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Alles ist real. Nothing is real..

Ich kauf mir, erst vorgestern, ein Buch über Museumsarchitektur. Eins mit vielen Fotos. Ich freu mich: dieser ganze großartige Bilderschatz – ab sofort und daheim jederzeit zu meiner Verfügung! Aber auch: eine neue Portion State-of-the-Art in meine Hütte. Und ein dicker Nachschlager, um eine von Menschen gestaltete Plätze und Innenräume enzyklopädisch wirkende Gedächtnisstütze im Regal zu haben. Das Verschwindenlassenkönnen der baulichen Stadtlangeweile an bestimmten Tagen, die sich quälend meiner Aufmerksamkeit bemächtigt, on demand gewissermassen.

Wow, denke ich die ersten 150 Seiten lang- was kann man alles machen, wenn der “Repräsentationsgedanke” den ökonomischen mal überholen darf. Dann fische ich mit den Augen nach Angaben des Architekten,  dann nach Baudatum. Noch mehr wow: da stehen Baudaten, drin, die in der Zukunft liegen (!) Ich blättere also in einem Buch, das ich (auch) als potentiellen Reiseführer zu “interessanten” Plätzen der Welt erstanden habe und muß lernen, daß es diese Plätze de facto noch gar nicht gibt.

Und tatsächlich erhasche ich, munter geworden, ab und an einen fotografischen Blick auf Baustellenzustände als winzige Randbilder, während das Große, Prächtige die eigentlichen Seiten füllt. Bei genauerem Hinsehen und jahrelanger Erfahrung als Photoshop-Betreiber fällt mir das Collagenhafte dieser Bilder erst irritierend, dann immer stärker ins Auge. Die Frage taucht auf, ob ich mir mit so einem Buch nicht genarrt vorkommen mag. Aber: Museumsarchitektur als Buch muß ja keineswegs Beispiele in der offline-welt aufweisen können. Es geht hier, das ist eindeutig, um Ideen. Die Darreichungsform Print  und die gerenderten Ergebnisse darin passen für mich nur konzeptionell nicht so recht zusammen. Unwillkürlich muß ich an komplett virtuelle Welten denken, an die Games World, an Achitektur Simulations Software, aber auch an solch faszinierende künstlerische (Gedanken)Weiterentwicklungen wie die des Fotografen Robert Overweg. Der klickt oder scrollt oder hackt sich in seinen Spielewelten bis zum “Rand” und macht dann ein Erinnerungsfoto..

Von noch mehr Bildern dieser realen Welt, die diese langsam zu überwuchern drohen, so erfahre ich von einem (leider vom Netz genommenen) Artikel bei frieze d/e, werden per Rechnerleistung, Mustererkennungsalgorithmen und Geodaten, die mittlerweile automatisch per Kamera zum Bild dazugespeichert werden, zusammengefügt. Das Resultat ist eine (noch) einzigartige neue Virtualisierung der Welt, die von miteinander Unbekannten Fotografen, Amateuren und Handyknipsern durch Freigabe als etwas neues Ganzes kreiert werden.

Bei dieser vormittäglichen Lektüre erwacht meine Faszination mit der Vorstellung, wie diese Welt wohl in der Zukunft erfahren werden wird. Und ich kann als Anregung mal wieder aus meinem Charakterschutz zitieren, da, wo er sich mit Kindern, ihrer Assimilation der virtuellen Welt (der GAMES) und ihrer (möglichen künftigen) Erfahrung der Welt beschäftigt:

“Auch hier spielt sich das wahre Leben ab, es sieht nur künstlich aus. Dabei ist es nur ein Schritt näher an der Verwirklichung uralter Menschheitsträume, und die sind rather konstant, würde ich mal so behaupten. Beispiel: Rapper virtualisieren sich. Werden den Kindern zu fernsteuerbaren Gutewichten. Und somit unsterblich, leben ihre digitalen Abdrücke doch das Leben der Kinder mit, werden zu Spielkumpanen. Zwar in ihrem Leben jetzt virtuell, dafür in deren zukünftigen Memoiren real.”

200 Jahre zu spät!

1. Reisen bildet, sagt man. Ich habe herausgefunden, daß schon Fotografieren bildet. Mich in meinem Falle einfach dadurch, daß ich etwas als fotogen identifiziere, selbstredend flugs die Kamera draufhalte so anbei, und sich später oft Fragen einstellen, die weiterführen. Und zwar ganz woanders hin, weg vom nerdigen Fotografen-TechTalk zu so was Willkommeneren wie Geschichte, Biografien berühmter Zeitgenossen, künstlerische Techniken, Fragen der Geografie. Sprich: hin zu the funky Allgemeinbildung.

