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Short Attention Spam – oder die plötzlich willkommene Pendelbewegung des Geistes

Stellt Euch vor, ich hätte diese Seuche der Neuzeit, diese ewig fahrige, rasend-machende Unaufmerksamkeit, kurzbezeichnet mit Short Attention Span “umgebaut” zu einem meiner wichtigsten “Werkzeuge” beim Malen solcher Bilder wie diesem:

ysp-scanp-170315-454b-r6v2rStatt “nur drei Minuten aufmerksam sein können” zu “…aufmerksam sein wollen”. Denn warum bremse ich mich immer, wenn ich bemerke, daß ich Lust bekomme, in aller Ausführlichkeit leere Flächen auf meinem pinXoGraphischen Blatt des Tages™ mit fleissig eingeübten, routinierten, kleinkarierten Bewegungen sprich Mustern zu füllen? Fleuchlings also genau vor der menschlichen Eigenschaft der Kontinuität, anhaltenden Arbeitskonzentration und Akribie, die man beispielhaft No.1 beim mosaiquen Fließen orientalischer Muster oder b) beim Fusseln-aus-Kohlebergen-Retouschieren benötigt, um die Arbeit den Meister loben zu lassen? Warum denn also die Herstellung von Bildern und Werken vermeiden, die dadurch doch geordneter, besser, effektiver, ja: überhaupt erst zu Werken werden? Nun: weil dieses Vorgehen nicht gilt, nichts nützt für die PinXoGraphy. Hier liegt der Anspruch versteckter, indirekter, erst bei/nach längeren Betrachten zu erkennen. Da ist die Wiederholung tabu. Kurz gesagt. Jour et règle fiXe.

Denn interessanterweise – so kommt es mir wie eine Entdeckung für die Kunst vor – läßt man beim Bilder-an-Wänden-oder-Display-Anschauen das streng Geordnete (in sich) los, will mal anderes Futter und freut sich, von ansonsten allerorten vorrätigen Klischees mal befreit zu sein. Man sucht Erfrischung! Irgend etwas, an dem man mit den Augen herumknabbern kann, jäh erwacht von diesem Stimulus. Und gleichzeitig vielleicht bemerkt, daß das persönliche Sehen nur allzuoft eingefahren, eingerostet, nur auf zweckgebundene Wahrnehmung (Vorsicht/Umsicht im Verkehr, Preis- und Infosuche, Gesichtererkennung) eingerastet ist. Auch, daß man Bilder privat wie öffentlich wie geschäftlich zum Ausgleich, zur Vertrauenserweckung, zur Beruhigung mißbraucht. So zumindestens geht es mir, wenn ich beim Malen irgendeine Guck-Routine rieche.ysp-scanp-170331-465b-r2v2r

Also nutze ich den Span dazu, genau dann, wenn er greift/einsetzt, einen frisch vom Vergessen gereinigten Blick aufs Blatt zu richten und wie bei Erstbegehung einen nächsten, ersten, weiteren Schritt zu tun. All at the same time.

Das ergibt ein Bild, an dem sich die Überraschungen überlagern. Und genau dafür mach ich das ja.

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PS.: die Fehlcshreibung des Span zu Spam im Titel heute fand ich sehr reizvoll, hilft das falsche “m” doch, eine menschliche Un-Fähigkeit als Müll, Belästigung zu bezeichnen, die an manchen anderen “Stellen” überraschend nützlich eingesetzt werden kann. Oder durch die “Bezeichnung” Spam als eben genannte, kommunikationstechnikgestützte Seuche nochmals explicit getaggt wird.

OK, eins noch. Ein wieder farben”frohes”, passend zum fantastischen Wetterchen heute:ysp-scanp-170331-465d-r2vnr_____________________________________________________________

Musik beim sekundenweise Unaufmerksam sein:

Tiefschwarz: “Eat Books”, fine, 2005

MC Solaar: “QUI SÉME LE VENT RECOLTE LE TEMPO”, Metronome, 2000

Mozart: Sinfonie C-Dur KV 551 “Jupiter-Sinfonie” (London Mozart Players / Jane Glover)

St. Germain: “Boulevard”, F- Communication, 1999

Ich male den Schaum meiner Erinnerung

Heute, im hellen Februar 2017,  nähere ich mich stetig, langsam, doch unaufhaltsam dem 444sten bemalten pinxographischen Blatt, habe daraus schon über 23 Tausend Bilder wie diese “gewonnen”, drängt es mich auf ebenso akkumulierende Weise, diese Besessenheit mit einem scheinbar abseitigen Phänomen  in ein artist statement zu fassen.

Sprache als Vermittler, Sprache als Faszinationsüberträger, Sprache als Erkenntniswerkzeug. Auch für den Autor selbst.

Hier am Blog gibts dazu ja schon ausführlich Material auf deutsch – in mehr als einer Hinsicht* ist diese Internetseite (!) mein Statement – doch mein Ehrgeiz, meine Faszination auch in “der Internetsprache” englisch begreiflich zu machen, schwemmt mir neue Herausforderungen an. Dazu ringe ich seit letzten Herbst immer heftiger, diese nun zwei Jahre dauernde Beschäftigung mit Malerei bis zum ultimativen Text-Destillat immer noch kürzer, prägnanter, spannender zu “besprechen”. Und als Bonus (eine Sprache – eine Seele, zwei Sprachen – zwei Seelen) die per englischer Brille mögliche zweite Blickrichtung zu gewinnen.

