selben Zeit entdecke ich auch die verwirrenden Bilder der Pictorialisten– Fotografen, die Fotografie als Kunst anerkannt sehen wollten und um die Wende zum 19. Jahrhundert hin Fotos zu Bildwerken stilisierten. Diese geschah mithilfe des Labors, in dem der der Fotografie als abhold gesehene “künstlerische Touch”, die Aura des Unikats/Originals mithilfe von Entwicklungs- und Dunkelkammertechniken erreicht werden sollte. Zitat: «Für manche war das Negativ nur die Skizze, die erst im Ablauf von Entwicklung und Abzug zur Kunst wurde. » Das kam man hervorragend an den Bildern von Hugo Henneberg, Léonard Misonne oder Constant Puyo nachvollziehen, bei deren ersten Anblick es rätseln macht, was genau man denn da vor sich hat: die Werke wirken durchweg wie Gemälde auf mich- völlig durchkomponiert, wie man das auf Fotos heutzutage nur bei den Großen sieht. “Lustig,” dachte ich dabei: “da verschwindet jemand wieder durch die Tür, durch die er gekommen ist.” So schließt sich ein Kreis, in dem sich beim Ringen um Anerkennung Authentizität und Künstlichkeit in den Schwanz beißen.

Am Schluß bleiben hie wie da die Bilder, die ansprechen im Gedächtnis. Nur mit Wirklichkeit müssen sie nichts mehr zu tun haben, das ist das Neue in der Geschichte der Wahrnehmung.

PS.: zwei Bilder hier auf dieser Seite sind nicht durch den Photoshop gedreht. ______________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Beady Belle: “Closer”, Jazzland, 2005

David Byrne: “Music For The Knee Plays” ECM, 1985

Donald Fagen: “Morph The Cat”, Reprise 2006

Groove Armada: “Late Night Tales”, Late Night Tales, 2008

various artists: “The White Room”, Sony Music 2004

Auf unentwickelte Halde fotografieren und die Folgen

Ich kann mich sehr gut an die Antwort erinnern, die mir mein Freund Markus einst lächelnd gab, als ich, bei ihm zu seltenen Besuch in Amsterdam irgendwann mal zähneknirschend meinte, mein Filmmaterial ginge aus (die Läden hatten zu bzw. waren zu weit entfernt, um schnell Nachschub zu kaufen):

“Na, DANN mußt Du halt die Bilder im Kopf behalten!”

Fotografieren nimmt einem diese “Erinnerungsarbeit” komplett ab- das wurde mir durch dieses kleine Zwischenwort sehr klar. Sie kann zwar die anderen sinnlichen Eindrücke nicht speichern oder gar ersetzen, doch ein stimmiges Foto kann das Gehirn sehr gut anschieben, sich auch die Stimmung, gar die Konsistenz der Luft, die lokalen Gerüche, Gespräche oder anderes, weitaus Ätherischeres wieder zu vergegenwärtigen.

Mir geht es nach all den Jahren so, daß ich nur zu Gelegenheiten, bei denen keine Kamera vorhanden ist/zum Einsatz kommt, auf dieses wie ich finde sehr wichtige Potential geistiger menschlicher Leistung zurückkomme, ansonsten aber “gelernt” habe, all die “Erinnerungsspeicherung” diesem chemisch-mechanischen Vorgang zu überlassen. Ja, es ist noch krasser: wenn ich mich an ein fotografiertes Erlebnis zurückerinnere, fallen mir nur diese fotografierten Bilder ein -ich muß dazu KEINEN Blick darauf werfen, um mich auch en detail an die Bilder = das Geknipste zu erinnern. Ansonsten ist da nichts Visuelles, an das ich mich erinnere. Manchmal darüberhinaus gar gar nichts mehr an sonstigen “Vorkommnissen dieses Tages” in meinem Kopf.

Diese äh, Kulturtechnik ist zwar modern- wer überantwortet zum Beispiel heute die Memorierung von Telefonnummern auch nur der engsten Freunde noch seinem Hirn- hinterläßt bei mir aber ein komisches Gefühl von Rückbau der eigenen Fähigkeiten. Man konnte das Leben auch schon anders.

Nun bin ich- mehr durch Zufall aufs Prinzip “Auf unentwickelte Halde fotografieren” gekommen: der Fotografierlust zwar keinen unsinnigen Riegel vorschieben, die belichteten Bilder aber erstmal dem Blick vorzuenthalten, indem ich sie -erstmal- nicht zum Entwickeln gebe. Sprich: lagern statt wiedersehen.