Im neuesten Postkartenfalle hab ich en route erfahren, daß zum Beispiel Napoleon Bonaparte die besten Maler beauftragte, seine größten Triumphe größtmöglich in Öl zu verwirklichen à la Tue Gutes und rahme es in den großen Salons zuhause in Paris schön ein. Mehr zu diesem speziellen Triumph auf Wikipedia. Trivia: Im Roman Krieg und Frieden liefert Lew Tolstoi eine ausführliche Schilderung eben dieser Schlacht. Wow- was da wieder mal zusammenhängt.. Oder, daß “In der früheren DDR Caspar David Friedrich nicht in vollem Umfang gewürdigt wurde, weil er sich “lediglich der Landschaftsmalerei verschrieben hatte” und sich seine Gemälde nicht für die sozialistische Ideologie mißbrauchen ließen”.

Oder ich ertappe mich dabei, Begriffe wie die Sepiamalerei nachzuschlagen, nachdem ich diesen verdunkelnden Effekt mal mit der Digitalen Hand nachvollziehe und dann per Wikipedia über diverse Künstlerbiografien darauf stoße. Auch eine Erwähnung wert, finde ich die “Meldung”, daß das Spätwerk William Turners einem Augenarzt nur mit einer Sehschwäche erklärbar schien- “Bemerkenswert an Liebreichs (besagter Arzt) Überlegungen ist der Umstand, dass Turners Malweise ihm so beispiellos erschien, dass eine Deutung nach rein künstlerischen Maßstäben hier offenbar nicht mehr in Frage kam.“- Da kann ich nur erstaunt anmerken: Holla, Ihr Maler- aufgepaßt! Das ist alles wunderbar anregend, um nicht den Begriff fruchtbar zu verwenden, finde ich. Oder, anders gesagt: So macht die führerlose Erwachsenenbildung richtig Spaß.. Dann gibts noch bestimmte Vorlieben in meinem Leben, die zwar sehr marginal sind, denen aber dann eine Bedeutung zukommt, wenn es um die Motiverkennung in freier fotografischer Wildbahn geht.

2. Ich zum Beispiel finde an Malerei per se nur einzelne Aspekte gut, die weder bestimmte Techniken noch Genres umfassen. Die Vorlieben gelten stets kleineren Themen, Mikroaspekten gewissermassen. So fand ich auf Gemälden schon immer Schlachtenhimmel sehenswert. Also die Art der dramatischen Himmelsgestaltung, die in historischen Bildern oft als Dramatisierungsbooster oder Versinnbildlichung des Grades der emotionalen Aufwühlung Verwendung findet. Immer, wenn ich eine solche grandiose Wolkenbildung am realen Himmel sehe, geht mein Herz auf und ich versuche, diesen Anblick völlig aufzusaugen. Das liegt auch zu einem großen Teil daran, daß diese Naturerscheinungen fantastische abstrakte Gemälde sind, die sich durch Wind, Inversion und Konvektion stetig verändern. Es kann aber auch sein, daß sich bestimmte “Vorarbeiten”, die sich in den Wochen und Monaten vor dem Betätigen des Auslösers abgespielt haben, unabweisbare Voraussetzungen für Fotos werden, zum Beispiel in diesem heutigen Falle:

3. Zuviele Beethoven-Sinfonien oder Bagatellen gehört, zu viele Gemälde des Orients angeguckt, und dann das: Das Wetter macht mit und performt aus Regen und Sonnenschein, Wind und Farben eine Lichtsensation nach der anderen. Und das unfern der Stadt- scheinbar mitten in der Natur, deren Abbildung ja immer zeitlos, symbolbehangen, unpolitisch und unter starkem Romantik- und Kitschverdacht steht. Und ich (nicht ganz) zufällig am Platz. Da kann es gut sein, daß all diese Beschäftigungen & Konstellationen die Intuition zum Anhalten (des Fahrrades) bringt, etwas durch unterbewußte Mustererkennungsprogramme einrastet und der Auslöser betätigt wird.

