auf RhetorikSchlingerKurs

veröffentlicht am 13. September 2013

Da gibt es im Leben so Tage, an denen das Gefühl zur Gewißheit wird, "Jetzt bin ich/die Welt/mein Geduldsfaden soweit" und ungekannte neue Dinge und -Sichtweisen treten ins Leben. Mir ging das diesen Sommer so, als ich den Begriff "Mitarbeiter-Casting" für Stellenangebote im Rückraum einer, ich buchstabiere P.I.Z.Z.E.R.I.A., Abteilung Systemgastronomie mit allen Social media Schikanen auf ebenderen facebook-Seite entdeckte. Wie kein ähnlich "starker" Begriff der letzten Zeit stieß mich dieses Wort weg von der Sache selbst zurück auf die Sprache, die uns mittels der Rhetorik erlaubt, fast nach Belieben, wie es scheint, unsere reale, per se ungetaggte Welt in unseren Hirnen zu verändern, ein neues gedankliches Licht auf die immer selben Phänome vor unseren Augen zu werfen. Und damit unsere Welt tatsächlich zu verändern.

Wow, dachte ich, und erinnerte mich an eine Bemerkung meiner damaligen Freundin in einem Ton, dessen Anteile aus Abfälligkeit und Neid kaum zu trennen waren. Es ging um "miese" Jobs im Leben. Da hielten ihr die LKW-Fahrer her und es kam zum für mich epochemachenden "Die Jungs stellen einfach nur ein Schild hinter die Windschutzscheibe, auf denen "Günther" steht- und sind dann (auch noch) stolz drauf!!"

Für solche Meilensteine hab ich nun ab sofort den RhetorikSchlingerKurs. Der versammelt die neusten Nachrichten zum Thema Wie kann man zu dem sagen, was bislang ätzend, unangenehm, widerlich oder allzu krass rüberkam... Politiker, Werbefachleute gehen da als die kreativsten Köpfe voran ;-)

Luft, Gas, Rhumba

veröffentlicht am 10. März 2013

lächeln lächeln
Hosentaschentelefon
bana ne
otoban
ziehst Du Wellen an mir vorbei?
Hasenblut (sehr starker Schwarztee)
Raddampfer (Tee mit extra Zucker)
Dingos Stall
die Langen anmachen
gelb rufen
mein Magen klingelt
Bauch werfen
die Gegend kocht
Kieselsteingemüt
die Hitze schneiden
oben unten machen
Bombe wie
das mit vier Armen
die Einstellung kaputt
das Volk dem Verrückten, wir den Klugen in Sehnsucht sein
Puppe aus Stein
der Aga der Gurken
ich bin wach in Ohnmacht in Dich

Meinten Sie Nachabrschaft?

veröffentlicht am 29. Juni 2012

Wow. Das hätte ich nicht gedacht. War aber auch irgendwie trotzdem logisch nach all den Jahren. Ich meine die Vertipper, die massenhaft ins Internet wandern und sich dort anhäufen und selbstverständlich von den Suchmaschinen mitgepflückt werden. Heute versuche ich mal den Domainnamen, unter dem ich mit meinem Nachbar Florian angemeldet bin, in der Ahnung, daß sich da nicht viel tun wird. Aber weit gefehlt: Die Suche nach “Nachabrschaft” ergibt geschlagene 2800 Einträge. Und nur zwei sind absichtlich. Oder gibts da noch jemanden, der den “Trick”, günstige Angebote auf ebay zu finden hier massenhaft anwendet?

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Musik mit eigener Rezension beim Schreiben heute:

Motorcitysoul: “Back Up” Infracom 2007

Teller, die ins Internet funken

veröffentlicht am 21. Juni 2012

Faszination liegt in Gedanken. Treffende Formulierung, also Sprache, kann diese optimal herausschälen aus der dumpfen Welt des Alltags, der allgegenwärtigen Betriebsblindheit und der Gewohnheit. Zum Beispiel diese:

“Dort werden neben von Robotern gelenkten Autos auch Kühlschränke entwickelt, die fehlende Ware automatisch nachbestellen, und Teller, die ins Internet funken, was jemand gerade isst. Das Unternehmen will keinen Lebensbereich auslassen.”