Mich an diese Dinge erinnern statt sie, wie bislang üblich, zeitnah begutachten, durchsehen, bewerten, bearbeiten, veröffentlichen, ablegen, archivieren, sortieren. All diese verarbeitenden Tätigkeiten, die sich im Laufe der Jahre eingefleischt haben. Das geht natürlich nur ohne Schmerzen, wenn man nicht digital fotografiert und nach jedem Schuß gleich das Ergebniss kontrollieren kann, sondern wie ich krampfhaft am Überkommenen festhält ;-) Und plötzlich geschieht es- wie heute eben wieder, daß ich mich irgendwo in der Gegend an einer Stelle wiederfinde, wo ich vor Monaten Bilder gemacht habe und mich an den Tag, das Licht, Wetterlage und die Motive erinnere.

Ein Plus an Wiederkehrendem also!

Dabei ist noch weiteres Erstaunliches festzustellen: nicht nur die Tatsache hier gemachte Aufnahmen kommen ins Gedächtnis, auch die Auswahl der Blickrichtungen (ich fotografiere fast immer Serien) und Motivansichten und, am Frappierendsten: ich fange an, mir zu überlegen, ob ich nichts vergessen habe, und: ob noch andere Ansichten möglich wären. Also eine Revision rein mental. Dazu gehört auch die Erkenntnis, daß dieses Motiv ja schon abgehakt ist und ich nicht wiederkommen muß. So was wie ein fotografischer Einkaufszettel etabliert sich also mit dieser “Latenztechnik” im Hirn.

Ob das nun gut ist oder nicht, muß sich noch herausstellen. Ich für meinen Teil finde diese Art, mit der persönlichen mentalen Fotografiertechnik zu experimentieren, sehr anregend, weil sie auf den Prozeß im Ganzen Hinweise gibt. Man lernt über sich dazu: vordergründig und am faszinierndsten, wie man die persönliche Haltung zum Fotografieren erlebt, wie man dazu emotional steht: will man Ergebnisse, die “gestalterische Leistung” sehen, persönliche Sichtweisen weitergeben oder auch/”nur” zeigen können. Das alles gesehen im sozial-psychologischen Licht: wie gelingt mir mithilfe meiner Fotos die Verbindung zu anderen Menschen? Brauche ich Fotos eigentlich für diesen Zweck, weil ich anderweitig Schwierigkeiten habe und sie durch die Macht des Visuellen, Realen hilft, easy eine kommunikativ-emotionaleVerbindung zu schaffen? (..) Oder geht es mehr um intrinsische Phänomene: um Wachsein in der Welt, In-der-Gegenwart-leben-mithilfe-des-mitgebrachten-Fotoauges, vitalisierende Gestaltungsübungen mit dem fotografischen Rahmen (Sucher), die Übung, (zum Beispiel Schönheit) zu sehen und -das Entdeckte erkennend- fotografisch festzuhalten.

Für sich selbst oder für die Außenwelt oder beides gleichzeitig in einer individuellen Gewichtung- all das kann man mit dieser etwas merkwürdig klingenden Methode mal ausprobieren. Und sich wieder ein Stück erkennen. ______________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Mattafix: “Signs Of A Struggle”, BeeGood Records (Virgin), 2005

Bitty McLean: “Natural High”, The Brilliant Recording Company, 1995

Zeit sparen durch VieleBilder gucken

Hört sich widersinnig an, dieser Gedanke. Fährt mir aber just in denjenigen Momenten durch den Kopf, wenn ich auf Bilder, Fotografenportfolios oder sonstige “Nester” durchschnittlicher Fotografie stoße und mich schnell beginne, ob dieser Unauffälligkeit zu langweilen, wenn nicht gar zu ärgern. Wenn ich am betreffenden Tag guten Willens bin, nicht weiterzappe, um vielleicht doch noch etwas Interessantes zu entdecken, gerate ich oft in Überlegungen, ob und wenn ja, welche dieser Bilder da, genau vor meinen Augen, ich selbst veröffentlichen, ja: überhaupt fotografieren würde.Und da kommt oft ein spontantes “Niemals Nie und Nimmer Nicht!” in mir auf. Meine geäußerte ernsthafte, explizite Wortwahl wären Kommentare wie – sowas Langweiliges, Klischeehaftes, Branchenleveliges.