So kommts, daß ich nun eine achte Postkarten-Serie starte, die Naturaufnahmen im Stadtgebiet thematisiert. Ihr könnt Euch also nun, solange das vollständige Abbild noch nicht auf meinem Showroom zu sehen ist, anhand dieses Bruchstücks mal vorstellen, ob Ihr das neue Bild zuende denken und – TURNERn könnt. Hilfestellung an diesem Barren geben Eugene Fromentin (1820-1876), Charles de Tournemine (1812-1872), Adrien Dauzats (1804-1868) und Claude Lorrain (1600-1684). Allen voran allerdings John Constable (1776- 1837), dessen “Malvern Hall” dem Eindruck am Nächsten kommt..preview Zweigleisigster Doppelkommentar bislang von zweien, die ich, beisammensitzend im Café angetroffen habe: ER: “Wolken, Regenbogen, Fluß, Himmel… naja: Kitsch halt!” – SIE (sich ereifernd): “Das ist doch kein Kitsch, das ist DÜSTER!!”   __________________________________________________________________________ Musik beim Schreiben heute:

Academy Of St Martin In The Fields / Marriner “Sinfonie NR. 40 g-moll KV 550”, Philips, 1970

beim Nachschneiden:

“Pulp Fusion- Original 1970´s Ghetto Funk & Jazz Classics” 1998, Harmless Recordings

Daniel Stelter: “Homebrew Songs” 2009, Herzog Records

The Wrong Time Gallery – Postkartenmotive zum falschen Zeitpunkt aufnehmen

“Richtige Nummer- falscher Zeitpunkt!” so lautet die Ansage auf dem AB eines Freundes und trifft das Phänomen exakt, wenn man, unterwegs, an den Örtlichkeiten vorbeikommt, die schon Modell für Postkarten “gestanden” haben, nun aber komplett verändert aussehen.

Einfach dadurch, daß die Lichtverhältnisse, Farben oder Jahreszeiten gewechselt haben. Auf diese Weise entstellt, fallen diese Motive als solche überhaupt nicht mehr ins fotografische Auge, ja, sind fast immer durch eben das “falsche” Licht ihrer fotogenen Qualität schlicht beraubt. Interessanterweise aber nicht vollständig. Nachdem mir das an diversen Plätzen und zu Tageszeiten mit komplett anderer Beleuchtungsrichtung aufgefallen ist, habe ich irgendwann angefangen, ein paar Motive unter Vorlage des “Originals” nachzuschießen, um den exakt gleichen Blickwinkel und Bildausschnitt zu reproduzieren.

Dabei kamen interessante Dinge zum Vorschein: -Die Proportionen der einzelnen Elemente im Bild bleiben ja gleich, allerdings tun Flora, Personal im Bild und Licht das ihrige, um ein völlig neues Bild entstehen zu lassen. Die ursprüngliche Wirkung verschwindet, aber eben nicht ganz. Ein neues Betätigungsfeld tut sich auf, wenn man diese Erkenntnis seriell fortsetzt und mehrere Bilder in zeitlichen Abstand folgen läßt. -Man sieht diese Variablen plötzlich wirklich als solche und kann sich an anderen Stellen der Stadt, wo man auf “interessant riechende” Motive gestoßen ist, plötzlich vorstellen, unter welchen Lichtbedingungen diese das Optimum erreichen würden.

Somit hilft die wrong time gallery der Imaginationskraft kräftig auf die Sprünge. Und das von einer Seite, die man nicht mal für existent gehalten hätte. -die Revision schon postalisch abgehakter Örtlichkeiten gewinnt dadurch an Faszination und erscheint plötzlich einer erneuten Betrachtung wert.

Spannend finde ich die Vorstellung, zu einem anderen Zeitpunkt von gleichen Motiv eine ebenso ästhetisch wertige Aufnahme zu erzielen wie die der “Vorlage”. Was bislang noch nicht der Fall ist und ich mich mit der ebenbürtigen Herausforderung für die geplante Serie 07, der klassisch “verflixten” mit der Aufgabe anfreunde, die Motive der ersten Serie erneut aufs Korn zu nehmen. Immerhin sind zwei Treffer schon im Kasten..

Fazit: die Erde mit diesem Fleckchen Stadt dreht sich immer neu und eben nicht ewig gleich weiter und gebiert an den unwahrscheinlichsten Orten, die man zigmal achtlos durchstreift hat neue Sensationen, die es wert sind, festgehalten zu werden. Sollte man da gerade mit Kamera vorbeigekommen sein. Mal von der Tatsache ganz abgesehen, daß sich Fotografenblicke über die Zeit ebenso verändern und dadurch eine dritte Dimension der fotografischen Möglichkeiten hinzukommt.

__________________________________________________________________________ Musik beim Schreiben heute:

Madrid de los Austrias “Mas Amor!”, Sunshine Enterprises, 2009

Tamba 4 “We And The Sea”, Verve, 1967

The Postkarten Casting Show

Die Zielsetzung, eine Stadt zu fotografieren, gebiert erwartungsgemäß eine Agenda: Kenntnis ihrer gewinnen, Kenntnis der schon vorhandenen, veröffentlichten Bilder, und, davon ausgehend: Entwicklung einer persönlichen Motivgewinnung, der fotografischen Annäherung und anschließende erfolgreiche Entscheidungsfindung. Mit dem Plan, Postkarten der Stadt, in der man lebt, zu machen, hat man oh Schreck das selbstgewählte Los an der Backe, daß jedes Bild für sich Einzelkämpfer sein muß.