Und dieses Ringen-um startet schon bei der Überschrift: die schnelle Übersetzung wäre “I paint the foam of my memory” und hört sich für mich schrecklich an. Weil mir dieser englische foam nicht die gleiche poetische Kraft hat wie der deutsche Schaum, mir nicht geeignet scheint, das Lesers Hirn in gleichem Maße auf diesen weiten Horizont einzustimmen, den mir das Wissen um Boris Vians “Schaum der Tage” hat/macht. Da – à propos – hat man auch Taufschwierigkeiten und zieht mal den foam, mal den froth heran. Ist ja auch kein Wunder bei dem surrealen Schreibstil/Inhalt. Diesen hartklingenden froth will ich aber auch nicht. Und auch memory ist mir zu technisch/physiologisch/klinisch. Da bitte hätte ich gerne das weitere, mehr geisteswissenschaftlich ausstrahlende mind für.

Also weder foam noch froth, und memory auch nicht. Aber ein frisch gefundener, mir bis dahin unbekannter englischer Begriff für “Gischt” erscheint mir viel geeigneter –  linguee findet gar ein Kochrezept mit Thymian – Bingo! Das”macht” den Zuschlag zum viel weichern, verträumter klingenden spume.

Das ergäbe nun “I paint the spume of my mind“. Damit kann ich leben. Wahrscheinlich bis mein kategorischer native speaking consulting editor beim Gegenlesen/Korrigieren eine  unbekannte Assoziation herauskramt..

Genau das ist ja die Krux mit der Übertragung in eine andere Sprache. Übersetzen von schwer greifbaren bildnerischen Erscheinungsbeschreibungen ist Übertragung in ein anderes Lebensgefühl, andere Bilderwelten, andere Symbole, andere Vorlieben für Klänge…

Andererseits ist dieser Bilderflutbau einem gewissermassen technischen Interesse geschuldet: es geht nicht um Bilder, es geht um Reize. Stimuli für das diese Bilder beschauende Hirn.

Ein Testfeld für die Suggestionskraft von Farb- und Formnachbarschaften, Herausforderung für das Bildgedächtnis, das ist mir die PinXoGraphie.

ysp-scanp--170217-438e-r2vIm Jahr 2015 mit dem Malen anzufangen wäre nur halb so spannend, wenn man die Heutigkeit in all ihrem Informationsflutismus, der allgegewärtigen Zugriffsmöglichkeit auf jedwede Art von Information – also auch Bilder als solche – ignorierte.  Denn auf diese Bilder schauen moderne Menschen, die alle diesen selben täglich-kulturell-visuellen Hintergrund haben. Haben könnten.

Denn vielleicht sind es gerade ungegenständliche Bildnisse, die so überaus zeitgenössisch-moderne Erscheinungen wie short attention span, Nomophobie, Burnout, aber auch die (Bild)spuren und Sehgewohnheiten der Marketing- und Brandingwelt auf eine Weise widerhallen lassen können, die diese eigentlich überkommene Kunstgattung mit neuem erstaunlichen Potential bestücken.. Abstrakte Gemälde, die als Laborexperimente genau dies ausloten wollen:

  • was erblicke ich in ihnen als von der Marken- und Warenwelt dauerbelagerter Mensch?
  • taugen die Bilder als Echokammer meines eigenen Lebens-als-Betrachter?
  • was macht die Ästhetik dabei, die immer, ja immer fraglich ist, sobald man die Augen aufschlägt?

Durch diese Ausgangssituation bedingt wird klar, daß ich mit diesen erst handgemalten, dann digital umgefärbten Bildern – das ist mein simples Rezept –  keine klassische Tradition dieser Kunstgattung fortentwickeln will.  Meine Entdeckung der pareidolischen Wirkung dieser “Halbabstrakten” führt mich nun seit 439 bemalten Blättern fast zwei Jahre ausschließlich auf einer faszinierenden Bahn entlang dieses psychologischen Aspekts, den  – oh Überraschung – anscheinend beliebig Visuelles auslösen kann.

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..und jetzt steht gar die Möglichkeit vor der Tür, das alles auf japanisch darzustellen… Puuh!

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* dazu demnächst mehr…

Was will uns der?

..Künstler damit sagen?

Die bekannt-provozierende Frage aus dem Diesseits. Diesseits? Na, die Welt des Greifbaren, des allen bekannten Alltags, des gesunden Menschenverstands, des Preis-gegen-Leistungs-Welt-g-dankens.

Die Frage als probate Provokation fürs offensichtlich Unpraktische, Hergeholte, Spinnerte – ganz klar! Die Frage, die die Spreu vom Weizen trennt, allein schon der Qualität (und nachprüfbaren Lebensnähe) der dadurch eingeforderten Antwort halber. (..)

Und jetzt bitte gucken wir mal auf So Was. Unpraktisches, Hergeholtes, Spinnertes:ysp-scanp-170118-428e-rvr2fDa kommt die Frage schon fast automatisch auf. Was ich dazu sofort aus ziemlich eigener Erfahrung sagen kann: Ihr schaut auf eine Momentaufnahme eines langen Prozesses, der dieses Bild hervorgerufen hat, ja, der in seiner zeitlichen Komponenten darauf gezielt ausgerichtet ward, so etwas Unbekanntes zu erzielen/erzeugen!