Die im Titel erwähnte “gesparte” Zeit wäre dann die im Anschluß, wenn zu entscheiden ist, was man selber anstellt mit und beim Fotografieren.

Und da hilft das Durchschnittliche, Gewöhnliche, überall Präsente sehr gut, es im persönlichen kreativen Leben zu vermeiden. Lieber fahre ich fort, mich von fremden Bildern begeistern zu lassen, als wild um mich Fotos zu schießen ohne Sinn und Lustigkeit.

Jedes Bild muß etwas Neues, Unbekanntes bringen. Muß mich beim Auslösen faszinieren. Und wenn es nur ein winziger Aspekt ist, der mich dazu bringt. Ist das nicht der Fall, sollte man sich den manigfaltigen anderen Lebensbereichen widmen.
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Musik beim Schreiben heute:
Thomas Fehlmann: “Gute Luft”, flow publishing/BMG, 2010

Im Sonntag zuhaus

Herrlichstes Frühlingswetter heute- für mich das Inspirierendste an solchen Tagen, wenn alle Welt unterwegs ist, um die freien Tage zu feiern: zuhause sein, das sich durch die Wohnung drehende Sonnenlicht zu genießen. Die Stille im und ums Haus aufnehmen, das Fehlen einer zu erledigenden Werktäglichkeit als befreiend empfinden, innen und außen ordnen. Langsam sein. Entdecken. Entdecken, was sich als mitunter schon vor längerer Zeit als Fragment einer Inspiration in die vier Wände eingeschlichen hat. Wenn also solches Wetter ist wie hier links, wirkt das auf mich, wenn ich zuhause bleibe als lichte Inspiration, die meinen Tatendrang, die Vision von Frühling, das Gefühl von Neustart und Belebung nach innen umleitet. Im wahrsten Sinne: komme ich an solchen Tagen doch wieder auf Ideen zu Angefangenem oder gar in irgendeiner Schublade zwischengelagerten Projekten zurück, entdecke nebenbei neue Fotografen – durch mußevolles Blättern in meinem Fotobuchstapel, zum Beispiel die mysteriösen Bilder von Graciela Iturbide, über Begleittexte im vorderen Buchteil deren Lehrer, den Mexikaner Manuel Alvarez Bravo, ich bewundere die appetitanregenden Fotos von Deirdre Rooney in einem meiner wenigen Kochbücher, das ich bemerkenswerterweise einzig aus fotografischer Faszination angeschafft habe, im Internet durch gleichzeitiges beiläufiges Surfen gibts heute neu für mich den dazu recht konträr tätigen Gregory Crewdson. Ganz zum Schluß, bevor ich mich dem Schreiben dieses Beitrages widme, entdecke ich noch den Meisterplünderer, Angeber und Urheberrecht-Ignorant Anthony L., dessen blog dummerweise auch noch bildend wirkt, allein schon die Neugier, die beim Brausen seiner geklauten Bildervorräte entsteht! Na, mal sehen, wie lange es dauert, bis da jemand den Hahn zudreht ob so dreister Verklappung fremden geistigen Eigentums… Dann gibt es eine langsame Annäherung an ein erstes kleines –ta-dah!– Filmprojekt, wo ich letzten September mit einer kleinen geliehenen digitalen Kamera eine viertelstündige Sequenz ohne Schnitt aufgenommen habe und diese gerne mit klassisch anmutender Musik vertont sähe. Um da Inspiration zu bekommen, hilft es sicher, so stelle ich mir vor, den Film mehrmals ablaufen zu lassen- sich damit in Stimmung zu versetzen, Möglichkeiten zu erahnen oder durch schnelleren oder verzögerten Ablauf das Wesentliche herauszukitzeln zu versuchen. Dabei lasse ich diverse CDs laufen, um die Wirkung der jeweiligen Kombination Bild-Musik zu testen. Nachdem das alles ohne Instant-Ergebnis verlaufen ist- entspannt zurück in die Schublade damit. So was mache ich gerne und öfters: einen inspirativen Grundgedanken sacht aus der Versenkung zu nehmen, langsam zwischen den Fingern zu drehen und wirken lassen. Ich habe es mit Genuß und vollster Vorsätzlichkeit nicht eilig dabei- kleine gute Ideen werden ja nicht schlecht, und angefangene unvollständige immer besser bei jedem neuen Mal der Betrachtung. Wie man hier sehen kann, hab ich hier ein Bild meiner neues Postkarten-Kartographie-Seite nominiert, zwei Mal historisch, denn weder Motiv (im Vergriffen-Sein begriffen) noch Lokation (geschlossen) gibt es noch. Aber das Motto der neuen Seite lautet ja: the best of Bild-im-Bild gewinnt.. Immer erstaunlicher, das heißt: genauer werden auch meine Vorahnungen eines neuen großen Fotoprojektes, dessen konzeptionelle Möglichkeiten bei jeder fortlaufenden Betrachtung immer größere künstlerische Reichweiten, Interpretationsmöglichkeiten und Gestaltungsformen annehmen. Ohne -mir selber noch nicht klare- Details verraten zu wollen/können, fand dieses Projekt seinen initialen Zündfunken im Verschicken meiner letzten -und dabei ersten Schwarzwald-Postkarte. Die sandte ich einem ehemaligen Schulkameraden, der neben seinem forstwirtschaftlichen Beruf auch noch der Belletristik nahesteht. Das prompte, hocherfreute Feedback legte den Grundstein für eine neue Sicht meiner ganzen bisherigen fotografischen Arbeit. Mehr dazu demnächst an dieser Stelle, wenn das Kind einen Namen und einen Anflug von ersten Ergebnissen hat. Danach surfe ich auf der per Stadtrundfahrt (!) frisch entdeckten Rüdiger Krenkel Webseite und bekomme nach langer Pause Lust auf eine neue Making-Of Serie- mit Eisen, Kränen gar, rostbraungrauer Werkstatt-Atmosphäre, Schweißerfunken und organisch-mathematisch anmutenden Eisenobjekten.. Frühling 2011 Erwachende, kreative Frühlingsgefühle eben. Für diese Stille, in der diese neuen Starts wachsen, liebe ich solche Sonn(en)tage wie heute. Und ich fasse ob des schwindenden Licht des Tages den Plan, gleich morgen früh, wenn wieder allerorten Berufsverkehr stiebt, den Frühling mal anders aufzunehmen als wie immer bisher: am Nachmittag, so wie hier rechts. Sondern: Blüten im ersten Licht des Tages, mitten in der Stadt. __________________________________________________________________________ Musik beim Schreiben heute:

John Williams: “Minority Report” Original Score, Dreamworks (Universal), 2002

Paul Kalkbrenner: “Berlin Calling” Original Soundtrack, Bpitch Control (rough trade), 2008

Original Soundtrack: “Juno”, Rhino Entertainment 2007

Ron Goodwin and The Odense Symphony Orchestra: “The Miss Marple Films”, Label X Europe, 2000

der Schwarzwald bekommt eine Postkarte

Nicht, daß ich das Leben mit frischer Luft je irgendwie unpassend gefunden hätte; es zog mich Landei aber mit zunehmendem Alter immer mehr in die Stadt. Trotzdem schätze ich ab und zu eine Fahrt mit der Eisenbahn durch Tunnels, über Viadukte inmitten einer wettergebeutelten, zum Teil schroff-felsigen Natur sehr. Und habe schon immer meine Kamera auf die vielfältigen Phänomene dieser Gegend zu richten geliebt. Aus dieser Zeit weiß ich auch, und das schon viel früher als ich es mit Stadtmotiven entdeckte, um das auch hier lauernde Klischeefallentier.

Nichtsdestotrotz kann man seinem -im Gegensatz zu Klischees- lebendigen Gefühl folgen und entdecken, welche Motive einen ansprechen, welche Anblicke Faszination auszulösen vermögen. Und irgendwann mußte es ja auch so kommen: nach einem Vierteljahrhundert Leben in der Stadt gelingt bei einem Trip in die “erste” Heimat, dem Nördlichen Schwarzwald, (nicht nur) diese Aufnahme: Zarte Farben und sanfte Übergänge, das Fehlen eines Hauptgegenstandes. Stattdessen: musterhafte Schichtungen, ein Gefühl der Weite, Entrücktheit, gar: Himmelsnähe. Das Wetter spielt(e) hier noch mehr die Hauptrolle als bei den Stadtmotiven. Und, sehr befreiend nach all der ununterbrochenen Stadtleberei: ein fast völliges Fehlenlassenkönnen zivilisatorischer Spuren, eine wahre Wohltat für mein fotografisch manchmal auf Urbanes allzu festgefressenes Auge.