Ganz im Gegensatz zu Serien in Galerien oder gar Fotos in gleichnamigen Büchern. Denn: verkaufen sollen sie sich, und niemand gibt auch nur 10 Cent für ein Bild aus, das nicht anspricht, also: nix taugt. Beide, Motivgewinnung und Entscheidungsfindung haben einen

gemeinsamen Berührungspunkt: den Übergang zwischen Tat und Idee.

Damit die fotografische Tat Sinn macht für mich, muß, als Vorbereitung gewissermaßen, Geschmack und Erfahrung vorhanden sein- das ist die meiste und unterschätzteste “Arbeit”, bevor man zur Kamera greifen und die Wohnung verlassen sollte. Also gilt: viele, viele, viele Bilder anschauen. Die müssen auch nicht mal direkt mit dem gewählten Thema zu tun haben.Es geht darum, Gutes selbst erkennen zu lernen.

Das Internet ist hierfür ideal geeignet. Jedweder Idee, Künstlernamen oder Stilrichtung kann augenblicklich nachgegangen und Anschauung hergestellt werden. Ich zum Beispiel bin momentan fasziniert von den Bildern in einem kürzlich erworbenen Buch namens “Orientalismus”. Da gibts Gemälde von Ingres, Prosper Marilhat oder Alberto Pasini drin, die mich ob ihrer Qualität, was Lichtführung, Realitätstreue oder Bildaufbau angeht – alles natürlich auch fotografisch anzustreben- völlig begeistern. Doch zurück zur Motivgewinnung/Entscheidungsfindung. Nachdem man lange genug um zum Beispiel das Wahrzeichen der Stadt (als Einsteiger zum Warmwerden) herumgesnoopt hat, mag man die zwei unten abgebildeten geometrischen Antipoden gefunden haben und nun, da die Motivgewinnung im ersten Schritt erledigt ist, sich nun mit Probeaufnahmen um die Verwirklichung des angestrebten Kartenmotivs kümmern. Wir hätten da heute drei exemplarische Kandidaten und versetzen uns zum Zwecke der Entscheidungsfindung an die Jury-Position Abteilung gnadenlos, aber gerecht. Nummer eins auf der C-Couch:

Ein dreifarbiger Abendhimmel, Gegenlicht, griffige Silhouetten- wunderbare Bauteile! Nur ist das Bildgleichgewicht leider nicht vorhanden- zugunsten der winzigen Figur, die nur Einheimische einordnen können unten links, wird auf die essentielle Balance im Gesamten- ob ausgewogen oder unter Spannung- komplett verzichtet.

Solch eine Himmelsfärbung ist, obwohl fotogen, leider schon zu sehr in die Klischeefalle eingebettet, so daß sie nur in extrem gut (wolken-)gestylten Fällen Verwendung finden sollte. Zudem ist der Helligkeitsübergang von links- hell nach rechts-dämmerig ebenso wie die Lage der Protagonisten geeignet, das grafische Ungleichgewicht zu verstärken:

der Kreis, eigentlich ein Rad von Künstlerhand, und das Stadtwahrzeichen Mannheims, der Turm, stehen im Bildrahmen unglücklich/unentschieden weit auseinander und zu weit rechts, wirken dadurch beziehungslos und etwas verloren, obwohl sich ihre Umrisse eigentlich sehr gut ergänzen. Aber: unregelmäßiger=störender Rad”stand”, überflüssige, das heißt, die Silhouetten störende Bäume und ein im Dunklen versinkender, halber Turm-

ein völliges No-Go. Also: out! Nächster Kandidat:

Andere Größenverhältnisse: das “kleinere” Rad wird nun durch perspektivische Verzerrung “aufgeblasen”- ein guter, da verwirrender Effekt- die realen Dimensionen beginnen, sich aufzulösen, dem Betrachter nicht mehr fassbar zu sein. Pluspunkt weiterhin:

beide Umrisse ergänzen sich nun mehr, erzeugen die angestrebte Balance, da sie auch vom optischen Gewicht und ihrer Lage zueinander in einer fotogeneren Beziehung stehen: der in der Luft schweben zu scheinende Turm in seiner Lage zum Rad auf seinem Sockel: ok. Auch sehr gut, da dramatisierend:

die Lichtüberstrahlungen im Innenkreis, ebenso das leuchtende Wasser der Fontäne. Das Pärchen addiert eine romantische Note, setzt (allerdings) auch den menschlichen Größenmaßstab ins Bild. Nun sind aber leider zu viele Elemente auf dem Rechteck des Bildes versammelt. Zudem gibt es einige störende Details, die auch dieses Bild wieder ausscheiden lassen:

Die Fontäne müßte vollständig lichtdurchflutet sein, die Wolkenzeichung könnte das Motiv besser unterstützen umrahmen, betonen. Was sie leider nicht macht. Schade, schade, aber: weg damit. Immerhin kann man, wenn man sich der “Lösung” schon recht nahe fühlt, diese Konstellation im Hinterkopf behalten. Vielleicht ergibt sich eines Tages die optimale Zusammenstellung:

der Himmel spielt mit, das Gegenlicht vergoldet zum Beispiel auch noch das Pärchen, oder gar unerwartete Blendenflecke eliminieren alles bislang Störende. Ja, ich weiß: Zeit für Regisseure, Beleuchter und die computergestütze Bilderzeugung. Und ade Postkartenfotografie, die ja per se realitätsnah sein muß.. Also wieder nix. Schlußendlich öffnete sich dank Klischeeüberdruß und daraus sich ergebender Experimentierfreude noch unverhofft die Tür mit der Aufschrift “out of focus”- eine also schon im Augenblick der fotografischen Aufzeichnung absichtlich unscharf gestellte Optik und brachte das Gewünschte: Zufriedenheit UND Rätselhaftigkeit auf einem Bild:

Turm und Rad sind wieder auseinandergerückt, beherrschen mit Himmelhell oben und ErdDunkel unten aber komplett das Bild in ausgewogener Beziehung. Details sind größenordnungs- oder helligkeitsmäßig zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft oder fügen sich unmerklich suggerierend in den Untergrund. Ein paar dunkle Wolkenschleier dazu- unsere Protagonisten wirken nun plötzlich, als seien sie in freier Natur, nur umgeben von Wald, Wetter und Feld, vielleicht in einem abgelegenen Skulpturengarten aufgestellt. Und nicht an einem der zentralen Plätze mitten in dieser 300.000 Einwohner Stadt, der für seine Jugendstilausführung bekannt ist.

Postskriptum: wie man an der Wetterlage erkennen kann, sind zur Motivgewinnung fast immer mehrere, zeitlich oft weit auseinanderliegende Aufnahmen vonnöten. Dieser Aufgabe sieht man sich IMMER gegenüber, wenn man ein bestimmtes Motiv in der Sammlung haben will. Aber es gibt natürlich auch Zufallsfunde. Darauf komme ich später zurück.

__________________________________________________________________________ Musik beim Schreiben heute:

Savvas Ysatis “select”, Tresor (EFA), 2001

Yukio Yokoyama: “Beethoven Bagatellen” Sony/BMG 2007

Mein kleines Postkarten Dogma

Ludwigshafen, erstes Motiv

Ludwigshafen-auf-postkarten.de erstes Motiv

“Und das haben Sie so aufgenommen? Nicht nochn paar Möwen draufgeschraubt oder so?- Nein? Na, dann ist es super.”

Ein Kommentar vom Profi, das. Wenn man Kameras verkauft heutzutage, weiß man natürlich auch, was nach dem Abdrücken vor Ort später daheim am PC möglich ist. Ich bin aber kein Frickler– das probier ich grad mit anderen Bildern. Mal so spielerisch. Was Postkarten angeht, sehe ich das sehr pur.

Die sollen ja etwas zeigen, was es in realo gibt, oder, was das Licht und das Wetter angeht, für nen flüchtigen Moment Wirklichkeit wurde. Nur so können andere zur spannenden Frage gelangen: Wo und was ist das? Und, um dann vielleicht anstehenden Recherchen nicht im Wege zu stehen beim Rätselraten mit der eigenen Stadt, habe ich mir noch den dogmatischen Passus angeheftet, alles von öffentlich zugänglichen Plätzen aus aufzunehmen.

Und: bislang ist da keinerlei Not zu spüren, daß mit dieser Vorgabe das Material und die Entdeckungsmöglichkeiten ausgehen könnten. Im Gegenteil verspüre ich da eine sehr reizvolle Herausforderung. Man soll sich, Ortskenntnis und/oder Findigkeit vorausgesetzt, vor jedes Motiv hinbewegen können und dieses dann genauso vorfnden. Sollten sich zwischenzeitlich keine baulichen Veränderungen ergeben haben. Aber das ist ein anderes Thema..