Nun als “Momentaufnahme” getaggt bekommt das Bild einen bestimmten ätherischen Geschmack, nicht wahr? Wie ein Foto, das man bekanntermassen auf einer langen Reise aus dem Fenster gemacht hat. Mit “lange” meine ich so Dimensionen der Transsibirischen. Was also bleibt im Hinblick auf ein solches Foto zu sagen auf die Frage «Was will uns der Künstler damit sagen?»

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2. Ihr schaut auf etwas, das erstmal nur mich faszinieren muß(te), also gibts da keinerlei primäres Mitteilungsbedürfnis.. Der Bedarf liegt woanders:

ich tobe mich aus. Bei jedem Bild von Neuem. Um etwas zu erzeugen, das ich noch nie gesehen habe. Es geht also initiativ um Eigen-Faszination, um das Staunen über diese kreative Qualität, die das Leben haben kann: PinXoGraphieren als rätselhafte (Bild)Quelle von Unbekanntem, Freude, Fassungslosigkeit, Ehrfurcht vor/über deren Fließen. Eine Quelle, deren Fortdauern, Funktionieren oder Qualität man nicht bestimmen kann. Die aber trotzdem aus einem fließt.

3. Die Frage des Tages kann man – fern vom üblichen Sarkasmus – auch als Antwort, spontane Reaktion auf Neues begreifen. Als interessiertes, wenn auch skeptisches Feedback gewissermassen. Find ich um Einiges besser als ein Versiegen des Wortflusses  angesichts dieses – ich gebs ja zu – ungewohnt Unentzifferbaren.

“W. w.u.d.K.d.s.?” darf, kann und muß auch diesen Bildern gelten, die Ihr hier “aufgehängt” seht. Jäh vor Euch. Diese Hängung “passiert” heute anders als in klassischen Gallerien. Ich kann sie Euch präsentieren-unwortdesjahres rüberwachsen lassen, ohne daß einer von uns von der Couch wegmuß. “Herumzeigen” geht heutzutage einfach so dermaßen unkompliziert – und dazu auch noch  mit haushaltsüblicher Technik – unvorstellbar easy! noch zur Jahrtausendwende. Für mich natürlich (noch) nicht so unfaßbar von Nahem wie die Google Art Camera, aber mit einer 600 dpi-Auflösung bin ich auf bestem Wege ;-)

Gäbe es diese Technik nicht, würde ich, durch Resourcenmangel bedingt, diese Bilder einfach für mich behalten.ysp-scanp-170201-434c-re4vcOhne Internet, also in klassischen Printmedien, die sich mit diesem speziellen Sujet beschäftigen, gäbe es auch nichts von mir/über mich. Das hat zweierlei Gründe:

mich drängt nichts in eine Zeitungsredaktion, denn jede mit Klingelknopfdrücken-verwandte Geste (analog und digital) wird heutzutage von Überlasteten als Sich-Aufdrängen wahrgenommen, ist also total negativ belegt. Diese Erfahrung habe im am Anfang der Postkartenzeit in diversesten Varianten und anvisierten Läden durchgespielt durchleben dürfen. Dann geringschätze ich Interviews, die immer einen PR-Zweck erfüllen, der nicht vollständig meiner ist. Fremdlesen – gerne! Aber meist im Hinblick auf die verwirklichte Fairness™, das Interesse der Beteiligten, etwas gleichzeitig Spannendes als Duo zu erzeugen, das man im Alleingang nicht fertig gebracht hätte. Dazu brauchts aber Wissen, Interesse am Gegenüber und vor allem Respekt. Von den literarischen sprachlichen Fähigkeiten mal ganz abgesehen.

Das braucht man seit Internet aber alles nicht mehr –

man kann selber machen, ohne redaktionellen Nadelöhr-”Zwischenstopp” und Feuilletonwochenendbeilagenpräsenzambition selber sichtbar werden. Keiner muß sich aufdrängen. Niemand muß Artikel schreiben, um Werbeplatz zu rechtfertigen. Alle stöbern 2017 nach ihrem gusto. Sprich-das-Fazit: Ihr schaut grad aus Interesse, Neugier.

Und damit haben wir zwei fast schon gewonnen.

ysp-scanp-433b-rec2-exhibIch, weil dadurch der Schritt für eine wichtige Rückmeldung schon  à la Smalltalk angebahnt ist – Bloggen ist Smalltalk in fruchtbarster Form. Rückmeldung, die mir immer weiterhilft, das Ganze von unabhängigen= Eurem Standpunkt zu sehen und dadurch wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung zu gewinnen. Doch, doch, Eure Kommentare fließen sehr wohl ein!

ysp-scanp-170126-432f-r3vnrIhr habt gewonnen, weil Ihr Euch mit Eurem Interesse als lebendig beweist, nicht abgestumpft, an der Welt interessiert, offen für Unbekanntes! Gar Geschichten lest zu meiner Version der abstrakten Malerei – der Beweis!

Falls Euch diese Bilder i.r.g.e.n.d.w.i.e. ansprechen, habt Ihr damit das Gewinnlos gezogen, mit ihrer Ansicht mehr über Euch zu erfahren. Denn etwas resoniert ja schon. Nicht ganz ungeplant, denn ich hab diese Bilder extra dafür gemalt/gescannt/umgefärbt:

Als Inspirations-Knetmasse. Als universelle Echokammer für Euer (individuelles, oder massenhaft geformtes, tja, ich muß es sagen) Bildgedächtnis.

