Monthly Archives: January 2016

Ich male Augenbewegungen

Wie kommt man auf so eine Überschrift Idee? Nun, man sitzt mit feingespitzten Bleistift und versucht, Spuren der delikatesten Art auf diejenigen Stellen des schon angefangenen Bildes zu ädden, daß sich Unterschiede zwischen bewußt gemalt und unbewußt gemalt vermengen.. Kurz: entschlossen fahrig Striche machen, denen man keinen (zeichnerischen) Willen ansieht, die aber trotzdem irgendwie auf dem Bild angelangt sind.Und sich plötzlich an diesen typischen Strichverlauf auf wissenschaftlichen Diagrammen erinnert: den Anblick einer Grafik, die aufgezeichnete Augenbewegungen darstellt. ntr-scanp-160125-266-rec4ecUnd genau wie diese wirr scheinenden Augenbewegungsspuren – so mag ich malen ;-)

Das Ziel: was der Betrachter auf diesen Bildern erblickt, soll eher als Spuren gedeutet werden, die man aus seinem täglichen Leben in freier Wildbahn ( also abseits medialer Vermittlung) so kennt,

die als Bild quasi ein Echo dieser Kenntnis erzeugen.

Und die man eigentlich gar nicht bewußt wahrgenommen hat. OK, – irgendwie künstlich erzeugt – wir betrachten ja ein gemachtes Bild – aber dennoch merkwürdig “anorganisch”, wie absichtslos, antigestalterisch. Bis zu diesem Moment nun: am Bildschirm oder in der Galerie, an dem man sie doch wiederzuerkennen glaubt. Und sich darüber wundert.P1290124Das wären so optische Phänomene wie Gebrauchsspuren an Gegenständen, Verwitterungsmuster auf Steinen, Rinden, Blättern, Straßenbelag mit schmelzenden Schnee, als Patina auf einst glatten Oberflächen, durch Gebrauch “erschienene” natürliche Pfade, als hierzulande selten gewordene Landschaftselemente, die fern von jeglicher menschlichen Einwirkung, nur den natürlichen Gegebenheiten der Tektonik, Witterung, Verfall und/oder Bewuchs zu folgen scheinen.

ntr-scanp-160125-266-rec180 ntr-scanp-160122-264c-r7veAber auch solche faszinierenden Dinge wie Lichtspuren auf Langzeitbelichtungsfotos, denen durch leicht zittrige Verwackelung ein Eigenleben innezuwohnen scheint – wie hier bei einem meiner KrimiCovers.

ntr-scanp-160125-266f-rec3v ntr-scanp-160125-266d-re4ve

Die nächste Frage ist warum.

Ich versuche mich in Antworten:

  • das Bestehende langweilt. Nicht beim Anschauen – da lernt man ja immer, und wenn es Aussortieren ist –  aber bei der Vorstellung, selbst Gebirge, Blumen, Turnschuhe oder Gesichter zu malen, scheuklappe ich zu. Oder heißt es : zurück? ;-)
  • weil mich dieses eigentlich Unmögliche reizt: Spuren auf dem Papier zu hinterlassen,  die sich durch ihre Erscheinung =  Ähnlichkeit mit dem Unwillkürlichen der Welt als willensfrei geben. Oder besser: tarnen. Und diese Camouflage, dieses Unklare zwingt fast zum Hinsehen. Zum Bewußten.
  • weil ich beim Malen bemerkt habe, wie wenig gesteuert man auf diese Welt guckt und sie trotzdem in seinem Bildgedächtnis vorrätig hat. Das Staunen, dorthinein gelangt zu sein wie Treibgut, das man nicht bestellt hat, das sich aber nichtsdestotrotz am hauseigenen “Strand” angesammelt hat.
  • um durch diese Art, Spuren zu verwischen, zu etwas Ungesehenem zu gelangen. Dabei hilft natürlich der Computer, aber nicht auf die bekannte Weise. Oder wie sage ich immer wahrheitsgetreu:

«Das hab ich genau so gemalt. Nur nicht in diesen Farben.»

ntr-scanp-160124-265c-re7vr ntr-scanp-160125-266b-r3verntr-scanp-160124-265c-rec7v_____________________________________________________________________

Oldies hören Musik beim Schreiben heute:

Stammheim Presents: Heimfidelitiy 6: “ExPIERREiments”, HörSpielMusik, 2003

Various artists: “Moving Shadow 98.2″, dito

Various artists: “Zentertainment 2002″, Ninja Tunes, 2002

Faith No More: “Album Of The Year”, Slash, 1997

(Eigene) Werkschau, nicht selbst erstellt – V 3.0

Was macht man, wenn man seiner Webseite laufend nicht nur Text, sondern  vor allem auch Bilder hinzufügt und dabei keine Lust hat, ständig an den Betrachtungsmöglichkeiten herumzustellen?

