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Der Max ist schuld! oder: the crazy side of Stillebenrequisitenhortung

Ich habe gute Erfahrung mit Abwarten. Abwarten und Horten. Horten von irgendwas. Horten per se. Erfahrung, Wortschatz, Ideen, Pläne, Inspirationen. Zettel, Fotos, Bücher und Gegenstände. Horten aber bitte von etwas, das thematisch zusammenhängt.Meine Erfahrung: das Gehirn nimmt davon Notiz, wenn man sich mit etwas länger beschäftigt. Auch nebenbei beschäftigt. Das Dollste: es kaut drauf herum, wälzt hin und her, entwirft Ideen. Im Hintergrund, selbständig, ohne daß man das so merkt im täglichen Strudelauflauf. Man stapelt vorne nur einfach immer weiter (und ignoriert wie auch immer dringliche Hinweise aufs Messietum): Kaffetüten, Filmdosen, Nektarflaschen, Eierbecher, Plastikgriffe für Sprudelsixpacks und Flohmarkthaul. Und vertraut auf die Wucht der hauseigenen Hintergrundprogrammierung ;-)

Und eines Tages kommt einem eine Museumsshopauflösung in die Quere und schwemmt mit der Möge-die-Macht.. eines 30%-auf-alles-muß-raus-Rabattes die tutti verändernde Idee ans heimische Ufer: man blättert sich, glücklich wieder daheim im Warmen angelangt, durch mit grobem Pinselstrich gemalte Ansichten von Blumen, Saxophonen, Zigarrenkisten, disfunktionalen Handspiegeln, Petroleumlampen, Tischdecken in allen Falten, Sektkelchen, Fezen, Spielfigurinen, Plastiktellern, exotische Skulpturen aus Wachs, bis man irgendwann beiläufig denkt: hab ich auch alles. In Kartons… Dann der Blitz:

Oops, man sitzt ja auf einem Schatz an Requisiten für.. Stilleben!

Bei Durchsicht dieses Büchleins hab ich bemerkt, wieviel crazy Potential im malerischen Thema Stilleben steckt. Vor ein paar Jahren kam dieses Staunen schon einmal auf, als ich die Stengelfotos von Lee Friedlander entdeckte und total begeistert war, welch “schnelle Entfernung” vom Üblichen dadurch möglich wurde, die Dinge anders zu sehen. Oder anders zu.. arrangieren.

Genau das hab ich jetzt auch vor. Mit meiner Vorahnungsstillebensammlung 1990 – 2017.

Es können gut und gerne 5 Umzugskisten sein. Na, diese Standardgröße, die ich ohne Nachmessen auf 60 x 40 x 40cm schätzen würde. 922900015 davon durch Raummaßrechner getippt ergeben: einen halben Kubikmeter. Das ist einiges. Diese (nun angewachsen auf fünf) schlepp ich nun seit über zwanzig Jahren mit mir rum. Unausgepackt. Und warum? Weil ich – siehe Entdeckung oben – darin einen selbst-angesammelten Schatz horte. Horte und ständig vergrößere. Mit Schatz meine ich seltene Gegenstände, deren Anblick einen wach machen, die persönliche ästhetische Konfektionierung oder markttypische Verknappung spüren lassen, staunend übers eigentlich Mögliche. Oder eine Vision von “schräg”, “abseitig” oder schlicht “fantastisch” hervorrufen.

Und was sind das für Sachen? Ganz banal:

#flohmarktfunde.

Dieses “Mitschleppen” hat nur wenig mit dem reinen Habenwollen und Wegstoren zu tun. Eher mit den dadurch entstehenden Möglichkeiten. Möglichkeiten in allen vorstellbaren Dimensionen:  nicht nur die, sich jäh damit zu erfrischen, die Deckel aufzuklappen und zu staunen, auch, wenn es ein ach-ja-hello-again-Staunen ist. Diese Dinge bieten sich auch an, ins persönliche Leben als Permainspiration eingefügt zu werden.