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(..)

postskript um: Spannend wirds, wenn man den Spieß der heutigen Frage umdreht und ihn aufs Zweitauto, Überstunden, Vorzeigeurlaub, Ausgehklamotten anbringt. Da jeder ein Künstler ist seit Joseph B., muß man sich da auch diese so legal gespiegelte GegenFrage gefallen lassen, n’ est-ce pas?

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Musik beim Schreiben heute:

The Bionaut: “Lush Life Electronica”, HARVEST , 1995

Der Max ist schuld! oder: the crazy side of Stillebenrequisitenhortung

Ich habe gute Erfahrung mit Abwarten. Abwarten und Horten. Horten von irgendwas. Horten per se. Erfahrung, Wortschatz, Ideen, Pläne, Inspirationen. Zettel, Fotos, Bücher und Gegenstände. Horten aber bitte von etwas, das thematisch zusammenhängt.Meine Erfahrung: das Gehirn nimmt davon Notiz, wenn man sich mit etwas länger beschäftigt. Auch nebenbei beschäftigt. Das Dollste: es kaut drauf herum, wälzt hin und her, entwirft Ideen. Im Hintergrund, selbständig, ohne daß man das so merkt im täglichen Strudelauflauf. Man stapelt vorne nur einfach immer weiter (und ignoriert wie auch immer dringliche Hinweise aufs Messietum): Kaffetüten, Filmdosen, Nektarflaschen, Eierbecher, Plastikgriffe für Sprudelsixpacks und Flohmarkthaul. Und vertraut auf die Wucht der hauseigenen Hintergrundprogrammierung ;-)

Und eines Tages kommt einem eine Museumsshopauflösung in die Quere und schwemmt mit der Möge-die-Macht.. eines 30%-auf-alles-muß-raus-Rabattes die tutti verändernde Idee ans heimische Ufer: man blättert sich, glücklich wieder daheim im Warmen angelangt, durch mit grobem Pinselstrich gemalte Ansichten von Blumen, Saxophonen, Zigarrenkisten, disfunktionalen Handspiegeln, Petroleumlampen, Tischdecken in allen Falten, Sektkelchen, Fezen, Spielfigurinen, Plastiktellern, exotische Skulpturen aus Wachs, bis man irgendwann beiläufig denkt: hab ich auch alles. In Kartons… Dann der Blitz:

Oops, man sitzt ja auf einem Schatz an Requisiten für.. Stilleben!

Bei Durchsicht dieses Büchleins hab ich bemerkt, wieviel crazy Potential im malerischen Thema Stilleben steckt. Vor ein paar Jahren kam dieses Staunen schon einmal auf, als ich die Stengelfotos von Lee Friedlander entdeckte und total begeistert war, welch “schnelle Entfernung” vom Üblichen dadurch möglich wurde, die Dinge anders zu sehen. Oder anders zu.. arrangieren.

Genau das hab ich jetzt auch vor. Mit meiner Vorahnungsstillebensammlung 1990 – 2017.

Es können gut und gerne 5 Umzugskisten sein. Na, diese Standardgröße, die ich ohne Nachmessen auf 60 x 40 x 40cm schätzen würde. 922900015 davon durch Raummaßrechner getippt ergeben: einen halben Kubikmeter. Das ist einiges. Diese (nun angewachsen auf fünf) schlepp ich nun seit über zwanzig Jahren mit mir rum. Unausgepackt. Und warum? Weil ich – siehe Entdeckung oben – darin einen selbst-angesammelten Schatz horte. Horte und ständig vergrößere. Mit Schatz meine ich seltene Gegenstände, deren Anblick einen wach machen, die persönliche ästhetische Konfektionierung oder markttypische Verknappung spüren lassen, staunend übers eigentlich Mögliche. Oder eine Vision von “schräg”, “abseitig” oder schlicht “fantastisch” hervorrufen.

Und was sind das für Sachen? Ganz banal:

#flohmarktfunde.

Dieses “Mitschleppen” hat nur wenig mit dem reinen Habenwollen und Wegstoren zu tun. Eher mit den dadurch entstehenden Möglichkeiten. Möglichkeiten in allen vorstellbaren Dimensionen:  nicht nur die, sich jäh damit zu erfrischen, die Deckel aufzuklappen und zu staunen, auch, wenn es ein ach-ja-hello-again-Staunen ist. Diese Dinge bieten sich auch an, ins persönliche Leben als Permainspiration eingefügt zu werden.

Hat einfach damit zu tun, daß es Schönheit gibt.

schaut Euch diese Teegläser und ihren crazy Schatten an! Oder diesen rührend einfachen Hund aus Holz und diesen HausbarSpatz zum Flaschenöffnen! Und diese Ufo-Harmonika! Und stellt euch vor: DAS IN ÖL!

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Und dann googelt, wo man so was auf die Schnelle und Günstige überhaupt herbekommt… Eben!

Wer also läßt schon gerne die Schönheit wieder aus seinem Leben verschwinden, nur weil er/sie plötzlich dieses undurchdacht-impulsive Stapeln-wofür-denn satt hat, oder umzieht, oder jemand kennenlernt mit ballaststoffarmer Gesinnung oder von Verwandten mit einer Klärung der Verhältnisse bedrängt wird. Kurzsichtig, das. So, vom Malerstandpunkt aus gesehen.