“Die Gehirne der Probanden reagierten auf das iPhone so wie auf die Präsenz von geliebten Menschen.”

“Er (Steve Jobs) wollte Lebenswelten verändern, und zwar so, dass sich diese Lebenswelt geradezu anschmiegt an die Produkte seines Unternehmens.”

Das sind drei Zitate im heute (erst) gefundenen Artikel des Spiegel Online.

Draufgestoßen bin ich via der HR2-Meldung der Vergabe des aktuellen Grimme Online Awards. Dann der Sprung/Klick auf die ebenfalls prämierte Lobbypedia- mich interessierte erstmal die Abteilung Google.. So schnell geht Inspiration und ein sachtes Upgraden, was den Wissenstand – ich vernahm dort zum Beispiel erstmals das Wort Deep Lobbying und das ever-hungrige Gefühl zur Moderne, zur Gegenwart angeht..

Sonne mit Nasenstüber

veröffentlicht am 21. Juni 2012

Der Erwerb eines sogenannten Handyrecorders hat mich nun instand gesetzt, in mein privates Leben nicht nur eine erfrischende neue Art des persönlichen Geschenkes zu integrieren, sondern damit auch ne Art literarisches Tagebuch über die Zeit zu etablieren. Und damit weiter zu vermitteln, worum sich unter anderem mein inneres Leben dreht, was mich an Literatur, an Sprache und allem, was damit zusammenhängt fasziniert.
Die chronisch auftauchende Frage nach Geburtstagsgeschenken brachte mich auf die Idee, zu überlegen, warum ich welche Bücher weiterempfehlen würde, gar als Inspirationen benennen würde. Mit dieser Aufzeichungsmaschine, die auf einfachste Weise Sprachaufnahmen einfach daheim möglich macht, kann ein besonderer Art Blumenstrauß möglich werden: Ein Strauß aus den Buchstellen meiner Lieblingslektüren.

Dazu müssen ein paar Aufgaben bewältigt werden, die, so habe ich mittlerweile als Rückmeldung, Einiges an persönlichen Widerstand bieten. Seine eigene Stimme hören gehört als Erstgenanntes dazu. Noch schlimmer: mit dieser eigenen, aufgezeichneten Stimme (immerhin zum Glück) fremde Texte vorzutragen. Allein schon die Vorstellung, sich deklamierend, sich versprchend und stotternd etwas vorzutragen, läßt bei Vielen längst überwunden geglaubte Prüfungsängste wach werden ..
Dann gilt es: auszuwählen. Ebenfalls ein Kriterium, das im Leben oft vermieden wird. Insbesondere, wenn es sich dabei noch um etwas handelt, das man nicht nur in sein eigenes Leben integrieren will, wie zum Beispiel ein neues Möbel oder Kleidungsstück, sondern, wenn es um ein intellektuelles Urteil, eine Empfehlung zum Leben geht, das fatalerweise dadurch einen Rückschluß auf die eigene mentale Verfassung zuläßt- daß man solcherart Informationen über sich nur noch zum banalen Abgleich äußert, damit man seine Ruhe in der Schublade hat, finde ich ändernswert..

Bei mir indes überwiegt der Willen, andere an meiner -hier literarischen- Faszination teilhaben zu lassen. Und das ist mit dieser Art Hörbuch in Häppchenform ideal zu erwirklichen: Niemand muß zum Lesen ellenlanger Texte über meine Vorlieben genötigt werden, zuhören kann man während dem Autofahren, Bügeln oder Baden. Ebenso kann man solcherart Aufzeichungen ohne das vortragende Gegenüber zu echauffieren, auch jederzeit stoppen oder einfach weiterzappen, wenn man etwas gar nicht goutieren kann. .