Hat einfach damit zu tun, daß es Schönheit gibt.

schaut Euch diese Teegläser und ihren crazy Schatten an! Oder diesen rührend einfachen Hund aus Holz und diesen HausbarSpatz zum Flaschenöffnen! Und diese Ufo-Harmonika! Und stellt euch vor: DAS IN ÖL!

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Und dann googelt, wo man so was auf die Schnelle und Günstige überhaupt herbekommt… Eben!

Wer also läßt schon gerne die Schönheit wieder aus seinem Leben verschwinden, nur weil er/sie plötzlich dieses undurchdacht-impulsive Stapeln-wofür-denn satt hat, oder umzieht, oder jemand kennenlernt mit ballaststoffarmer Gesinnung oder von Verwandten mit einer Klärung der Verhältnisse bedrängt wird. Kurzsichtig, das. So, vom Malerstandpunkt aus gesehen.

Und wenn ich da meine “alten” PinXoGraphien so durchgucke, haben da sehr wohl einige ein Gerüchle der (beckmannschen!) Gegenständlichkeit:

Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, als Centerfold gestaltet
Stilleben mit Strohut und ausgebautem Getriebe, zweifarbig als Centerfold gestaltet
nocturnes Stilleben mit Rohrstengel, Zigarrenspitze und schräggekämmten Nachtmahr in Schwarzlicht
nocturnes Stilleben mit Rohrstengelmikrophon, Zigarrenspitze und schräggekämmten RocknRoll-Nachtmahr in Schwarzlicht
peruanische Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrischer Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stillleben vor peruanischer Nachtdecke in landestypischer Färbung mit symmetrisierter Nachempfindung des Bosch´schen Garten der Lüste
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit schamponierter Lieblingsplüschente
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mit fadenumsponnener Frühlingsagave im Lichtbad
Stilleben mt Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken in die Eiger Nordwand
Stilleben mt beleuchtbarer Campinglupe und mitgebrachten Einstiegsbrocken  in die Eiger Nordwand
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Seidenschneckenstapel
Stilleben im Nähkästchendunkel mit Spitzenschneckenvorratsstaperl

Hey! Das macht Spaß! So still leben tun als ob! Und meine “Hintergrundprogrammierung” warf nach all den erstaunlich-neuen Bedeutungen meiner obigen Bilder heute nacht gar die imperative Wappenpflanze aller Messies und zwanghaften Sammler aus: die “Horten-Sie“!

Weitere, freudig&frisch erwachsene Anforderung, die aber super in mein neues Thema Einrichterpoodle * paßt: jetzt, nach der “Aufwertung” dieser Sammlung brauche ich eine neue… Möbelsorte, die dieses ewige Verpacktsein in ein stetes Offen-und-Sichtbarsein verwandeln hilft:

nen Stillebenrequisitenhortungsschrank! ;-)

*= dazu demnächst mehr..

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Musik beim Stilleben-mit-Namen erfinden:

Hayseed Dixie: “Walk This Way”
Tone loc: “Funky Cold Medina”

die ThailandBikerversion von J. Brown: “I Feel Good”

Aber sowas ins Wohnzimmer hängen?

…denke ich öfter, wenn ich ein Wow-Erlebnis/Joy Event™ am Bildschirm habe wie die Tage beim “Durchspielen” der neusten Scans um die Blattnummern +/- 425 c/o PinXoGraphy:

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..denn da ist schon wieder was bislang Ungesehenes durchzuspüren, ein neuer Flavour, ein frischer Bildklang, der sich entwickelt hat – durch Doing by Doing ;-) Wie Ihr seht, ist der Farbauftrag, Duktus und Gesamteindruck näher an den klassischer Malerei gerückt: die Farbe wird gröber und sich durchmischender aufgetragen, entzieht sich dadurch noch mehr einer Ahnung der dazu verwendeten Technik. Die Formen haben mehr mit Schlieren, Gestiebe und Strudel was zu tun als mit exakt ausgeführten Silhouetten oder geplant verwirklichten Umrissen. Umrissen von.. Aliens.