Und wenn ich da meine “alten” PinXoGraphien so durchgucke, haben da sehr wohl einige ein Gerüchle der (beckmannschen!) Gegenständlichkeit:

Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, als Centerfold gestaltet
Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, zweifarbig als Centerfold gestaltet
nocturnes Stilleben mit Rohrstengel, Zigarrenspitze und schräggekämmten Nachtmahr in Schwarzlicht
nocturnes Stilleben mit Rohrstengelmikrophon, Zigarrenspitze und schräggekämmten RocknRoll-Nachtmahr in Schwarzlicht
peruanische Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrischer Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stillleben vor peruanischer Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrisierter Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mt Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken in die Eiger Nordwand
Stilleben mt beleuchtbarer Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken  in die Eiger Nordwand
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Seidenschneckenstapel
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Spitzenschneckenvorratsstaperl

Hey! Das macht Spaß! So still leben tun als ob! Und meine “Hintergrundprogrammierung” warf nach all den erstaunlich-neuen Bedeutungen meiner obigen Bilder heute nacht gar die imperative Wappenpflanze aller Messies und zwanghaften Sammler aus: die “Horten-Sie“!

Weitere, freudig&frisch erwachsene Anforderung, die aber super in mein neues Thema Einrichterpoodle * paßt: jetzt, nach der “Aufwertung” dieser Sammlung brauche ich eine neue… Möbelsorte, die dieses ewige Verpacktsein in ein stetes Offen-und-Sichtbarsein verwandeln hilft:

nen Stillebenrequisitenhortungsschrank! ;-)

*= dazu demnächst mehr..

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Musik beim Stilleben-mit-Namen erfinden:

Hayseed Dixie: “Walk This Way”
Tone loc: “Funky Cold Medina”

die ThailandBikerversion von J. Brown: “I Feel Good”

Auf der Flucht vor selbstgemachten Klischees – reaching the insane 400

Ein zweischndeidiges Schwert, diese Stilbildung im kreativen Sektor: man arbeitet an einem klein umgrenzten Thema (ich mit den drei Zutaten and nothing else als Papier, Stifte, Scanner, Umfärben), schaut sich selbst beim Entwickeln von etwas erkennbar Stilhaften zu und bemerkt genau dabei und immer wieder: oops, langsam wiederhole ich mich. Beim Blättermalen in immer derselben Art (Duktus, Bildaufbau, Farbigkeitsverteilung,..), beim Wolkenreiben, beim Funkenregnenlassen, beim Verwischen der Spuren. Aber da ist ein kleiner Unterschied: der zu vorgestern, der zu letzter Woche.

ysp-scanp-160929-387d-recolMit steigender Anzahl der Werke geht irgendwann sicher wie die Morgensonne die Frage auf: Stilbildung und die gleichzeitige Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung – schließt sich das nicht aus!?

Zu oft ist das Thema von artist statements oder schlicht zahnfühlenden Interviews. Dahinter steht ganz klar die Frage, ob man das will: einen persönlichen Stil kreieren/erarbeiten. “Zu sich finden”. Oder sich stets vom Festland, das man am Vorabend selber angestampft hat, weiter abstoßen können ins Neue. Mit jedem neuen Blatt, jedem Impuls, nach einem bestimmten Stift, einer intuitiven Farbe oder Werkzeug zu greifen, jeder neuen Bearbeitung am Rechner. Als Bildner im Bild erkennbar werden – das ist einer der klassischen Grundsätze des Beruflichen – ich vermeide das “Professionellen” – und nach allgemeiner Auffassung schlicht Voraussetzung für die Verläßlichkeit beim Vermarkten. Wenn man sich als Produzent sieht. Da braucht man Rückkopplung, Marktrecherche und Marken- also Stilbildung, corporate design. Lakonie pur der unübertreffliche Spruch aus der Popmusikbranchenkritik (über Bands, die es geschafft haben): “Fans werden weder überrascht noch enttäuscht.” Tja – gut oder böse??

Da bin ich froh, daß ich keine Fans habe.

Das ist kein als Spaß maskierter bitterer Sarkasmus, sondern die genaue Ortung meiner dadurch glücklich insulären Motivationslage: wenn keiner reinquatscht oder schwieriger zu händeln: über allen Klee lobt, gar nicht mal Kommentare in Sicht oder zu Gehör kommen, die ernst gemeint sind, ist man schlicht.. frei. (meine Postkarten haben Fans – das ist doch ne prima Gewaltenteilung 🙂 )ysp-scanp-161029-398b-r2v2n

Frei, immer weiter mit dem Medium und an sich selbst zu experimentieren:

  • wie weit vom brav Erlernten komme ich mit genau diesem?
  • Welch Ungesehenes wird durch die ständige Entwicklung/Wiederbearbeitung/Revision erst möglich?
  • Warum meldet sich beim Malen von Chaos mein Ordnungssinn? Und vice versa..
  • wie stehe ich zur Schönheit (sprichwörtlich) durchkreuzter Pläne?
  • kann ich das Nie-Gesehene  -für sich selbst gesehen- als pure Schönheit an sich erleben?