Man kann die Bilder in nen Blog einfügen, der dann typisch zeitstrahlähnlich diese chronologisch abfolgen läßt für die Besucher. Last in, first outmäßig, also im umgekehrten Zeitstapel. Das ist mir aber zu sedimentähnlich.

Oder man kann fremde Mächte 😉 die Arbeit tun  lassen. Automatisch und nach  (recht) unsichtbaren, ja geradezu unbekannten Regeln. Und das geht so:

Da die meisten Bilder hier am Blog sowohl ungetaggt, dafür aber/als auch von Text “umflossen” sind, kann man der Suchmaschine einzelne Begriffe dieses Textes (!) als Kriterium, das zur Wahl benachbarter Bilder verwendet wird, hinwerfen. Und je nach Wortwahl eine jeweils andere Mischung der Bilder angezeigt bekommen.

Was mir dabei extrem Laune macht, ist die ständig changierende Durchmischung von Fotografie, Werkstatt-Photoshop-”Skizze” und frisch Gemalten. Da ergeben sich “Nachbarschaften” in dieser automatischen Galeriemischmaschine, die weitere Funken der Inspiration werfen. Formidable!

Läuft bei mittlerweile weit über zweitausend Bildern hoffentlich nicht nur für mich als Generator von unvorhersagbaren Bildkombinationen ganz im Sinne des Herrn Hechenblaikner oder Lilah Ramzis “Part Nouveau” als Galerie-Automat und (Selbst-)Inspiration, die ich im Schnitt alle 3 Wochen erneuere.
Am “Schalttag 24”, dem letzten im Februar also zitiere ich flugs aus einem SprachLehrBuch. Und zwar die drin aufgeführten Protagonisten, Modalpartikeln genannt – die “machen” dann die Galerieauswahlkomponenten – Voilà!
aber | auch | bloß | denn | doch | eben | etwa | halt | ja | mal | man | nicht | nur | schon | vielleicht | wohl | eh | eigentlich | einfach | erst | ruhig | überhaupt.


Archiv: Aber heute, am 18. Dezember 2023 ist mal alles anders:
ich starte bei Null: aktuell auf dem Portfolio 2023: eine ins Leere zeigende Galerie, denn unter Comet irr Hurten & förster teich nichte gibts im Moment keine Ergebnisse für Bilder am gesamten(!) Blog des Soodlepoodle. Der Grund liegt nicht nur daran, daß ich mich von der hierzulandigen Weihnachtstreiberei jährlich weiter entfremdet fühle (wie ging dieses Lied «Nesem vám noviny» man nochmal?), sondern konkret auch daran, daß keines der Suchworte eine Entsprechung im Text hat. Bis grad eben (da ich die Worte hierher tippe). Also kommt mal, vielleicht auf Weihnachten wieder vorbei, da kreuzen bestimmt ein paar Bilder auf als Ergebnisse. Ich führe darüber Buch. Laborbericht Uknow 😉 ora et labora et Weihnachts-Bo-keh hu-rra!

Spannend dabei ist, daß diese Aufrufe sich immer auf den neusten Indizierungsstand bei Google beziehen, derselbe Befehl nach einem halben Jahr also völlig anders aussehende Ergebnisse = Zusammenstellungen liefern mag durch die mittlerweile “entdeckten” neuen Bilder.

Da könnt Ihr Euren Cocktail auch mal selber mixen!

Rezept: ins Googlebildersuchfenster “site:soodlepoodle.net” eingeben – und dann irgend ne Präposition, 1 Farbwort, ein Hilfsverb oder Personalpronomen eintippen– vielleicht grad mal eins von dieser Page/Seite! Dann bekommt Ihr Euern persönlichen Soodlepoodle- Bilder- Mix! und dann natürlich flugs dasselbe mit der.. eigenen Seite, insofern es da was außerhalb fb, twitter und co gibt- am idealsten ein Blog mit Wörtern zu den Bildern!