ysp-scanp-170104-424h-r4v2nAuch der räumliche Eindruck, der gewiß zu erleben ist, wird aber irgendwie verwaschener. Gut: Scharf gemalter Vordergrund a) und b) anhand Farbverlauf weggerückter “Hintergrund” sind klar erkennbar, doch die “Figuren” davor wirken uneinheitlicher durch ihren irgendwie störenden Nuancismus der klein beigegebenen Striche, kREislein und anderen, äh,  Ungrobheiten. Das ist aber kaltblütige Absicht ;-)

Farborgial würde ich die Seheindrücke dieser Neuzugänge beschreiben: noch mehr, noch sattere und noch öfter disparate Farben (gefühlt: alle auf einmal) drängen ins Bild, aber auch eine neue harmonisch-pastellne Anmutung hat sich gestern nacht durch einen Falschklick (das orange-rosafarbene unten links im 4-er Feld) ergeben – Serendipität, für die ich wie immer sehr dankbar bin! Endlich ein Moodboard fürs Mädchenzimmer ,-) Und es “passiert ja auch viel” auf der Fläche, was ja für eine monumentale/kolossale Ausfertigung spräche. “Down the hall” oder die lange Wand im Theaterfoyer oder ähnlich mondänes Umgebendes.

ysp-scanp-170104-424i-rec18Aber so ein Werk drei mal zwei Meter auf die längste Wand der humble Wohnung applizieren? Puh, wäre mir viel zu unruhig! Die Dinger ballern doch total, würden ergo&irgendwie die Seelenruhe der Davorplatzierten (Chiller/Workflower) bedrängen.. Dann lieber hier cosy aufs Display – da sind sie gezähmt, kleinknallig, schmücken leuchten schön und machen (also mir) Laune wie gute Nachrichten oder schnell ein Stück fruchtig gefülltes Praliné..

 Also nein. Nix Wohnzimmer. Wieder runter damit.

ysp-scanp-170118-428d-r180Wenn schon Architektur mit ins Spiel soll, eigentlich in eine raumfegende Halle mit vieeel weißer, beiger oder anthrazitener Wandfläche ums Bild drumrum! Achapropos, da könnte ich doch grad mal ne digital-Montage ausarbeiten zur Beurteilung.. gleich mal mein archiviertes Fotomaterial sichten..

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Musik beim Schreiben und wieder Abhängen heute:

Label Compilation Good Looking Records: “NuSounds”, 2004

Savvas Ysatis: “Select”, TRESOR, 1999

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Nachtrag Nach-Tag Montag (der Tag danach): Fotomaterial (bis auf die Bodenwellen) – eher Fehlanzeige. Aber da könnte man es doch mal nonchalant mit Stockfotos versuchen. Ist ja eh schon Kulturtechnik geworden. Ich werde fündig nach ein paar Probewortversuchen mit dem String gallery interior “empty walls” – Aha, dacht ich mirs: jede Menge leere = digital behängbare Galeriewände! Der “Künstlerbedarf” der  Neuzeit ;-) .

Fünf Minuten später: so auf die Schnelle find ich darunter aber nix richtig Cooles, also versuch ich launig dieses einfache, selbstzusammengeklickte Interieur V 1.0 – : it´s more fun to compute!ysp-scanp-424h-exhikitkleines Photoshop-Tutorial-Comic:

  • a) Raum: Start mit einem b/w Verlauf
  • b) Wandkopie
  • c) SofaCreation:

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Vielleicht schaff ich noch ein Lichtdurchflutetes.. mal sehen.. ah- ja:ysp-scanp-415e-exhiki0drei Tage später: oh, ein neues Betätigungsfeld ;-) Vom Oktober 2015, Blatt #158, #163:ebk-scan-151008-158h-exhibkebk-scan-151011-163h_exhibk