Postkarten haben ein merkwürdig ambivalentes Image. Schnell am Wegesrand des Einkaufsnachmittages aufgegabelt und durch ihre Unterproportion oft in ihrem Kunstanspruch geschmäht, erreichen sie aber durchaus die Herzen der Menschen, vielleicht sogar persönlicher und direkter, als es die sich doch oft exklusiv gebenden Bilder in Ausstellungen und Musentempeln je schaffen.
Die Herausforderung, im Jahre 400 nach Stadtgründung Mannheims zwei weitere Serien dem durch das Jubiläum ohnehin überschwemmten Markt hinzuzufügen, lag für mich in dem anderen Blick, den ich als Zugezogener seit nunmehr 20 Jahren auf diese Stadt richte:
Keines der Bilder ward zielgerichtet fotografiert, eher fasziniert(e) mich an jedem Motiv trotz geografischer Unveränderlichkeit stets die Entdeckung des erstaunlichen Lichts, die dadurch entstehenden Farben und das Flüchtige des Moments, das sich nur mithilfe der Fotografie so nonchalant schnell festhalten läßt. Somit spielt der Zeitpunkt der Aufnahmen eine zweite Hauptrolle und erhebt sich als Qualitätsmerkmal über die herkömmlich eher "zeitlose" Postkartenfotografie.
Natürlich sind die beiden Wahrzeichen, der Wasserturm und der Fernmeldeturm hier verewigt- doch jedes Mal mit einer ironischen, experimentellen oder gar schnappschussbetonten Note ob der Allgegenwärtigkeit ihrer Umrisse im lokalen Bildgedächtnis.
Auch soll an den Aufnahmen erkenntlich sein, daß es sich nicht um "gecastete" Lokalitäten handelt, sondern um Momentaufnahmen eines Jemand, der das Leben in dieser Stadt verwirklicht, sich hier heimisch fühlt, auskennt und stets neugierig auf diesen sich ewig wandelnden Mikrokosmos Stadt bleibt.
Bernd Lindemann im September 2007
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