Nicht GANZ so kleine Brötchen, bitte!

Nachdem die ersten 3 Pizzen des Lockdown 2.0 ins Gute hinein geraten sind, träum ich nun:  von mir an der Handschrotmühle. Mmh…Grahambrot aus Dinkel, Hefe, Milch und Öl.

Klar: Handschrotmühle gehört zum MüsliZeit,Alter ( “Es liegt ein Grauschleier über der Stadt”, “une valise à ses côtés”, “und Deine blauen Augen”, Rubiks Cube, “Eure Armut kotzt mich an”-Autoaufkleber, ein kleines aufgesticktes Krokodil etc.) und da warengruppentechnisch zur Standardausrüstung der frisch gegründeten WGs. Hier ein nachgestelltes Phantombild:unscharf wie die Erinnerung daran. Oder wie die Vorstellung, falls man damals noch nicht da war, einer Haushaltsmaschine mit Handkurbel in sieben Buchstaben. Aber chez moi mal wieder: vorhanden(!) und nach dem Anziehen zweier Schrauben, die zur letzten Reinigung ab waren: intakt: Dinkel, jetzt wirst Du flugs zerschrotet! Hey Bread, soon I’ll butter you!

Die old school mitgezählten 300 Umdrehungen ersetzen das Gyroskope-Training (Hände abwechseln nicht vergessen!) und man hat geschätzte ebenfallsige 300 g Schrotmehl im Becher. Das schafft kein Fitnessgerät. Und old school Mitzählen, da in besagten Achtzigern das ja immer APPgestützte Quantified Self (Gefühltes Wissen war gestern, sloganeert die, klar: Barmer) auch noch nicht da war.

Ja ja, das ist richtig Arbeit! Dauert! Mit dem Begriff slow food hätte damals auch niemand etwas anzufangen gewußt, dieser 1986!er-Begriff drang, gletscherschnell, erst unendlich lange nach dem Millenium von Italia bis nach Germania – schließlich hatte man hierzulande&damals erst mal das fast food als Gegner (oder neuen Favorit) ausgemacht.

Dann – back on the dough – kommt das ganze Häufchen in den aufgeblähten Vorteig. Next step: Kneten zur Geschmeidigkeit. Trainiert Dich bis rauf in die Schultern! Aber nun die Challenge:

Ich will neun gleichgroße Brötchen haben.

Die passen nämlich idealfüllend aufs Blech und haben Standarddimension.

Aber wie machen, wenn man Augenmaßaddict ist d.h. alles soll nach Augenmaß geraten.

Der Klassiker: TeigSchlange rollen unter flachgestreckten Händen. Blöd dabei: durch Mittenfalten kriegt man nur 2er Teilungen. Und die lange Schlange quer vor mir schätzen und dann 1/3-schneiden führte in die Gewissheit, daß Lösung woanders zu finden sein muß – die Endstücke waren verläßlich kleiner als die übrigen. Und Anpappen ist uncool!!

Dann die Idee mit der Tortendiagramm-Aufteilung: drei gleiche Teile eines Kreises erschien mir einfacher, genauer getroffen zu werden:

Bingo diese Methode, erst alles in 3 schneiden (links), dann die Drittel wieder zu Batzen batzen und das Ganze nochmal (rechts). Voilà: meine Torten der Wahrheit 😉 Coolerweise entdeckte ich beim In-den-Händen-Rollen der frisch geschnittenen Teile, daß die grad lediglich gemesserten “Dreispitze” auch gut aussahen. Und machte ein Formensortiment daraus, Serendip des Tages:

Aus altangestammten Hefeteigskillz wußte ich, daß diese Knödel noch ein zweites Mal gehen müssen, bevor sie in den Ofen geschoben werden, also: dekorativ Mehl drauf, dann nochmal 10 Minuten auf den annen Heizkörper damit:

Fertig nach ca. 14 Minuten bei 180°:

Wie man sehen kann, haben die Brötchen beim Backen um gefühlte! ca. 60% Ausdehnung zugelegt. Also nicht mehr so kleine Brötchen, die da aus dem Ofen kamen! So unklein nun, daß ich jedes in 3 Scheiben schneide! Extrablatt!

  • Yummie!
  • Fazit!
  • Brot backen macht glücklich!
  • Und:
  • Augenmaß kann man trainieren (solange man Designer ist)!

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Musik dazu aufs Blech:

Ultra-Lounge  Volume Four: “Bachelor Pad Royal”, Capitol Records, 1998

Ry Cooder & Manuel Gablan: “Mambo Sinuendo” die gelangweilte-da-viel-zu-einfache-Gitarrenlehrerversion zum Mit-Draufgucken – cool! (…und wo bitte sind all die Bendings, Slides und Trillerverzierungen, die das Stück ausmachen? WO??)

Na gut, à propos. Hier meine ewigen 80er Favoriten (part one hihi), meistens NICHT auf den Millionen CD-Compis dieser Welt. Mein schon damals als Retro angelegter Mix stammt von kurz nach 2000 und heißt

"...OK boyth, Now Get Your Eight Teeth In Again!"

Nun, dreißig Jahre nach den Achtzigern, sind heute abend alle auf youtube zu finden, alle bis auf…guckt Euch die Live und “Official” Clips an! 😉

  1. Kim Carnes: «Draw Of The Cards»
  2. Robert Palmer: «Looking For Clues»
  3. Eurythmics: «Would I Lie To You»
  4. Mick Jagger: «Lonely At The Top»
  5. Prince: «Dance On»
  6. The Pretenders: «Middle Of The Road»
  7. Joe Jackson: «Sunday Papers»
  8. Inxs: «Devil Inside»
  9. Boom Operator: «Nutbush City Limits»
  10. Joe Cocker: «Talking Back To The Night»
  11. Marianne Faithful: «Broken English»
  12. Kate Bush: «Hounds Of Love»
  13. Grace Jones: «Private Life»
  14. Sade: «Your Love Is King»
  15. Paul Simon: «Under African Skies»
  16. Spargo: «Just For You»
  17. The Look: «I Am The Beat»

Im Rückblick finde ich die Idee, all diese großartige Musik, ob Punk, ob Wave, wie durch den Schleier der Erinnerung in ein sacht in der Brise wehendes Bossa Nova Kleid zu hüllen, fantastisch. Man rückt die Werke so aufs Level timeless damit. Grandios ebenfalls die Idee, den nachgewachsenen SängerInnen die Originale NICHT vorzustellen! Ein Muß also: Nouvelle Vague, Peacefrog Records, 2004