Mein kleines Steckenpferd nebenbei: die Bildersuche @home nach “ebk-scanp” – so hab ich alle pinxographischen Blätter genannt, die zwischen Juni 15 und Januar 16 entstanden und online gegangen sind. Nächste Malerstaffelei unter “ntr-scanp”, dritte, aktuelle unter “ysp-scanp”. Na – do you feel the difference??

Read this article in English

Let Google Do The Work – My Gallery FAQ

Everyone looking at pics en masse would be familiar with this feeling of annoyance. Quite a few online portfolios of photographers, art dealers, model agencies or magazines fastidiously deliver pic-by-pic slide shows without providing a much more convenient overall view.

Seems like there´s someone aspiring out there trying to re-educate us in our fast-pacedness, tempting to slow us down as we arrive kneeling down in front of one single picture just like in former times but
I´m sure those days are gone forever.
It’s too easy to browse through hundreds of pics per minute. Everyone on the internet does it on a daily basis, but the slowness of one pick per click is getting on our trembling nerves.
So I took on an experiment by letting Google present the overview to my pics. Feeding the searching machine with “site of: soodlepoodle.net“, it displays all enlisted pics of this website.
The price I pay for doing this is that visitors might get confused when they click on a “pics” button and are then automatically connected to google search results showing a wild mix of soodlepoodligan content.
It takes a little time to get used to this kind of presentation.
The thumbnails-to-be-found get you back to the site. Starting March 2015 I began to change around the word search as I was getting bored with always the same old resulting mix. I found an easy way to bring in some variation: there’s an abundance of pictures and text, most of the pics on this blog are untagged and surrounded by text. So I took a chance

by throwing in one single word to get out a diversity of pics.

Different words put into the search lead to different mixes of pictures. Here are three “compilations” using the search words  “habe (have)“, “an (at)” & “aus (off, from)“ f.l.t.r.

screenshot-diary-2016-01-18  screenshot-diary-20160118an  screenshot-diary-20160118b-

This way of pictorial lottery turns out to be an exciting way of juxtaposing my own pics – fotos, paintings or construction drawings find new neighbours to astonishing effects. Just like Austrian photographer Alois Hechenblaikner, or Lilah Ramzi´s Part Nouveau – two artists/curators working (albeit more deliberately ;-) ) on the two-picture-phenomenon.

Since then I tried these following words to make up my gallery:

By steadily adding more and more pictures and text this way of mixing is always dynamicely reacting to the latest status. By using the same old search string words there´s always new combinations of older and newest.

Revisiting those pics from time to time, I´d like to give some    to the most entertaining quests.

This  brought the idea of combining foto (right) and exclusively mouse click induced imagery (left) as splash screen:

Related hobbyhorse: the presentation of my pastells which all have the bit “ebk-scanp” in their file name. Online since June 2015. Next season: file under “ntr-scanp”, the most recent third file under “ysp-scanp”. Hey – do you feel the difference??

Some more mixes for Pleasure Of Beholding:

screenshot-diary-2015-12-31-pw-regelmaessig  screenshot-diary-2015-12-31-pw-einfach  screenshot-diary-2015-12-31-pw-grob  screenshot-diary-2015-12-31-pw-rein  screenshot-diary-2015-12-31-pw-100f   screenshot-diary-2015-12-31-pw-200b

Read the German version of this article.

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Listening to while translating/writing:

Paul McCartney: “McCartney II”, Parlophone 1979

Matthew Herbert: “Scale” K7, 2006

Etienne de Crécy: “Tempovision”, Disques Solid, 2000

Clinton: “Disco and the Halfway to Discontent”, VIrgin, 1999

The Cardigans: “Life”, Polydor, 1995

..man will ja unbedingt was erkennen wollen!

Blatt #255. Pastellkreidenmalerei im fortgeschrittenen Stadium. Beim Umfärben des ursprünglichen Blaus in dieses Rotbraun, plötzlich, erscheint er, der schneckenköpfige Drachen mit den Hundeohren:ebk-scanp-160105-255d-r4drOder das stürmische Karussell auf dem Blatt #253. Hochaufschießend, fast wie ein Lebewesen. Aber erst: nach einer 90° Bilddrehung:ebk-scanp-160101-253g-recolNach einer ebenfallsigen Bilddrehung der Nummer 255: voilá, das brennende Pferd. Mit dem Strichelgestirn als Reiter und Funkenstreuer zur Erde. Aber ebenfalls erst nach dem Scannen und Umfärben entdeckbar, denn zuerst war alles.. stahlblau. Und die damals grüne Wiese, die jetzt flammt und wogt am unteren Bildrand noch unerkannt als solche, nun ein Flammenmeer.. oder scharlachrote Schleier, die im Südwind wehen?ebk-scanp-160105-255-r5Oder ist alles ganz anders? Bin das nur ich, der das sieht? Diese Bilder auf eben diese Weise deutet?Bleibt, auf das nächste Feedback zu warten. Und weiterzumachen.(..)