ysp-scanp-161029-398b-r2v2rIch jedenfalls staune nach wie vor, was sich da tut, obwohl ich mich mit der PinXoGraphie nur sanft (aber stetig) in Richtung Neues bewege/pusche: schließlich ist das Erkunden neuer Techniken, das Probieren mit neuen Werkzeugen und sie in aller Ausführlichkeit auszutesten Glück wie Weihnachtsgeschenke auspacken – da läßt man sich doch gerne Zeit `mit, oder?!ysp-scanp-161030-399-r2vnr

Und superspannend: wieviel liegt da noch drin? Und das nach 16 Monaten jetzt, wo ich gerade das tatsächlich vierhundertste Blatt einscanne und immer noch gespannt bin, wie sich oben genannte drei (Mal-)Zutaten noch weitermorphen lassen.. zu wildem Science-Fiction Stürmen in ebensolchen Bäumen, naiv anmutenden Wüstendorfszenen, gefährlich überbunten Wolken, die auch Felsmassen der psychedelischen Art sein könnten..
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Und immer weiter mit jedem Blatt, jedem Ausschnitt, jeder Farbvariante klingelt mein Bildgedächtnis – bei bestimmten Kurven, Farblandschaften, Gesten, Formen, Beleuchtungsanmutungen, Nachbarschaften..

Und genau DAS war ja auch die Ausgangs-Labor-Situation: mit Malen das Pareidolische, Ultimativ-Assoziations-Werfende anstreben. Immer im Halbabstrakten, in der Andeutung verharren: keine Bäume, Gesichter, Häuser oder Blumen malen, und trotzdem immer wieder den Eindruck bekommen, da wäre etwas Reales, Gewesenes, in der persönlichen Geschichte Verankertes, das man aus eigener (Seh)erfahrung wiederkennt, etwas, an das man beim Betrachten der Bilder erinnert an und das damit wieder lebendig, geistig greifbar wird.. (nun, da hat jeder seine eigenen “Klingeltöne”..)

Und mit Farbe als magische Komponente hat man gar.. Gefühlszustände im Spie(ge)l..

So, und hier sind sie, die ersten Bilder des 400sten Blattes:ysp-scanp-161030-400b-manysp-scanp-161030-400c-manor

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Musik beim Schreiben heute:

Massive Attack: “Protection”, Circa Records, 1994

Pressure Drop: “Upset”, Marlboro Music/Sony, 1998

Carl Cox: “At The End Of The Cliché”, Worldwide Ultimatum Record, 1996

Musica Sequenza: “Baroque Sampling/ Handel”, SONY, 2016

Wo kann ich mich bewerben??

Schön, wenn man sich nicht an Namen erinnern kann: ich suche im Netz vergeblich dieses letztens gesehene eine, schwarzgrüne, gegenlichte, traumartig verschwommene, grandiose Ölgemälde der Häuserschluchten von NYC und entdecke dafür

Jeremy Mann (Painter, * 1979)

So müßte die Bundesagentur für Arbeit die Berufsberatung verbildern!! ;-)

Eine-Viertelstunde-suchen-daNach-trag: heureka: Ben Aronson (*1958): “Over Madison”– jetzt kann ich auch auf meinem Rechner nach “Aronson” & dem Datum des Fundes suchen: aha: 27. Mai 2015 – wohl der Beweis für ein pretty eindrucksvolles Bild, oder?

Berufsbezeichnung: Tangled Undergrowth Painter

Na, DA ist mir wieder mal was zugefallen:

Ich malte und fand es Gestrüpp!

Als übersehene Restmenge jenseits des kartesischen, doppelt buchgeführten, verappelten Lebens der Moderne, antipodisch auf der Rückseite der allgegenwärtig angestrebten Optimierungsvorgaben und VerselbStatistifizierung gelegen,  tut sich mir angesichts meiner stets  verändernden PinXoGraphien seit September der Begriff Gestrüpp auf, der auf mich malerisch/ wundersamerweise wie ein großer, attraktiver Wegweiser wirkt.

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Wie das kommt? Muß als Reaktion auf die allgemeinen Nachrichten zum (nicht nur technischen) Stand der Dinge liegen, die man so beim interessierten Surfen findet: “News” wie z.B. Clips satellitenbeäugter Aufklappdrohnen für die Aaschdash (= 12Hundert Euro), die mit dieser “Leine” auf Knopfdruck “nach hause finden“, den 25 Gigabyte Daten, die künftig pro Stunde Autofahrt anfallen werden, die feinjustierbare Fernauswertbarkeit, wenn meine Maus über ein Element am Bildschirm fährt , oder wenn üplötzlich “das Internet geschützt werden” soll (WTF??)

Sehr anregend, sich da vorzustellen, wie das bei den Großen ankäme, wenn plötzlich alle nur noch Gestrüpp hochladen, posten, verschicken und sich GPS-mäßig in einem solchen bewegen würden. Da wäre gaanz flugs wohl eine Gestrüpperkennungssoftware fällig harhar.

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Man malt ja immer Sehnsucht. Ich hier wohl die nach Ungesehen, Unvermessenen.

Ich male Gestrüpp, weil alles andere nur die halbe Wahrheit ist. So viele Selbstoptimierungsmöglichkeiten, immer mehr Apps und Anwender, und na – was ist denn de facto mit denen, so live und in echt, per Fußarbeit selbstbeobachtet im täglichen Leben? Nie dagewesenes Chaos herrscht – denn die persönlichen Vorlieben, Eigenheiten, Charakterzüge und Passionen, befreit von Eis und Schnee Konvention mischen-alles-auf.de

Und da hat Malerei (mal) nichts mit Realitätsflucht zu tun: es geht ums Interesse am Zustand der Kulisse.