Also habe ich mich dran gemacht, zu überlegen, welches a) meine Lieblingsbücher sind, b) Textstellen zu finden, die diese Faszination am besten ausdrücken. Das fand ich sehr spannend, erfahre ich dadurch mehr über mich selbst. Und kann vergangene Lektüre nochmal im Geist passieren lassen, um dann erneut die entsprechenden Seiten aufzuschlagen. Selbstreflektion pur! Dann die Aufzeichnungen: solche Arten der Geschnekeproduktion ist ein prima Anlaß, seine aussprachliche Kompetenz unter die Lupe zu nehmen. Ich als eingefleischter Süddeutscher stieß daraufhin auch sogleich auf eine Großbaustelle, was Aussprache, Betonung und erforderliche Atemtechnik betrifft.

Ein glücklicher Fund ließ mich im Zuge dieser neuen Aufgabe die www.zehnseiten.de entdecken, eine literarische Plattform, auf der in Bild und Ton Autoren ihre Werke selbst vortragen. Eine virtuelle Interimslösung zwischen Hörbuch und Lesung. Sehr gelungen, wie ich finde. Und Anlaß, es selbst mal zu probieren!

Und als ebenso ehemaliger Tonträgerhändler gab es da noch ein Leckerbissen anbei: das Ganze muß natürlich in eine entsprechend ansprechende Form gegossen werden: also steht eine erneute Arbeit als Covergestalter und Titelsucher an! Ein Foto aus dem Schwetzinger Schloßpark diente in idealer Weise nicht nur als Deckblattfutter, sondern es ergab sich darüberhinaus auch gleich der Titel der Zusammenstellung, den auch dieser Artikel trägt. Also ganz im Sinne des Vorgehens einer Musikgruppe, die dadurch den Willen zum Definierten Werk und ebenso zur Fortsetzung durchblicken läßt. So auch mit diesem meinem neuen Baby. Da überlege ich nun nach unten folgenden für diese erste Ausgabe ausgewählten Buchauszügen nun schon die nächsten Adepten für das Zweitwerk, die sich einfach durch abendliche Lektüre wie von selbst am Nachttischrand sammeln. Was ich auch allerliebst daran finde: das ist eine kommerzfreie Zone par excellence und kann aus naheliegenden urheberrechtlichen Gründen ausschließlich zur Inspiration als amuse gueule beackert werden..

Matthias Horx: “Die Wilden Achtziger”
Halldor Laxness: “Atomstation”
Stanislaw Lem: “Der Schnupfen”
Daniel Kehlmann: “Ruhm”
Mario Vargas Llosa: “Tante Julia und der Kunstschreiber”
Christian v. Ditfurth: “Das Dornröschen Projekt
John Clellon Holmes: “Der Saxophonist”

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Musik beim Schreiben heute:

Lenny Kravitz: “5” 1998, Virgin Records America (EMI)

Ronnie Jordan: “The Antidote” 1992, Island Records

various artists: “Best Of Ballett”, Eloquence/ Deutsche Grammophon, 2003

Erwachsenenbildung oder W.A.S.

veröffentlicht am 12. Februar 2013

Das HansWurstVerbot und der Kartoffelbefehl

Was beim ersten Lesen dieser beiden nahrhaften Begriffe wie launige Wortschöpfung klingt, die eine merkwürdige Ausstrahlung zwischen Kabarett und Kindermund haben, ist eigentlich die Verschlagwortung zweier interessanter geschichtlicher Phänomene.
Auf beide Begriffe aus der ersten Hälfte des -Obacht!- achtzehnten Jahrhunderts stieß ich, aus verschiedenen Richtungen kommend/klickend in diesem ausschwingenden Winter 2011/2012.
Und hab daraufhin begonnen, diese intuitiven, zu diesen “Ergebnissen” führenden Mausbewegungen schnappschußartig in Linkordnern hineinzu-, äh, fotografieren. Immer schön ein Tab nach dem anderen geöffnet und wild hin- und herspringend.

