Category Archives: Feel The Bilderoverkill

Heute fotografiert man… Frauen, die Einfluß nehmen

Politiker, Schauspieler, Models, Vorstandsvorsitzende, TV-Promis, Künstler, Schriftsteller oder Sportler im persönlichen Fotografenportfolio…

Vergeßt das alles!  Porträtiert: Influencer!

Fotografin Pauline Darley /Paris était en route avec la caméra et..

..macht suma summarum instagrum.. 750.000 Follower aktuell Nov ’18: 808.000 Follower

Et pas seulement à Paris.. Oh là là!

Gelobhüdél? Mit nem französischen Touch? Mmh. Ihr vermißt den Bedenkenbutton? Mmh!

Guten Hashtag, Mannheim!

 «Das Abbild selbst markiert keine kulturelle Leistung mehr, es kann nur noch ein Teil des Kommunikationswegs sein.»

Klingt wie ne gaanz schön abwertende, destruktive, nihilistische Nachricht für jegliches Fotografenwerk, was der Herr Prof. Dr. S. da als (2015 jäh vom Netz genommene) Anmerkung zu Frederic Buschs Drag-Galerie beiträgt. Da bleibt dem schwer und jahrelang an seinen skills arbeitenden Fotografen nur die Zornesröte zu Gesicht & der Gedanke Pfui and double Pfui! ;-)

Angesichts der atemlos hochbrandenden Bilderzahl im Netz kann dieses Statement jedoch sehr wohl einer näheren Betrachtung wert sein, denn wir erleben da einen historischen Übergang: “markierte” Bilder dienen heutzutage – als zweitauffälligste Eigenschaft nach dem Werksgenuß –  der Verknüpfung von Personen, sind Anlaß und Ausgangspunkt für Kommunikation. Mein Beispiel:

Über den Instagram-Account von Christian hab ich ihn eben entdeckt, den https://www.instagram.com/mannheimgram/

Und diese Seite wirkt mir wie ne “Stadt(ein)führung” der Zukunft. Diese mischt sich quasi aus den offengelegten Foto-Tagebüchern ganzer Teilnehmergruppen, ist dynamisch (das heißt: wird ständig erweitert/verändert/kommentiert), NATÜRLICH mit dem mobile geknipst und befindet sich ebenso natürlich.. im Internet.

Das Ganze heute hängt an der “Erfindung” des sogenannten Hashtags. Ich stell mir die Wirkungskette so vor: es gibt a) www-vernetzte Personal Computer, dann b) digitalisierte Bilder, denen mithilfe dieser Hashtag-Erfindung eine inhaltliche Bedeutung angeheftet wird. Diese beigefügte Eigenschaft (das Tag) kann mithilfe von Programmierung gesammelt & online appetitlich dargestellt werden. Voilá: die vom Mutterschiff facebook entwickelte Instagram-App iconosquare.

03660001mannheimgram   03660032mannheimgram   09600028mannheimgram 22090012mannheimgram   53780021mannheimgram   50240025mannheimgram    67830001mannheimgram   67810031mannheimgram   72020019mannheimgram

Meine kleine, schnell zusammengeraffte Icon-o-quadratische Mannheim-Galerie. Selbstgefundenes Design-Rezept: unbeschnittene Hochkantbilder mit nem überlagernden “Passepartout”, der immer gleich groß & genau mittig platziert wird. Auswahlkriterium: alle Bilder müssen durchs Quadrat gewinnen ..Coole, wenn auch vorsätzlich/schlampig mißverstandene Inspiration – denn iconosquare meint ja hier eher: Platz ;-)

Dieser spezielle Blickwinkel auf den “Gebrauch” von Internetbildern aus statistischer Sicht auf den “Zustand” des persönlichen Accounts bekommt vom frisch gefundenen iconosquare.com/instagram-statistics ein weiteres stichhaltiges Argument für obiges skandalöses Zitat. Führt Euch zum erhellenden Beispiel, was da alles an einsehbarer Statistik geht für power user mal die untige Listung der Features/Vorteile ebenda zu Gemüte.

Diese, nebenbei bemerkt, nach unpathetisch deutsch rüberzubringen, finde ich gar nicht so einfach. Zu viele Aglismen, deren Ballung typisch für den Themenkreis Internet ist, zeigt mal wieder deutlich die Vorreiterstellung der englischsprachigen Welt. Zum Beispiel der berühmte follower = Ein (Ver)folger? Jünger? Interessent? Abonnent? Beobachter? Fan? publikum singularis? Mmh.. von allem ein bißchen, eine im Deutschen multiple gespaltene Persönlichkeit ;-)

Growth monitoring (Wachstumsbeobachtungen)

  • follower growth charts, monthly and overall
  • daily follower gain and loss
  • and who are your new and lost followers

Community insights (Erkenne Deine.. Gemeinde ;-) )

  • reciprocal relationships and followings who don’t follow you back
  • ratio of followers/followings in your community
  • followers most engaged recently

Account history (Wie Du wurdest, was Du heute bist)

  • amount of media posted month by month
  • likes and comments recieved, by month or by week
  • and evolution of the average number of likes and comments

Optimization tips (Statistikwissen ist Macht)

  • best time to post to get most engagement
  • how filters impacts likes and comments received

 

* Mein Lieblings-Zitat aus Ziltoid, The Omniscient ;-)

Serendip des Tages, Teil II:

Das hand(y)gemachte Daumenkino is back!

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Musik beim Schreiben heute:

Nightmares On Wax: “A Word Of Science”, WARP, 1991

Auf unentwickelte Halde fotografieren und die Folgen

Ich kann mich sehr gut an die Antwort erinnern, die mir mein Freund Markus einst lächelnd gab, als ich, bei ihm zu seltenen Besuch in Amsterdam irgendwann mal zähneknirschend meinte, mein Filmmaterial ginge aus (die Läden hatten zu bzw. waren zu weit entfernt, um schnell Nachschub zu kaufen):

“Na, DANN mußt Du halt die Bilder im Kopf behalten!”