»As she continues her practice, her work has continued to pure abstraction.«
steht bei wikipedia.org/wiki/Barbara_Kasten, ist bei mir irgendwie andersrum: ich entdecke in meinen fahrlässigsten Schmierern™ immer wieder etwas, das ich schon so oder sehr ähnlich gesehen habe, an unauffälligen Orten und unter merkwürdigen Beleuchtungen – und wenn es die Schatten zerknüllt- und zerkritzelter, verschwitzter Zettel in Einkaufskörbenstapel oder die feinen Fahr- Öl- und Schleifspuren auf einem Autohof sind. Denn eigentlich ist die umliegende Wirklichkeit™ Chef in Abstraktion.

Erstaunlich nur, daß ich zum “Erreichen des Gestrüpps” 360+ Blätter und über ein Jahr gebraucht habe.. denn es gibt da schon seit Jahren (fotografische) Vorboten:

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Wie man oben sieht: Gestrüpp ist nicht gleich Gestrüpp, wie ich neulich (2015) mal à propos KrimiCoverProjekt verlauten ließ. Und ohne diese kleinen gemalten Irritationen im Wilden wäre es ja nur: wild. Öde Action-Klischeemalerei, vom letzten Jahrhundert rübergepumpt. Aber ich will da mehr: die Hürde, die eingebauten Häkchen, kurz: die Brechung. Nur sie hilft, anzuhalten.

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..und da geht es ja auch viel weiter: ich will nicht nur ungezügelt wirkend wuchernde Flora, Anflüge von treibenden Seegras Segrad oder sturm/zerzauste, unbewachtete Böschungen –

Ich will das Prinzip “Gestrüpp”!

Das aber erst seit kurzem – seit ich das auch malen kann. Und erst anschließend bemerkt hab. Denn ein schneller Rückblick über die letzten sagen wir 30 Blätter ergibt: da ist etwas Neues in meiner pinxographischen Tätigkeit: alle hier versammelten Gestrüppe sind handverlesen und ich staune. Darüber, daß es da ein sehr feinjustiertes Gespür dafür gibt, ob ein Gestrüpp gelungen ist oder dann eben nicht zur Kategorie gehört. Diese beiden unten zum Beispiel markieren mir den Übergangsbereich:ntr-scanp-160601-352d-r3v2r ntr-scanp-160421-330b-recve

Ebenso diese, die ich aber nicht dazurechne – da ist zuviel Weltraum mit ‘bei:

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Aber die Richtung ist spürbar, zeichnet sich (logo) vor allem im Rückblick ab.

Na dann mal flugs zurück zum Frischentdeckten! Da liegen noch fünf Angefangene und warten..

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Musik beim Schreiben heute:

Combustible Edison: “The Impossible World”, Bungalow, 1998

Plastilina Mosh: “Aquamosh”, Capitol, 1998

Crash Test Dummies: “Give Yourself A Hand”, BMG, 1999

Antonín Dvořák: “Sinfonie Nr. 9 e-moll “Aus der Neuen Welt“, Staatskapelle Dresden/ James Levine

Guiliano Carmignola: “Vivaldi – Late Violin Concertos”, Sony, 2001

Tauf Nerv Zuck N

Kennt Ihr diese Filmszenen aus alten Schwarzweißstummfilmen, in denen der immer weißbekittelte Doktor, meistens mit nach oben geschwungenen Schnurbartenden, runder Glubschaugennickelbrille und immer einer Hand auf dem Rücken sich hinunter beugt zum Patienten, der mit übereinandergeschlagenen Beinen vor ihm sitzt? Und dem dann mit diesem medizinischen Inspirations Perkussionshammer einen leichten Kniepocher verpaßt, so daß das obere Bein unterschenkelseits hochschnellt?Nein? Mit dieser Beschreibung habt Ihr dann aber immerhin ein ziemlich treffendes Bild davon, was passiert mit meinem “Taufnerv”, wenn ein neues pinxographisches Bild angeflogen kommt. Da durchzuckt mich ab und an ein Titel, den dieses abstrakte Bild dann einfach haben muß.

Denn so ein passender Titel ist wie der Ton zum Bild, der den Kinofilm erst zu einem Ganzen macht. Was ein Titel zu einem abstrakten Gemälde ausmachen kann, hab ich von Martin Kippenberger (deutscher Künstler, 1953 – 1997) gelernt: alles wird anders. Alles rückt direkt ins Leben der Betrachter, bekommt einen Bezug zum Jetzt und hier.

Ergo hab ich da einen Ordner aufgemacht, in den ich spontan angeflogene Titel für Bilder reinspeichere. Beschriftung obenauf. Geht freihendig/unaufwändig mit dem Windows-Screenshot-Tool. Das hatn Stift. Aber fragt mich über diese Titel bitte nicht, w.o.h.e.r. angeflogen – ich halte da nicht so die Ordnung in meinem Unterbewußtsein*:

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Das knallrote kriegt diesen merkwürdigen Instant-Titel als Reminiszenz an meine (Seh-)Erfahrung als Tonträgerhändler: ein klassisches Cover von oops 1977, ein Album von Weltruhm. Abteilung Rock, Schweiß und Sauerstoffzelt… Und? Jemand ne Idee? Jemand damals schon auf gewesen ?