An diesem Bild schätze ich, daß nach all den Bildern von Mannheim und Ludwigshafen, auf denen ich immer bemüht war, Stadt-typisches unterzubringen, es jetzt beim neuen Thema Schwarzwald um reine Naturerscheinungen gehen darf, deren Lokalisierbarkeit, dessen Zuordnungspotenzial weiter gefaßt sein darf. Es zählt weniger das einzelne, klar erkennbare Landmark, eher liegt die Betonung auf dem Wesen der Gegend als solche, das ins Bild gesetzte Gefühl, das diese auslösen kann. Nach dem kleinen Ausflug in die Landschaftsfotografie, der letzten Sommer mit dem ersten Motiv der achten Mannheim Serie seinen Niederschlag als Postkarte fand, geriet diese Art der der Malerei des 18. Jahrhunderts verwandten Darstellung von Natur in das Gesichtsfeld meines fotografischen Interesses. Und ich fragte mich, ob ein Ähnliches wieder gelingen könnte.

Es gelang. Rund tausend Meter über Normalnull an einem galaktisch zu nennenden Novembernachmittag noch über der Schwarzwaldhochstrasse. Jetzt bleibt abzuwarten, entsprechende Promo-Bewegungen zur Bekanntheitsgewinnung vorausgesetzt, ob sich vorort jemand finden läßt, dem diese Aufnahme(n) ein willkommenes Neues sein können. Das Internet und der klassische Postweg könnten es möglich machen- ich bin schon sehr gespannt. Ein neues Kapitel ist somit aufgeschlagen- tja: so weit wirkt das Zustandekommen eines einzelnen Bildes.

Und ich finde mich damit wieder in einer neuen, emotional durchwachsenen Situation zwischen fotografisch-kreativen Ansporn, dem Ruf der Herausforderung der anschließenden Distribution, so etwas wie Prüfungsangst und, oh Wunder- der Findung zweier neuer völlig anders gelagerter, befreiender Themen: Dreht es sich nämlich um a) die Entdeckung des Spiegelbildes des gegenüberliegenden Ausblickes in der S Bahn, ein fotografisches Action Painting Abenteuer der eben nur schier unvorhersagbaren Art und b) um ein schon sich langsam abzeichnendes neues faszinierendes Fotothema: Makroaufzeichnungen innerstädtischer Architektur und Städtebaus.

Details des zeitgenössischen Gestaltens der unmittelbaren Lebensumgebung, direkt vor und mit der eigenen Haustür. Gefühlt eine Mission zwischen den Bilderserien der Bechers und dem Bildband von Jan Weiler und Rainer Sülflow. Bei dieser Kombination aus Pflicht und Kür fällt mir das Zustandekommen eines meiner Lieblingsfilme ein, des wunderbaren “Chungking Express´” von Wong Kar-Wai, der ursprünglich als befreiende “Pausengestaltung” inmitten des wahrhaft martialischen Monumentalwerkes Ashes Of Time mehr oder weniger improvisiert wurde. Und wahrscheinlich genau durch diese komplementäre Art der Kreation seine unvergleichliche Leichtigkeit gewann.

Wie indes diese frisch begonnene Wiederaufnahme der Naturfotografiererei weitergeht- ich weiß es nicht. Und bin selbst gespannt. Vergangenes Wochenende bei Tiefsttemperaturen auf Glitzerschnee gelangen vor Ort weitere, schon beim Aufnehmen faszinierende Bilder, die noch zu entwickeln und postkardial zu gewichten sind. Ob da die Farbübergänge im Bokeh von Makroaufnahmen der Flora als Entscheidungskriterium überwiegen oder ob es eine Rückkehr zu den Wahrzeichen-im-umgenähten-Gewand geben wird- wir werden es sehen. So bleibt mir vorerst keine schnelle Antwort auf die jüngst an mich gerichtete Frage, die ich eher als Ermutigung sehe denn als Anforderung einer Selbstverortung: “Bist Du jetzt Landschaftsmaler?”

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Daniel Stelter: “Homebrew Songs” 2009, Herzog Records

Daniel Stelter: “Krikel Krakel” 2012, Herzog Records

various artists: “Pulp Fusion- Return To The Tough Side” 1998 Harmless Recordings