Eine Art hyperlinkische Selbstdokumentation, dieser Drang zur Katalogisierung der persönlichen Geistesbewegungen. Wie ein größerer Ersatz für Erinnerungsfotos des eigenen Lebens. Ich seh mich schon heute die noch nicht erzeugten Ordner durchklicken in ein paar Jahren und mich an bestimmte geistige Stationen erinnert. Das Tolle: Speisekarten der Lieblingsrestaurants werden neben gelungen gefundenen Buchbesprechungen, dem stets an mehreren Stellen aufgeschlagenen Wikipedia und allerlei aufmerksamkeitserzeugenden Trivia stehen. Und so wahrscheinlich ein ziemlich stimmiges Bild des heutigen Tages anzeigen, fast vollständig losgelöst von Wetter- Arbeits-, Beziehungs- oder allzu trivialen Fragen der Informations- und Unterhaltungsbeschaffung..
Das klingt doch wie Spleen: noch mehr noch unstrukturiertere Information erzeugen und die gar speichern=für wert befinden. Ich hab aber so das Gefühl, damit ein neues hochinteressantes Betätigungsfeld zu betreten. So ähnlich wie: statt Kinderzimmeraufräumen die (Rechen-)maschinen ein Backup des Chaos´erzeugen lassen. Und dann, gutgelaunt und weiterhin unaufgeräumt, dafür umso inspirierter weitermachen..

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Musik beim Schreiben heute:

Mattafix: “Signs Of A Struggle” 2005, Beegood (EMI)

Stacey Kent: “Raconte-moi…” 2010, Token Productions (EMI)

Sprachgefühl- heute: Details helfen umdeuten. Gar: umfühlen.

veröffentlicht am 2. Dezember 2011

Original (auf der Verpackung):

Angenehm weich, volumig und reißfest.
Besonders reißfest und griffig.
Perfekte Haftung der einzelnen Lagen für höchste Sicherheit durch spezielle Prägung.

Ein schneller Blick, ein prompter Verleser:

Überaus angenehm weich, groß-volumig und bißfest.
Extrem reißfest und grifffest.
Perfekte Haftung der einzelnen Lagen für höchste Sicherheitsansprüche durch spezielle Prägung in der Kindheit..

Die folgende Verleserprogression:

Überaus sinnlich weich, großartig volumig und bißzart.
Extrem reißfest und grifffest. Hält härtesten Belastungen stand.
Geeignet und rundum versichert für wie auch immer geartete psychologisch Verletzte und Traumatisierte.

Fazit:
Es handelt sich um drei wichtige, durch luxierte Assoziation ermittelte psychologische Verkaufsargumentengruppen:

-Das Sinnlich-Direkte. Das, was Spaß macht.
-Die Qualität, Verläßlichkeit, Preis-Leistung, die persönlichen Ansprüche etc.
-Das Tröstende: alle können dabeisein.

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(Die irgendwie sehr passende) Musik beim Schreiben heute:

Wiener Volksoper Orchester, Ltg. Alfred Scholz: “The Best Of Strauß” (Johann, versteht sich. Anm. der Red.) 1989, Selcor Ltd.