Ahem so: offiziellatin heißt obiger Nerv… ist ein Arzt unter den Anwesenden?

* Nachtrag zur nicht ganz unbewußten “Herkunft” der Bildelemente: im “Kinderzimmer” findet sich das Eurozeichen als lila grob-knuffiges Spieltier rücklings unten am Rand. Beim Zeichnen hab ich das aber noch nicht gewußt – erst mit den drüber in der Luft fliegenden beiden Plüschtierähnlichen ergab sich der Sinnzusammenhang, der dann straight ins Kinderzimmer führte. “Hä??” werdet Ihr sagen – “Währungssymbole zum Liebhaben für die Kleinen?” Na logo, läuft unter “Früherziehung” …

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Musik beim Schreiben und Taufen:

Karma: “Thrillseekers”, Spectrum Works, 1999

Arrested Development: “3 Years, etc.”, Crysalis, 1992

Solche 6 wie wir 5 gibts keine 4, weil wir 3 die 2 Einzigen sind

ntr-scanp-160510-341b-rec18Der Schnaps zum Begießen von Blatt #333 ist ausgetrunken, aber  schon durch Whiskey (und heute Blatt #341) ersetzt :: gemäß dem Spruch

«Man sollte immer eine kleine Flasche Whiskey dabeihaben, für den Fall eines Schlangenbisses – und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben.»
W.C. Fields

Nein nein, wie immer ist der Soodlepoodle beim Malen von äußerster Nücheternheit benetzt, wandert während des Arbeitsprozesses immer zwischen Stiften, Blatt und Radiergummilager in der Küche und dem Scannerzimmer hin- und her. Surft im Netz, wenn das mit dem Scannen länger geht, und findet Interessantes zum Thema Dranbleiben:

«I feel like the artists who matter to me the most stick to one theme and that´s where the real development comes from – the act of revisiting things.»

Thomas Demand im Interview mit Anne-Celine Jaeger (Deutsche interfjuhen Deutsche  – auf englisch?) – hier als Nachtrag ein sehr cooles “Shifting”-Video namens “Pacific Sun”.

Daß ich an einem Thema “klebe”, kann ich bei meinem Malen und Umfärben garwohl auch behaupten. Und dabei  immer noch überhaupt nicht einschätzen, wie lange wohl noch. Denn wenn nach dreihundertvierzig bemalten Blättern jäh solche Konstruktionen wie diese da hervorsprießen, kann ich mich nur wundern, daß da immer noch was Unerwartetes kommt. Und überlege gar in manchen lengthy Momenten, es doch einfach mal sein zu lassen und irgendwas weniger Einbahntunnelstrassiges zu tun.

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Dann aber lasse ich mich von John Baldessari ermutigen, an dieser streng nach Besessenheit riechenden Sache dran zu bleiben und finde dazu die weisen Worte des Malers John Currin in einem wirklich grandiosen englischen Interview/Artikel im Newyorker:

“You should never will a change in your work—you have to work an idea to death. I often find that the best things happen when you’re near the end.”

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Na denn! und: wie auch immer! Hey! Guckt mal da! Diskobeleuchtung!

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PSerendip des Tages: Wem dieser

  • «This is John Baldessari´s pencil» (cut)
  • «This is John Baldessari´s chair»  (cut)
  • «This is what John Baldessari sees when he sits at his desk» (cut)
  • etc..
  • FilmSchnittStyle und das Geraune von Tom Waits gefällt,

der findet sicher auch Gefallen an einem Encore, nur auf deutsch. Und über/ mit Designermöbeln..

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Musik beim BuchstabenSchüttelen heute:

oliverunddieblauenhunde.bandcamp.com: “schwebebahn 1975″ EP

Moby: “Ambient” (Bonus- CD vom Album “Hotel”),  V2 Mute, 2005

Steve Bug Presents: “da minimal funk”, RAW Elements, 1997

Stammheim Presents “Heimfidelity 2″ mixed by Oliver Huntemann, 1998

 

Voilá – Blatt Nr. 333 – n Schnaps dazu?

So hab ich es gern – wild und ungestüm sollen sie sein, die pinxographischen Bilder meines dritten dreistelligen “Repdigit-”Blattes. Erstaunlich, unvorhersehbar, fremd und rätselhaft. Sternenstaub und Kaffeeflecken. Elektrische Kürbisse, verheißungsvolles Über/UnterwasserLicht, schnabelhaltende Stahlwolleknäuel. Muscheln, die von Rugbyellipsoid und Kürbis abzustammen scheinen oder umgekehrt. Zielflagge, rostmetallische Verwitterungspatinae, Treppenabgänge in rotschäumende Gischt, Lasershowstrudel und partikeldurchwehte Kinderschnörkel zum Thema “sphörische Dreiecke selbstgebastelt”.

ntr-scanp-160501-333-r3vrec ntr-scanp-160501-333b-r180vk4ntr-scanp-160501-333c-r180v ntr-scanp-160501-333e-recvkntr-scanp-160501-333h-r3v2rDavor, von letzten Donnerstag das Blatt 332, als Prélude quasi. Bonus: ein neues Startbild für die PinXoGraphy.com:

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Ab morgen gehts dann wieder brav weiter – 7 nächste Blätter sind schon “an”gemalt.

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Musik zum Anstoßen nach getaner Arbeit heute:

Megashira: “At Last”, INFRACOM, 2001