Denn noch immer, nach über einem halben Jahr pastellne Malerei, entstehen diese Bilder ohne Absicht, gegenständlich zu sein. Oder, besser gesagt:

der große Plan ist: ihre Vermeidung.

Des weiteren soll beim Malen bitte fehlen: die vertikale Ausrichtung und damit die Anmaßung einer Schwerkraft. Oder die Absicht, Räum- und Körperlichkeit durch Hell- und Dunkelauftrag zu evozieren, Das schafft “posthum” ausschließlich das Digitale (die Postproduktion quasi) nach handwerklicher Fertigstellung: diesen bildnerischen Ton noch weiter zu drehen und damit unbekannte Sensationen herauszukitzeln. Der dann gewählte Bildausschnitt (das heißt Scan-Ausschnitt – mein Apparat “schafft” immer nur ein schmales Viertel des Gesamtblattes) und die Drehung ebendieses lassen überraschende Bild-Deutungen zu, die nachfolgende Umfärberei hat daran weiteren entscheidenden Anteil.

Obige drei auf diese Weise entstandenen “Porträts” sind mir jedoch in ihrer jähen Offensichtlichkeit selten. Meistens bleibt nur, an einzelnen Kurven, irgendwo im Bild oder an einer durch gedankenlos hingeworfene Tönung erzeugten Andeutung von Dreidimensionalität herumzu..rätseln, und vage Erinnerungen an Gesehenes zu bemühen, wie hier unten:ebk-scanp-160105-255e-r3Dabei hilft die durch Rechner flexibel gewordene Möglichkeit zur Koloration, fertig gemalte Formen umzufärben und dadurch in einen realen Kontext einzuordnen, die Assoziationstauglichkeit mit “noch lebenden” Gegenständen näherzurücken. In Orange gefärbt zum Beispiel Flammen in Formen zu entdecken, die in Grün eher organische Blätter waren. Oder in braun plötzlich hölzerne oder irdene Phänome zu erahnen. Und dadurch wie hier das lilafarbene Vertikale als zum Beispiel aufsteigende Rauchsäule mit.. äh, Fräsungen oder gar eine organisch-körperliche Form á la Henry Moore zu entziffern. Sehen zu wollen.

Was mich dabei besonders fasziniert, sind die winzigen Schattierungen und zufällig (gemalten) Überschneidungen von Strichen oder Flächen, die hinterher erst, beim Anschauen plötzlich einen Sinn ergeben, in ihrer jäh erscheinenden Plausibilität die Fantasie des Betrachters triggern.

Dabei ist beim Malvorgang selbst keinerlei Beschränkung notwendig: gar nach fragilsten Auftrag haudünner Schichten ist es probat, Kinderzeichnungsgleich mit stumpfen Stift über das Ganze hinweg zu stürmen. Oder in die gröbsten Stellen winzige Kreise oder Rauten zu zisellieren wie hier unten rechts im “Heu”:ebk-scanp-160105-255b-r5Antagonistische Gebilde reizen natürlich ebenfalls in ihrer Kontrastigkeit. Man kann daran gut seinen persönlichen Unterscheidungswillen erkennen ;-) ebk-scanp-160101-253f-normOder wars eher die Lust, irgendwas auseinanderhalten oder einfach nur benennen zu können? Drehwurm von Noppen von Blättern von Gräsern von Perlmutt zu trennen? Oder gehts eher darum, hell von dunkel, düster von positiv, deprimierend von ermutigend, auf- von abwärts trennen zu können? Je größer das Rätsel, desto genauer jedenfalls guckt man hin –  die Bilder sind somit  weitere Beispiele/Hinweise für/auf die Tatsache, daß ..man  ja unbedingt was erkennen wollen will!

Vielleicht gar.., das kam mir grad beim Wäscheaufhängen…sich selbst? ;-)