GeräuschKuli SE

veröffentlicht am 2. Dezember 2011

„Und welche Art Musik hören Sie in Ihrer Freizeit?“ Schon komisch, als Journalist diese Frage an einen Berufsmusiker zu stellen. Noch dazu an Ralf Hütter (1946), Gründungsmitglied einer der deutschen KulturGrundfesten namens Kraftwerk. Die entgegengenommene Antwort darauf schlägt zwei Fliegen (eine davon der Journalist) mit einer Klappe und soll mir hier als Zündungspunkt meiner GeräuschKuli- Abteilung dienen:

Mal wieder ist es Dezember geworden, direkt aus dem Nebel des vorangegangenen Monats hat er sich gelöst und erinnert mich an meine Lieblingsbeschäftigung:

„Wer sich das Vergnügen macht, zur vorweihnachtlichen VerkaufSoffenheit panlos sich unters bummelnde Volk zu mischen, erlebt bei diesem Gang eine ungewöhnliche Sicht auf die Menschheit: ein Ferner- und Näherkommen von Menschengruppen, gedämpfte Gesprächfetzen, eher ein Gemurmel in den Gassen, ein konzentriertes Gleiten auf den Bürgersteigen, durch die Kälte jeder Exaltiertheit beraubt, den durch die dicken Wollstoffe fühlbar tickenden Geschenke- und Einkaufsplan als Ruhestifter und roten Faden.
Mitten unter all den Menschen, doch zu fern all ihrer kleinlichen Sorgen und stetig wiederkehrenden Mantras um Beziehungen, Pläne, Zeitkonten und Preis/Leistung genau die Art Nähe, die einen sich zuhause fühlen läßt, ungebremst luftigen Raum entwirft um all diese Leben, die Fantasie freigibt und tröstet, wenn man sich allzu geworfen fühlt manchmal..

Eine „Songbesprechung“ des unlängst abgeschlossenen Charakterschutz´, die nichts an Gültigkeit für meine Beschäftigungen eingebüßt hat. Erst gerade schaffte ich, das Klicken einzelner versprengter Zuckerkristalle beim Kaffesüßen zu vernehmen, die, den Weg über den Tassenrand findend auf der anbeiliegenden Palstikfolie des neu erworbenen Bildbandes Museumsarchitektur auftrafen. “Faszinierend, sich auf dieses Mikrogeräusch konzentrieren zu können.” dachte ich, dabei das oft übermäßige menschliche, äh, Rauschen, zum Beispiel im Kassenbereich größerer Kaufhäuser dagegen imaginierend. Ebenso erstaunlich: das Suchen nach beschreibenden Worten heute morgen. Früh um halb sechs, als ich noch lag mit geöffnetem Fenster und versuchte, das indifferent anschwellende Rauschen, wohl des erwachenden Wochenstraßenverkehrs jenseits meines Häuserblocks als solches wahrzunehmen. Eher wie ein dumpfes Laufgeräusch in einer Altbauwohnung kam es mir vor, wenn morgens erst die Heizungen, dann die Duschhähne aufgedreht werden. Dann ein vorsichtiges, wolkenhaftes Pulsieren: Fahrgeräusche eines fernen Zuges am Morgen. Ich stellte mir vor, was man in Geräusche solcher Ungenauigkeit noch hineininterpretieren könnte: Waldrauschen, Wind, Körperfunktionsgeräusche- alles in der “entfernten Version”, das heißt: mit irgendeiner Art Filter dazwischen. Mit Hineininterpretieren meine ich: im persönlichen Geräuscherinnerungsschatz herumüberlegen und dabei nur das Geräusch als solches zu hören versuchen. Also nicht: automatisches Einordnen in den persönlich angewöhnten Audio-Ignorierungs- und Verschlagwortungskatalog, der diese Geräusche dadurch in den Hintergrund der Wahrnehmung verbannt..

Eine sehr meditative Tätigkeit, die ich jedem empfehlen kann.