Fotografieren nimmt einem diese “Erinnerungsarbeit” komplett ab- das wurde mir durch dieses kleine Zwischenwort sehr klar. Sie kann zwar die anderen sinnlichen Eindrücke nicht speichern oder gar ersetzen, doch ein stimmiges Foto kann das Gehirn sehr gut anschieben, sich auch die Stimmung, gar die Konsistenz der Luft, die lokalen Gerüche, Gespräche oder anderes, weitaus Ätherischeres wieder zu vergegenwärtigen.

Mir geht es nach all den Jahren so, daß ich nur zu Gelegenheiten, bei denen keine Kamera vorhanden ist/zum Einsatz kommt, auf dieses wie ich finde sehr wichtige Potential geistiger menschlicher Leistung zurückkomme, ansonsten aber “gelernt” habe, all die “Erinnerungsspeicherung” diesem chemisch-mechanischen Vorgang zu überlassen. Ja, es ist noch krasser: wenn ich mich an ein fotografiertes Erlebnis zurückerinnere, fallen mir nur diese fotografierten Bilder ein -ich muß dazu KEINEN Blick darauf werfen, um mich auch en detail an die Bilder = das Geknipste zu erinnern. Ansonsten ist da nichts Visuelles, an das ich mich erinnere. Manchmal darüberhinaus gar gar nichts mehr an sonstigen “Vorkommnissen dieses Tages” in meinem Kopf.

Diese äh, Kulturtechnik ist zwar modern- wer überantwortet zum Beispiel heute die Memorierung von Telefonnummern auch nur der engsten Freunde noch seinem Hirn- hinterläßt bei mir aber ein komisches Gefühl von Rückbau der eigenen Fähigkeiten. Man konnte das Leben auch schon anders.

Nun bin ich- mehr durch Zufall aufs Prinzip “Auf unentwickelte Halde fotografieren” gekommen: der Fotografierlust zwar keinen unsinnigen Riegel vorschieben, die belichteten Bilder aber erstmal dem Blick vorzuenthalten, indem ich sie -erstmal- nicht zum Entwickeln gebe. Sprich: lagern statt wiedersehen.

Mich an diese Dinge erinnern statt sie, wie bislang üblich, zeitnah begutachten, durchsehen, bewerten, bearbeiten, veröffentlichen, ablegen, archivieren, sortieren. All diese verarbeitenden Tätigkeiten, die sich im Laufe der Jahre eingefleischt haben. Das geht natürlich nur ohne Schmerzen, wenn man nicht digital fotografiert und nach jedem Schuß gleich das Ergebniss kontrollieren kann, sondern wie ich krampfhaft am Überkommenen festhält ;-) Und plötzlich geschieht es- wie heute eben wieder, daß ich mich irgendwo in der Gegend an einer Stelle wiederfinde, wo ich vor Monaten Bilder gemacht habe und mich an den Tag, das Licht, Wetterlage und die Motive erinnere.

Ein Plus an Wiederkehrendem also!

Dabei ist noch weiteres Erstaunliches festzustellen: nicht nur die Tatsache hier gemachte Aufnahmen kommen ins Gedächtnis, auch die Auswahl der Blickrichtungen (ich fotografiere fast immer Serien) und Motivansichten und, am Frappierendsten: ich fange an, mir zu überlegen, ob ich nichts vergessen habe, und: ob noch andere Ansichten möglich wären. Also eine Revision rein mental. Dazu gehört auch die Erkenntnis, daß dieses Motiv ja schon abgehakt ist und ich nicht wiederkommen muß. So was wie ein fotografischer Einkaufszettel etabliert sich also mit dieser “Latenztechnik” im Hirn.

Ob das nun gut ist oder nicht, muß sich noch herausstellen. Ich für meinen Teil finde diese Art, mit der persönlichen mentalen Fotografiertechnik zu experimentieren, sehr anregend, weil sie auf den Prozeß im Ganzen Hinweise gibt. Man lernt über sich dazu: vordergründig und am faszinierndsten, wie man die persönliche Haltung zum Fotografieren erlebt, wie man dazu emotional steht: will man Ergebnisse, die “gestalterische Leistung” sehen, persönliche Sichtweisen weitergeben oder auch/”nur” zeigen können. Das alles gesehen im sozial-psychologischen Licht: wie gelingt mir mithilfe meiner Fotos die Verbindung zu anderen Menschen? Brauche ich Fotos eigentlich für diesen Zweck, weil ich anderweitig Schwierigkeiten habe und sie durch die Macht des Visuellen, Realen hilft, easy eine kommunikativ-emotionaleVerbindung zu schaffen? (..) Oder geht es mehr um intrinsische Phänomene: um Wachsein in der Welt, In-der-Gegenwart-leben-mithilfe-des-mitgebrachten-Fotoauges, vitalisierende Gestaltungsübungen mit dem fotografischen Rahmen (Sucher), die Übung, (zum Beispiel Schönheit) zu sehen und -das Entdeckte erkennend- fotografisch festzuhalten.

Für sich selbst oder für die Außenwelt oder beides gleichzeitig in einer individuellen Gewichtung- all das kann man mit dieser etwas merkwürdig klingenden Methode mal ausprobieren. Und sich wieder ein Stück erkennen. ______________________________________________________________

Musik beim Schreiben heute:

Mattafix: “Signs Of A Struggle”, BeeGood Records (Virgin), 2005

Bitty McLean: “Natural High”, The Brilliant Recording Company, 1995