Neu bei mir: Lichtfleckfotografie

Nein, nein, nicht Lichtfeld. Oder Lichtfleckmalerei. Was Verwandtes!

So ähnlich verwandt, wie man Punktualismus mißversteht, wenn man kein Biologe ist, sondern “nur” Mondrian, Matisse oder Van Gogh gut findet 😉

Es geht um die atmosphärrisch korrekte fotogrrafische Darrstellung des über alle Maßen angenehmen, luxuriösen klassischen Sommergefühls. Das droht ja dieses Jahr komplett in Vergessenheit zu geraten, zeichnet sich nur indirekt an den wieder erstaunlich hochschnellenden Flugreisezahlen dar. Aber muß auch direkt hier in der örtlichen Gegenwart zu bewerkeln sein. Zu bewerkstelligen.

Meine Version, meine Wahl dazu, mein Handwerkszeug sind wie je: Licht und Schatten.

Zu dieser Version heute brauchts nen heißen Sommertag und einen Kunstoffrolladen – nur der wirft die ersehnten Lichtpunktreihen. Lichtstrahlmatrix. Und ein paar flächenbildende Requisiten. Die dienen dazu, die Lichtreihen zu unterbrechen, auf andere Ebenenendimensionen umzulenken und so ein dreidimensionales Ergebnis erzeugen zu helfen.  Und MittelDichteFaserplatte als Motiv, Flächen- und Farbgrundierungsrequisite – warum nicht.

Und Sommer läßt sich am besten, treffendsten für mich mit dem flirrenden Schatten von: Blattwerk ins Bild übertragen, in einem viereckigen (Bild)Rahmen fühlbar werden. Da links eine acrylgemalte Version von 2014, hier unten die bestgelungenste von heute:

Das (tatsächlich vorhandene!) erforderliche Blattwerk in der heutigen Version dient dazu, die Regelmäßigkeit des gebeamten Musters zu unterbrechen, sprich zu variieren, interessanter, naturalistischer, abwechslungsreicher erscheinen zu lassen: mein personal Schattenwerfer namens Benjamin draußen am Balkon ist so gut, diese Aufgabe zu übernehmen. Wenn eine leichte Brise durch seine Frisur geht, wird das Ganze gar für den mOviepoodle interessant!

Die Initialzündung Lichtpunktfotografie schließlich erfolgte mit diesem Bild, das mich ans unlängst besuchte Orgelmuseum in Waldkirch bei Freiburg erinnerte. Und an diese beeindruckend riesigen stift-codierten Walzen: hier quasi die Illusion einer Abwicklung

Direkt nach dieser Entdeckung der Gedanke, da mal weiterzuschwelgen, Blätter, Flächen oder Möbel unterzuschieben, im Feld Papier zu schwenken und damit die auftreffenden Strahlen zu verzerren, zu Eigenbewegungsphantomen werden zu lassen.

Dann, beim Angucken der ersten Ergebnisse, setzt die hermeneutische Spirale ein sprich der Gedanke, daß man daran bei nächster Gelegenheit weiterdrehen kann, um Faszinierendes aufzudecken, das Ganze weiter zu entwickeln (also: Auszupacken). Da der Fußboden ähnlich pastellne Färbung wie mein ähem Holzlager aufweist am nächsten Tag diese “eckige” Serie: man knickt damit die Lichtreihen a) & nutzt b) die Lichtbeugung um die Kurven der Nachbargebäude zum farnigen Anspitzen der Fleckenstäbe – kudos an Barbara Kasten (*1936)!

Dann beim nächsten Wiedersehen am Bildschirm – ich nutze die “Diashow”, um mir die gemachten Bilder in losem Chaos wieder anzugucken – die Idee, das Ganze mal auf gekrümmte Flächen auftreffen zu lassen, denn Krümmung hamwer auch im Lager seit Oktober 2019 siehe le demi monde de ma rotunde. Die Ergebnisse sehen für mich interessanterweise im Thumbnail-/Kontakbogenformat besser als im einzelnen aus, also kommt hier das vorläufige state-of-the-inspirational-art- Tableau:

Das Himmelsblau stiehlt sich als Farbgeber auf den Fußboden – der ist eigentlich sandfarben und erzeugt in allen Bildern einen aparten warm-kühl Kontrast mit den gekrümmten  Flächen. Also lasse ich mal diesen Eindruck als entscheidenden letzten  und vertraue auf mein Schlafhirn 😉

Zusatzbemerkung – im Sinne von zusätzlich bemerkt, zusätzlich aufgefallen ist: angesichts des Laminatbodens, auf dem das fast alles stattfindet, erwacht & erzählt ein mir bekannter Schreinerinstinkt, daß die Holzzeichnung und Maßerung, das ebenfalls gemachte Taktile an diesem Laminat eine Rückswärtsbewegung von Fachwissen darstellt: sind doch, um das Ganze für den Käuferlaien holzähnlicher hinzukriegen, Sägespuren eingearbeitet. Sägespuren eines Gatters, wie im klassischen Sägewerk. Und Sägewerk seh ich aus der privilegierten Sicht des Laien, gar des Kindes, da ich noch in den Zeiten der  Nixie-Röhrenanzeige ab und an in welchen anwesend sein durfte – halt der Vorteil des Handwerkerhaushalts.

Und Sägespuren am Werkstück sind Sakrileg – da kannste jeden Schreiner bis 1990 fragen 😉

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Meine Musikauswahl zum Sommer 2020:

Kapitel a: tagsüber im Kühlen & Schatten, Rhabarber-Nektar, Pink Grapefruit und 3 dashes Tabasco im Tomatensaft

Kings of Convenience: “Quiet Is the New Loud”. Astralwerks, 2001

Kapitel b: abends, beats and moves & vodka lemon

Slav: Mix

Disclosure: “Settle”, PMR/Island 2013