Ach so, besagte Antwort lautete, sehr dezent gestaltet, knapp, prägnant und ganz im Tenor dieses Artikels:
„In meiner Freizeit höre ich Geräusche.“

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Musik beim Schreiben heute:
Till Brönner: “Love” 1998, Motor Music

Johnny Cash kämpft mit dem Umlaut

veröffentlicht am 24. November 2011

Das ist eine grandios-lapidare Bildunterschrift in der am besten nur mit den Fingerspitzen gehaltenen CD “1000 Nadelstiche”- Amerikaner & Briten singen deutsch”. Das Bild zeigt drei Männer in den klassischen Körperstellungen Coach-Coachee vor antiquierter SchallschluckWand, Hängemikrophon und Notenpult mit aufgeschlagenem Papierordner.
Ein sichtlich angestrengter Herr Cash, ausgemergelt, mit tiefen Gesichtsfalten, der Blick äußerster Konzentration mischt sich mit leichtem Widerwillen und schwerer Müdigkeit, steht mit hängenden Schultern einem sich elastisch gebenden Herrn mit erhobenem Zeigefinger zugewandt.
“Columbia Studio New York, 1965″ als Überschrift hilft, diese Personen-Assemblage etwas genauer einzuordnen. Nahmen doch im Zuge des Kulturexports der englischsprachigen Welt die auf besagter CD erstversammelten Künstler ihre erprobten Hits auch auf deutsch auf. Das Ergebnis ist “ein seltsam quälendes Vergnügen”, oder, wie ich als Beschreibung ebenfalls bei Pitigrilli gelesen habe, ein “vergnügliches Martyrium”, vor allem für Fans der Originalvorlagen.

Apropos kämpft mit dem Umlaut: das führt zur heutigen Einführung meines “Sprachknopfes” unten, der auf dieser Seite in der ebenso neu hinzugefügten Kategorie LautMalerei ab sofort die Möglichkeit bieten wird, Sprache in der gesprochenen Form zu genießen.
Wer also errät, welche zeitgenössische deutsche Band dieser amerikanische Moderator da so hemdsärmlich vorzustellen sich wagt mit tiefen Schnaufen, der hebe bitte ebenso `autstark die Hand:

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Musik beim Schreiben heute:

Antonin Dvorak: “Symphonic Poems Vol. 2”, Brilliant Classics,

der Sprung in die Sprachschüssel

veröffentlicht am 16. November 2011

Lange genug habe ich damit gewartet. “Gezögert” kann man nicht dazu sagen, denn es gab Diverses anderes zu schreiben: Den vierzehntägigen Soodlepoodle blog, davor den Charakterschutz. Damit zeitgleich die Plattenbesprechungen.

Angefangen hat es, soweit ich mich erinnern kann, so gegen vierzehn. Da überholte das Buch zur Modelleisenbahn diese selbst. Dann eine Schwäche für Aphorismen. Dann, sehr viel später, der poetische/ausgestorbene Beruf des Tonträgerhändlers. Da kaut man forever die Songtitel, vor allem aber auch die Bandnamen, über deren korrekte Aussprache man sich nicht soo einig werden kann, in mannigfaltigen Versionen so lange wieder, bis man den Zauber des einzelnen Wortes entdeckt. Dann kommen die Phrasen, die ich beim Zuhören als eigenständig erkannt habe und dafür flugs ein Plätzchen draußen im Flur der vorvorletzten Wohnung reserviert habe. Mittlerweile bin ich zwar schon zweimal umgezogen, diese Wand habe ich aber mitgenommen.

Aussprache, Wortschöpfungen, bon mots, Formulierungsuniversen- kurz: die Sprache in all ihren Ausformungen läßt mich einfach nicht los. Und da bin ich nun, auf einem neuen weißen Stück, äh, Papier, und tippe, was das Z so h. Immer schon super fand ich das maschinelle Schreiben, das stetige Änderungen erlaubt, ein Nachschneiden am nächsten und übernächsten Tag, so, daß man sich immer mehr optimiert bis zu finalen Version. Das Internet erlaubt zusätzlich die fantastische Möglichkeit der Verlinkung, so daß man buchstäbliche Wegkreuzungen und Abzweigungen einbauen kann statt nur Fußnöte(n).

Also geht es heute los, am 17. November des Jahres Zweitausendelf: ich betrete die wundersame Welt des Schreibens erneut.